Der Schweizer IT-Lehrling für die Berufsolympiade steht fest

Die Schweizer Vorausscheidung im Bereich Informationstechnologie/Software-Applikationen für die Berufsolympiade 2001 in Seoul fand in Volketswil statt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/11

     

Beim Wort Olympiade denken die meisten Menschen an Disziplinen wie Hürdenlauf, Rudern und Weitsprung. Dass es auch eine Olympiade der Berufe gibt, wissen nur wenige. Dabei existiert die alle zwei Jahre stattfindende Berufsolympiade seit 1950. Als dieser Anlass damals in Spanien ins Leben gerufen wurde, waren nur wenige Berufe vertreten. Heute sind es die besten Lehrlinge und jungen Berufsleute aus 36 Sparten, die alle zwei Jahre ihre beruflichen Fähigkeiten messen. Von Köchen, über Schreiner bis zu Coiffeuren - alle Branchen sind vertreten. Ziel dieses Anlasses ist, Einblick in die Ausbildungssysteme und Arbeitsmethoden verschiedenster Länder zu gewinnen, Vergleiche zu ziehen und neue, wertvolle Impulse zu erwerben und umzusetzen.




Seit 1953 nimmt die Schweiz an der Berufsolympiade teil. Seit 1994 sind auch die Berufe aus dem IT-Umfeld vertreten. Dieses Jahr zum ersten Mal mit von der Partie ist das Berufsbild Informationstechnologie/Software-Applikationen. Die Vorausscheidung in dieser Disziplin fand letzte Woche in Volketswil statt.


Mitten im Trubel

Das Spezielle an diesen Wettbewerben ist ihre messeähnliche Durchführung mit vielen Gästen. Deshalb wurde die Schweizer Ausscheidung bereits als "Mini-Olympiade" aufgezogen. Mitten im Einkaufscenter Volkiland, zwischen herum eilenden Hausfrauen mit schreienden Kindern an der Hand und gestressten Geschäftsleuten, die zum Lunch ins Volkiland kommen, wurde vom ZLI, der Zürcher Lehrmeistervereinigung Informatik, und dem Schweizerischen Verband für Informatik Berufsausbildung ein Stand aufgebaut. Dort wurde während drei Tagen um den Titel des Schweizer IT-Meisters gekämpft. Teilnehmen konnten alle Lehrlinge oder Berufsleute bis Jahrgang 1979, die in der Schweiz eine Ausbildung als Infomatiker (Systemtechnik, Support, Applikationsentwicklung), Kaufmännischer Informatiker oder Mediamatiker absolvieren oder absolviert haben.



Als sich letzten Montag die jungen Berufssportler, fünf Männer und eine Frau, zum ersten Mal trafen, wussten die sechs noch nicht genau, was sie erwarten wird. Zwar hatten sie ein Programm erhalten, merkten aber schnell, dass sie flexibel für Änderungen sein mussten.




Gedopt mit Kaffee und Cola sassen die jungen Leute in aller Öffentlichkeit vor den PCs und lösten die vorgegebenen Aufgaben. Am ersten Tag ging es um Excel-Tabellen. Abends wurde ihre Teamfähigkeit in einem psychologischen Test auf die Probe gestellt. Dienstags ging es weiter mit Programmieren von Datenbanken und zu guter letzt wurde am Mittwoch dann auch noch Textverarbeitungs-Know-how geprüft.



Die drei Wettkampftage haben die sechs jungen Leute zu einem Team werden lassen. Und obwohl jeder für sich kämpfte, bekam er Hilfe von seinen Kollegen, wenn er nicht weiter wusste.



Am Mittwochabend waren alle froh, dass der Contest vorbei war. Die Minuten vor der Siegerehrung verbrachten sie nervös wartend in der Gruppe. Auf die Frage, wer gewonnen habe, antworten sie unisono: "Irgendwie sind wir alle Sieger."




Der Gewinner

Und dann war es soweit: Der grosse Moment, auf den alle gewartet hatten. "Der Gewinner der diesjährigen Vorausscheidung heisst: Urs Hüninger." Freudestrahlend nahm der 18-jährige Winterthurer, der als KV-Applikationsentwickler-Lehrling bei der Zürcher Kantonalbank in Stettbach arbeitet, die Goldmedaille und die Glückwünsche entgegen.



"Ich bin stolz, dass ich die Schweiz in Korea vertreten darf. Es erfüllt mich mit grosser Ehre", sagt Hüninger nachdem er überglücklich unzählige Hände geschüttelt und sich bei seiner Freundin den wohlverdienten Siegerkuss abgeholt hatte. "Ich freue mich auf Korea und auf die Precamps, die im Sommer zur Vorbereitung stattfinden werden." Speziell für den Wettkampf trainiert hat der Lehrling nicht. Privat verbringt er nicht allzu viel Zeit vor dem Computer. Programmiert wird zu Hause selten. Einzig ein Datenbank-Programm für die Bubenberger Pfadi, für die er den PR-Chef macht, habe er in der letzten Zeit geschrieben.




Nur ganz knapp hinter Urs Hüninger, auf dem zweiten Platz liegt die einzige Frau unter den Teilnehmern. Melanie Rutz, Informatiklehrtochter bei Manor Basel, gönnt ihrem Mitstreiter den ersten Preis von Herzen. "Vielleicht mache ich in zwei Jahren nochmals mit und vertrete die IT-Branche an den World Skills 2003 in St. Gallen", sagt sie lächelnd. Dritter wurde Patrick Stählin, Informatikstift bei Opus Software in Wetzikon.




Endausscheidung in Seoul

Vom 6. bis zum 19. September findet die Berufsolympiade WorldSkills in Seoul statt. Es werden Lehrlinge und junge Berufsleute aus 36 Nationen vertreten sein. Auf einer Fläche von 36'000 Quadratmetern werden 39 Berufsbilder zu sehen und 21 verschiedene Sprachen zu hören sein. Und genau da wird Urs Hüninger in der Sparte Informationstechnologie/Software-Applikationen unsere Nation vertreten.




InfoWeek wird darüber berichten. Wir wünschen Dir viel Glück, Urs!



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