Peter Fischer, stellvertretender Direktor, Bundesamt für Kommunikation

«Offenbar sind nun die Behörden erst recht eingeschritten!»

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/10

     

Die Swisscom hat zum ersten Mal seit dem Markteintritt der neuen Anbieter Orange und Sunrise im Mobilfunkbereich eine Preisoffensive gestartet.
Weshalb wurde diese Strategie gerade zum jetzigen Zeitpunkt ausgelöst?


Tatsächlich waren die Preise jetzt sehr lange stabil, für Änderung war's höchste Zeit. Ich vermute, dass der Zeitpunkt unter anderem mit der Untersuchung der WEKO und dem nahenden Markteintritt von Tele2 zu tun hat.





Aus zuverlässigen Quellen heisst es, dass die Swisscom bislang keinen
Preiskampf führen konnte, weil sonst der Staat zum Schutz der anderen
Anbieter eingeschritten wäre. Kann man davon ausgehen, dass ab jetzt
freier Wettbewerb herrschen wird?


Offenbar sind nun die Behörden erst recht eingeschritten…! Der Staat will einfach einen nachhaltigen, wirksamen Wettbewerb unter den Anbietern, und er schreitet ein, wenn der Markt nicht spielt.



Sind Sunrise und Orange heute überhaupt in der Lage, einen wirklichen Preiskampf mit der Swisscom zu führen?

Sicher haben sie weniger «Schnauf» als die Swisscom in einem Preiskampf, aber auch sie sind mittlerweile im Markt gut etabliert.



Sind die hiesigen Mobilfunkpreise Ihrer Meinung nach heute auf einem
Niveau, auf dem sie dem europäischen Vergleich standhalten?


Die angekündigten Änderungen gehen eindeutig in die richtige Richtung.
Unser Preisniveau nähert sich damit dem europäischen Durchschnitt. Aber
da dürfte noch weiterer Spielraum sein.



Wie ist ihre Meinung zu Tele2, die billigen Mobilfunk ausschliesslich für Städter anbietet, was eine klare Benachteiligung für Randregionen ist?

Tele2 kommt sehr spät in einen Mobiltelefonmarkt, der bereits nahe der
Sättigung ist und muss zuerst die Infrastruktur aufbauen. Da ist es nur normal, dass die Firma mit gezielten Angeboten bestimmte Kundengruppen
ansprechen will. Meines Wissens würde Tele2 gerne Angebote in der ganzen Schweiz bringen, wenn sie mit einem bestehenden Anbieter ein Abkommen zur Netzmitbenutzung schliessen könnte. Diese scheinen das aber nicht zu wollen.





Ursprünglich hätten auch Sunrise und Orange per Ende 2004 UMTS für
50 Prozent der Bevölkerung anbieten müssen. Weshalb hat der Staat nicht auf die Durchsetzung dieser Bedingung bestanden?


Sunrise und Orange erfüllen die Auflagen der Konzession, sie decken über
50 Prozent der Bevölkerung mit UMTS ab. Das Bakom hat dies überprüft.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER