Exchange 2000 Server

Mehr als nur ein E-Mail-Server: Das neue Exchange bietet viele Features für kollaborative Anwendungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/33

     

Auch wenn Microsoft mit dem Exchange Server einen beachtlichen Marktanteil im Messaging-Markt erreicht hat, war dieses Produkt zur Realisierung kollaborativer Anwendungen bisher nur unzureichend geeignet. Mit grundlegend neu entwickelten Exchange 2000 Server ändert sich das nun.



Einerseits hat Microsoft zwar die ohnehin schon leistungsfähige und zuverlässige Messaging-Funktionalität mit Blick auf Hochverfügbarkeit und Skalierbarkeit weiterentwickelt. Andererseits aber gibt es mit dem Web-Storage-System nun auch die Basis für die Entwicklung von kollaborativen Anwendungen. In diesem Bereich hatte der bisherige Exchange Server deutliche Schwächen.




Microsoft hat die erforderliche Neuentwicklung des Exchange Server dazu genutzt, den Exchange 2000 Server nicht nur mit Windows 2000 und dem Active Directory voll zu integrieren, sondern gleichzeitig auch die Konzeption des Produkts so zu ändern, dass aus dem Messaging-Server eine Kollaborations-Plattform geworden ist. Die investierte Entwicklungsarbeit hat sich gelohnt - der einzige Wermutstropfen ist die enge Bindung an Microsofts eigene Standards.


Die Windows-2000-Integration

Das gilt gleich für zwei Bereiche: Einerseits ist der Exchange 2000 Server voll mit der Windows-2000-Plattform und dem Active Directory integriert. Aber auch die Anwendungsentwicklung für den Exchange 2000 Server erfolgt innerhalb der Microsoft-Paradigmen. Auch wenn dabei viele offene Standards und Schnittstellen unterstützt werden, erfolgt die Softwareentwicklung doch vor allem über Microsofts Komponentenmodelle und Entwicklungsplattformen.



Der Exchange 2000 Server ist, wie auch die anderen Serverprodukte von Microsoft, nur auf Windows-Betriebssystemen lauffähig - in diesem Fall sogar ausschliesslich unter Windows 2000. Es gibt kein eigenständiges Exchange Directory mehr, statt dessen wird das Active Directory verwendet. Das kann auch wenig überraschen, da das Active Directory auf Basis des Exchange Directory entwickelt worden ist. Zudem würde es wenig Sinn machen, für Exchange 2000 noch einen eigenen Verzeichnisdienst zu verwenden.




Verzeichnisinformationen des Exchange 2000 Server sind damit etwa über LDAP für E-Mail-Clients verfügbar. Dazu können einmal konfigurierte Sicherheitsgruppen des Active Directory auch als Verteilerlisten für Exchange 2000 Server verwendet werden, was den Administrationsaufwand senkt.




Nicht nur Vorteile

Die enge Integration hat aber neben der Beschränkung auf Windows 2000 noch weitere Nachteile. Die Konzeption und Konfiguration des Active Directory sind schon für sich eine komplexe Herausforderung. Wenn nun noch der Exchange 2000 Server ins Spiel kommt, gibt es viele Abhängigkeiten zwischen den beiden Systemen, die bei der Planung zu berücksichtigen sind. Bei der Installation des Exchange Server 2000 wird eine Vielzahl neuer Objekte und Attribute im Active Directory eingerichtet. Gleichzeitig gibt es noch weitere Abhängigkeiten, beispielsweise zwischen Forests des Active Directory und den Global Address Lists von Exchange 2000.




Die Konsequenz daraus ist, dass bei der Planung einer Active-Directory-Infrastruktur die Anforderungen des Exchange 2000 Server ebenso berücksichtigt werden müssen wie eine Exchange-2000-Einführung nicht ohne gleichzeitige umfassende Planung des Active Directory erfolgen kann. Die planerischen Anforderungen des Exchange 2000 Server sind ungleich höher als bei jeder anderen Messaging- und Groupware-Lösung.


Hochverfügbarkeit, Skalierbarkeit, Sicherheit

Gerade bei Messaging-Servern spielt aber nicht nur die Administration eine wichtige Rolle, die beim Exchange 2000 Server über die Microsoft Management Console (MMC) erfolgen kann.



Die Sicherheit des Exchange 2000 Server ist dabei eng mit der von Windows 2000 integriert. Die Basis für sichere E-Mail ist die Public-Key-Infrastructure (PKI) von Windows 2000. Damit lassen sich digitale Zertifikate erstellen und verwalten, die beispielsweise für S/MIME benötigt werden. Zugriffsberechtigungen für Informationen, die vom Exchange 2000 Server verwaltet werden, werden mit Windows-ACLs (Access Control Lists) gesteuert. Damit können auch die im Active Directory definierten Sicherheitsgruppen für die Vergabe von Berechtigungen beispielsweise auf den Web Storage oder Public Folder verwendet werden. Dazu lassen sich auch beim Exchange Server Berechtigungen auf einzelne Attribute und nicht mehr nur auf Ordner oder andere übergeordnete Einheiten vergeben.




