Nebenbei zum Akademiker

Wer sich beruflich weiterbilden möchte, ohne dabei auf den Komfort des Monatslohns verzichten zu müssen, ist im berufsbegleitenden Studium am richtigen Ort.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/10

     

Im Arbeitsleben kann es passieren, dass man an einem Punkt angelangt ist, an welchem sich nichts mehr zu bewegen scheint. Wem das passiert, der hat oft nicht sonderlich viele Möglichkeiten: Entweder kann man den Job wechseln oder sich weiterbilden. Bevor man nun aber gleich kündigt und zurück an die Uni rennt, sollte man sich die Vor- und Nachteile eines berufsbegleitenden Studiums vor Augen führen. Denn auch wenn es viel Selbstdisziplin und Arbeitseifer verlangt: Heute gibt es attraktive Möglichkeiten, um Karriere und Studium unter einen Hut zu bringen.



Um Irrtümern und Missverständnissen vorzubeugen: Wir wollen uns heute mit berufsbegleitenden Studien befassen. Im Gegensatz zu einem Teilzeitstudium, bei welchem das mögliche Arbeitspensum bei ungefähr 50 Prozent liegt, kann dabei bis zu 80 Prozent oder mehr gearbeitet werden. Zudem muss die Studienrichtung mit der Arbeit in Verbindung stehen, während man bei einem Teilzeitstudium Biologie studieren und nebenbei als Taxichauffeur arbeiten kann.


Warum berufsbegleitend?

Die effektiv bewältigbaren Stellenprozente bei der Arbeit hängen von der gewählten Weiterbildung ab. Verschiedene Fachhochschulen bieten diverse Szenarien, Studiengänge und Stundenplanmöglichkeiten. Beispielsweise kann bei der Fachhochschule für Technik in Zürich (HSZ-T) im berufsbegleitenden Bachelor-Studium der Informatik zwischen zwei Stundenplänen entschieden werden. In der ersten Variante drückt man während vier Jahren jeweils abends und samstags vormittags die Schulbank. In der zweiten Variante wird an einem Wochentag, zwei Abenden sowie samstags vormittags gepaukt.


Obwohl die erste Variante eigentlich ein Arbeitspensum von bis zu 100 Prozent erlauben würde, rät die Schulleitung explizit davon ab. Schliesslich sollten auch noch 20 Stunden Selbststudium pro Woche drin liegen. «Natürlich gibt es immer wieder Studierende, welche versuchen, nebenbei die vollen 100 Prozent zu arbeiten. Das entpuppt sich aber oft als ein sehr schwieriges Unterfangen», so Matthias Bachmann, Studienleiter Informatik ad Interim bei der HSZ-T. «Der Punkt ist», so Bachmann weiter, «dass man durchaus eine Mehrbelastung auf sich nimmt. Zwar ist es nicht so, dass man gar keine Freizeit mehr hat, aber ein Student kann diese vier Jahre nur erfolgreich absolvieren, wenn er ein diszipliniertes Zeitmanagement einhält.»



Was die Vorteile eines berufsbegleitenden Studiums betrifft, so spricht Bachmann eine klare Sprache. Zu den zentralen Vorteilen gehöre, dass man bereits nach dem Bachelor-Studium eine vierjährige Arbeitserfahrung aufweisen kann. Was man nach einem Vollzeitstudium nun mal nicht hat. Ausserdem sei man unter seinesgleichen und könne von den Erfahrungen der anderen Studienteilnehmer, welche eventuell in völlig anderen Bereichen der IT tätig sind, profitieren. So entsteht gleichzeitig ein Netzwerk für die Zeit nach dem Studium. Der zentrale Grund für die Aufnahme eines berufsbegleitenden Studiums sei aber nach wie vor der finanzielle Aspekt: «Viele können sich ein Vollzeitstudium schlicht und einfach nicht leisten.»


