Wieviel Mensch braucht es in Zukunft

Die technologische Entwicklung bringt Veränderungen, die erhöhte Lernbereitschaft erfordern. Konkurrenz droht vor allem aus Indien.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/13

     

In 20 Jahren wird die Hälfte aller IT-Stellen wegfallen. Dies ist das Resultat einer Gartner-Studie von Ende 2004. Als Gründe wurden Automatisierungsinitiativen wie Adaptive Enterprise, Autonomous oder Utility Computing genannt. In einer aktuellen Studie von Gartner heisst es, dass die IT-Arbeitsplätze bis 2010 um 15 Prozent zurückgehen werden. Die Gründe: hohe Kosten und zunehmender Druck auf die Unternehmen, ihre IT auszulagern.
Anlässlich der Finance Forum Update Session referierten Hans Geiger, Direktor des Instituts für schweizerisches Bankenwesen der Universität Zürich, und Herbert Kircher, Leiter des Entwicklungszentrums von IBM Deutschland, über die technologische Entwicklung und deren Bedeutung für Mensch und Arbeit. Die Veranstaltung unter dem Titel «Mensch & Technologie – Wie viel Mensch braucht es in Zukunft?» bot einen Überblick über die IT-Zukunft und machte klar, dass die Technologie nicht aufzuhalten ist und sich die Prozesse in einem hohen Grad verändern. «Die Unternehmen müssen sich auf neue Märkte und Technologien einstellen», sagte Kircher, denn «nur so können neue Geschäftsfelder und neue Kunden generiert werden.»


Abbau oder Nicht-Abbau

Die Frage, wie viel Mensch es in Zukunft braucht, wurde aber nicht abschliessend beantwortet. Darauf angesprochen, sagte Geiger: «Es steckt ein gewisses Weltbild dahinter, dass es nur eine bestimmte Menge an Arbeit gibt, die es zu verteilen gilt. Dem ist nicht so. Die Arbeit geht nie aus.» Die Antwort von Geiger erstaunt, denn in der Studie «Das Schweizerische Bankenwesen 2010», die von Accenture und der Uni St. Gallen durchgeführt wurde – bei der auch Geiger mitgearbeitet hat –, wird von einem weiteren Personalabbau infolge Technologie von bis zu 20 Prozent gesprochen. Geiger relativierte aber, dass eine wesentliche Verschiebung von Personen aus den Banken in andere Finanzdienstleistungsbereiche stattgefunden habe.


Enorme Elite

Es stelle sich vielmehr die Frage nach der Art der Arbeit und was dafür bezahlt werde, ergänzte Kircher. Er sprach von Ländern wie Indien, die Leute von exzellenter Qualität ausbilden: «In Deutschland bilden die Universitäten jedes Jahr zirka 8000 Informatiker aus. In Indien sind es mehrere hunderttausend.» Die renomiertesten Universitäten könnten dabei aus einer Million Bewerber die 4000 besten aussuchen. Das Resultat sei eine enorme Elite. «Dort sehe ich ein Problem», so Kircher.
Fazit ist schliesslich, dass nur durch erhöhte Lernbereitschaft dieser existentiellen Herausforderung entgegengetreten werden kann. Denn, «Dienstleistungen, die anderswo besser und billiger sind, kauft man nicht in der Schweiz», so Geiger.




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