Für die Kommunikation zwischen mehreren Exchange-Servern können Funktionen wie IPsec genutzt werden. Microsoft stellt für die Konfiguration sogenannter Frontend-/Backend-Konfigurationen von Exchange-Servern, bei denen mit einer hierarchischen Struktur gearbeitet wird, vordefinierte IPsec-Policies bereit. In dieser Hierarchie arbeiten Front-End-Server als http-, SMTP- oder POP3-Server, während die Speicherung der Daten von kollaborativen Anwendungen von Backend-Systemen übernommen wird.




Neues Speicherkonzept

Vollkommen überarbeitet wurde auch die Speicherung von Informationen durch den Exchange Server. So ist die Grösse von Informationsspeichern nun nicht mehr beschränkt. Für die optimale Aufteilung des Informationsspeichers spielen dabei zwei neue Konzepte eine wichtige Rolle. Zum einen gibt es nun Storage Groups, in denen sich mehrere Datenbanken verwalten lassen. Eine Storage Group arbeitet mit einem gemeinsamen Transaktions-Log und kann im Fehlerfall auf einen anderen Server innerhalb eines Clusters übernommen werden.



In engem Zusammenhang damit steht die Unterstützung mehrerer Datenbanken für E-Mails. Der Informationsspeicher des Exchange 2000 Server kann auf mehrere physische Datenbanken verteilt werden, die aus Sicht der Administration eine logische Datenbank bilden. Durch diese Verteilung können aber auch kleinere Einheiten zur Datensicherung geschaffen und die Zeit für die Systemwiederherstellung im Fehlerfall reduziert werden. Unterstützt wird auch der Aufbau von Active-/Active-Clustern mit zwei Knoten.




Viele dieser Dienste sind wiederum eng mit Funktionen von Windows 2000 verbunden. Das Clustering basiert beispielsweise auf den Cluster-Diensten des Windows 2000 Advanced Server. Ebenso profitiert der Exchange 2000 Server von den verbesserten Storage-Management-Funktionen von Windows 2000.




Kollaboration und Applikationen

Auch wenn Microsoft beim Exchange 2000 Server im Bereich des Messaging viele neue Funktionen entwickelt hat - die grösste Änderung sind das Web-Storage-System und die darauf basierenden Ansätze für die Realisierung von kollaborativen Anwendungen.



Das Web-Storage-System ist eine zentrale Datenbank für unterschiedlichste Informationen. Der Zugriff darauf kann über verschiedene Clients, von der DOS-Befehlszeile über den Browser, die Web-Folder von Windows 2000, Office 2000, Outlook und andere Mail-Clients erfolgen. Möglich ist auch die Nutzung über den Exchange 2000 Server, über normale Dateisystemzugriffe und über die Internetinformationsdienste.




Im Web-Storage-System kann eine Reihe von Eigenschaften mit Dokumenten gespeichert werden. Dazu gehören beispielsweise der Autor, Titel oder Status des Dokuments in einem Workflow. Die Informationen werden über die Indexdienste von Windows 2000 automatisch indiziert. Die Eigenschaften, die gespeichert werden, sind von Administratoren und Anwendungen veränderbar, so dass das System jederzeit angepasst werden kann. Damit lassen sich umfassende Meta-Daten zu Objekten im System speichern.



In diesem Zusammenhang spielt dann auch XML eine wichtige Rolle. XML kann verwendet werden, um auf Informationen im Web-Storage-System zuzugreifen. Damit ist auch die Basis für den Austausch von Informationen zwischen Anwendungen gegeben.



Die Applikationsentwicklung erweist sich auf Basis des Web-Storage-Systems nun als wesentlich flexibler. Web-basierende Anwendungen können sogar direkt auf dem Web-Storage-System aufsetzen. Der Zugriff erfolgt dabei über die Internetinformationsdienste, für die das Web-Storage-System faktisch eine zusätzliche Datenquelle ist. Für komplexere Entwicklungen werden die auf dem COM-Objektmodell basierenden CDO 3.0 (Collaboration Data Objects) angeboten.



Darüber hinaus gibt es nun wesentlich leistungsfähigere Formulare, die direkt im Web-Storage-System abgelegt und auf Browsern dargestellt werden können. Auch viele weitere Funktionen des Exchange 2000 Server können damit in einfacher Weise in Web-Anwendungen integriert werden. So ist es beispielsweise möglich, die Kalenderinformationen aus dem Web-Storage einfach in Web-Sites einzubinden.




Kollaborative Anwendungen

Mit dem Exchange 2000 Server hat Microsoft auch das Portfolio der integrierten kollaborativen Anwendungen erweitert. Beim bisherigen Exchange Server hat sich dieses ja weitgehend auf den Kalender und die gemeinsame Verwaltung von Kontakten beschränkt.



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