Datenschlauch aus dem All
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/43
Mit der Firma Tronic-Group offeriert ein weiterer Anbieter den Internetzugang via Satellit an. Dass dieses Verfahren der Datenübertragung schier unglaubliche Kapazitäten bietet, weiss man schon länger. Entsprechende Angebote konnten sich aber bis jetzt in der Schweiz nicht durchsetzen. Zwar hatte die Firma Skypro aus Cham den Satellitenzugang von DirecPC angeboten. Peter Heri von Skypro: "Infolge technischer Probleme mit dem Produkt beschlossen wir, dieses Angebot aus unserem Sortiment zu streichen. Zudem war die Nachfrage sehr gering."
Nichtsdestotrotz drängen in Europa immer mehr Anbieter von Internetzugängen via Satellit auf den Markt. Allen voran Europe Online. Die in Luxemburg ansässige Firma positioniert ihr System allerdings nicht in erster Linie als Internetzugang, sondern als Access-Lösung für multimediale Inhalte wie Filme und Musik, wie die Firmensprecherin Isabelle Weydert ausführte.
Hierzulande wird das Produkt unter anderem durch die St. Galler Firma Blackpoint Net angeboten. "Das Interesse ist gross, der Service von Europe Online hat aber Mängel", führt Firmeninhaber Stefan Simeon aus. Deshalb werden vorerst keine neuen Abonnenten mehr angenommen.
Der noch junge Anbieter Tronic-Group bietet seinen Kunden zum Preis von 500 Franken ein Starter-Kit an, in dem sämtliche Hardware und Software für den satellitengestützten Internetzugriff enthalten ist. Pro Monat kostet der Access namens SkyWorld rund 30 Franken und bietet standardmässig einen unlimitierten Datendurchsatz von 128 kbps - also gleich viel wie kanalgebündeltes ISDN. Höhere Downloadgeschwindigkeiten bis zu 8 Mbps werden abhängig von Datenvolumen und Tageszeit zusätzlich verrechnet. Der Anwender kann via Software den gewünschten Datendurchsatz wählen. Die maximale Kapazität von 8 Mbps wird aber erst im Laufe des Dezembers bereitgestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt wird auch eine Software-Lösung für Windows 2000 erhältlich sein, die es erlaubt, den High-Speed-Zugang in einem Netzwerk mit mehreren Benutzern zu teilen. Bis anhin ist lediglich eine Software für Windows 9x und Me verfügbar.
Die zusätzliche Bandbreite kann ganz schön ins Geld gehen. So werden beispielsweise für den Download von 2 Gigabyte zu Tageszeiten bei einem Durchsatz von 4 Mbps 2116 Franken verrechnet - dieselbe Datenmenge kostet mit 200 kbps hingegen 456 Franken. Hinzu kommen die Verbindungsgebühren für den Rückkanal über die analoge oder die ISDN-Leitung zum Einwahlknoten des Providers.
Gemäss Jürg Mausch, Manager SkyWorld bei der Tronic-Group, sind solch grosse Datenmengen aber die Ausnahme. In der Regel werden Dateien um 10 MB bei einer Geschwindigkeit von 600 bis 800 kbps heruntergeladen. In Deutschland, wo der Service bereits von 7000 Kunden genutzt wird, belaufen sich die zusätzlichen Kosten pro Monat und User durchschnittlich auf DM 40.
SkyWorld richtet sich an Firmen, etwa Marketing- und PR-Unternehmen oder auch Verlagshäuser, die schnellen Zugriff auf digitales Bildmaterial benötigen. Eine weitere Zielgruppe sind Power-User. Für Unternehmen, die kontinuierlich grössere Datenmengen herunter- oder hinaufladen müssen, ist eine Standleitung, ADSL oder der Access via TV-Kabel besser geeignet.
Hierzulande haben bereits etwa 1000 Firmen und Private Interesse an SkyWorld bekundet. Installiert sind bis jetzt zwischen 300 und 400 Satellitenschüsseln. In nächster Zeit soll in Mägenwil eine sogenannte Mutterschüssel aufgebaut werden, die in direkter Verbindung mit dem Eutelsat steht, über den der Download erfolgt. Die Kunden haben die Möglichkeit, die aufgelaufenen Kosten jederzeit online abzurufen, um nicht Ende Monat von einer horrenden Rechnung überrascht zu werden.