100 Prozent und doch studieren

Für eine etwas andere Variante der Weiterbildung entschied sich Albin Fischer, heute Informatikleiter bei einer Versicherungsgesellschaft. Er entschied sich für ein berufsbegleitendes Studium an der AKAD in Zürich: «Bereits bevor ich mit der Weiterbildung begann, stand für mich fest, dass ich nicht bloss 80 Prozent arbeiten kann. Ich habe mich dann aus eben diesem Grund für die AKAD entschieden. Dort hatte ich die Möglichkeit, die Weiterbildung möglichst auf die Randstunden zu legen, damit diese nicht in die Bürozeiten fallen. In meiner Laufbahn hatte ich ganze zwei Schultage, welche auf einen Donnerstag fielen, alle anderen waren für Samstag angelegt.» Was die zeitliche Belastung angeht, sieht Fischer keine grossen Probleme. Er selbst habe die Gratwanderung zwischen Studium und Arbeitspensum durchaus als machbar empfunden.


Die AKAD bietet also – als weiteres Beispiel für eine mögliche Kombination aus Studium und Arbeitsleben – die Möglichkeit, die Weiterbildung auf den Samstag zu beschränken. Dazu sind die Studiengänge an der AKAD in Modulen aufgebaut. Elf Module müssen bis zum Abschluss eines Studienganges absolviert werden, wobei ein Modul jeweils 16 Stunden beziehungsweise zwei ganze Samstage umfasst. Hinzu, so die AKAD, komme noch etwa das Zweieinhalbfache an Eigenleistung zu Hause. Allerdings sei diese Angabe doch etwas zu hoch ausgefallen, so Fischer.





Wochenplan (Beispiel)



Jahresplan (Beispiel)


Finanzielle Unterstützung

Es ist allgemein bekannt, dass eine Weiterbildung an einer Fachhochschule oder einem ähnlichen Institut nicht gerade billig ist. Pro Studiengang darf man gut und gerne 10’000 Franken als untere Richtlinie zur Rate ziehen.



Allerdings zeigt das Beispiel von Albin Fischer sehr schön, dass es sich durchaus lohnen kann, mit der Rechnung zum Arbeitgeber zu gehen: Dieser hatte nämlich die Kosten für die Weiterbildung zu 100 Prozent übernommen. Und das waren immerhin zwei Studiengänge – der eidgenössische Fachausweis Informatiker und das eidgenössische Diplom Informatiker – im Gesamtwert von etwas über 20’000 Franken. Unternehmen haben heute also durchaus erkannt, dass der Mehrwert, welcher durch eine höhere Ausbildung ihres Personals entsteht, auch im Sinne des Unternehmens selbst sein kann.



Damit ein Unternehmen aber die Weiterbildung ihrer Angestellten teilweise oder sogar vollumfänglich bezahlt, müssen natürlich auch gewisse Voraussetzungen gegeben sein. Urs Meyer vom Schweizerischen Arbeitgeberverband: «In der Regel trifft man sich, was die Kosten betrifft, irgendwo in der Mitte. Was wir aber vor allem feststellen können, ist, dass je näher die Weiterbildung an der beruflichen Laufbahn sitzt, desto eher sind die Unternehmen auch bereit, höhere Beiträge an die Kosten zu leisten. Wenn jemand nur zur eigenen Bedürfnisbefriedigung eine Weiterbildung absolviert, welche nicht viel mit der Arbeit zu tun hat, so wird er unserer Erfahrung nach auch weniger zurückerstattet bekommen.»




Wer sich also überlegt, auf Kosten des Chefs eine Weiterbildung zu absolvieren, sollte wenn irgendwie möglich darauf achten, dass diese auch wirklich mit dem Arbeitsgebiet verwandt ist. Bei der Fülle an Weiterbildungsangeboten, welche in der Schweiz vorhanden sind, dürfte dies allerdings kein allzu grosses Problem sein.




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