Editorial

Bald 20 Jahre Windows – Microsoft wie weiter?


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/09

     

«Start something» heisst die Kampagne, mit der Microsoft den im November anstehenden 20. Geburtstag von Windows einläutet. Während 15 Monaten wird in Fernsehspots,
auf Plakaten und im Internet alles gezeigt, was Windows kann. Dann kommt Longhorn. Von Verschnaufpause keine Spur. Doch wohin geht die Reise wirklich, und was bedeutet das für die Branche?





Wohin sich Microsoft als Firma bewegen wird, ist äusserst bedeutsam, denn Microsoft ist einer der fünf Matchentscheidenden Faktoren in der IT. Um die Dimensionen erahnen zu können, um die es hier geht, ist es gut, wenn man auch die anderen vier Faktoren kennt: Sicherheit, E-Business, Outsourcing und Systemkomplexität. Sie bestimmen, wie sich die IT-Branche in den nächsten Jahren tatsächlich entwickeln wird. Trends wie Mobilität, neue Technologien oder das Internet und nicht zuletzt die Kosten werden durch sie beeinflusst. Sollte zum Beispiel die Sicherheit in der IT zu einem echten, quasi unlösbaren Problem werden, hätte das auf die gesamte Branche massive Auswirkungen. Mobilität, Internet und damit auch E-Business gerieten in eine Krise, die Systeme würden komplexer und teurer, und Sicherheitstechnologien wären noch stärker gefragt.






Die Entwicklung von Microsoft wird genauso Einfluss auf die anderen Faktoren nehmen. Zum Beispiel könnte Microsofts Dominanz der Auslöser dafür sein, dass Sicherheit tatsächlich zu einem Problem wird. Dann wäre es mit der Dominanz allerdings schnell vorbei, und der Faktor Microsoft würde wahrscheinlich zum Faktor Open Source. Microsofts Bestreben nach inhärenter Sicherheit ist deshalb für das Unternehmen überlebenswichtig und kein billiger Marketing-Gag.
Gleichzeitig setzt Microsoft bekanntlich alles daran, in neuen Bereichen Fuss zu fassen, insbesondere in konvergierenden Medien (Fernsehen, Home Entertainment, Internet, jeglicher Art von Telefonie, Automobilen) und in Business-Anwendungen (ERP, CRM, Informationsportalen, Geschäftsprozessen). Kein Wunder! Ist erst mal
die Sicherheit unter Kontrolle, boomt alles, das vorne ein E hat. Und wer kann dann eine konsistente, günstige Plattform liefern, die alle –
und damit meine ich tatsächlich alle – Bereiche, geschäftlich oder privat, abdeckt? Begriffen? Begriffen. Wirklich lustig, dass mal jemand behauptet hat, Microsoft würde das alles nur tun, weil sich ihre Office-Updates nicht mehr so gut verkaufen liessen.





Ob Microsoft heute mit dem Internet Explorer 95 Prozent oder 89 Prozent des Marktes beherrscht, ist morgen belanglos. Wichtig ist die Plattform, die alles integriert und Informationen keine Grenzen setzt. Schliesslich möchten wir auch in einer visionären Zukunft mit vielen verbundenen elektronischen Helfern keine unnötigen Schnittstellen managen müssen. Man sieht ja heute schon, wie aufwendig inkompatible Standards sind und wie viele unnötige Kosten dadurch verursacht werden.
Microsoft ist im Moment von allen Anwärtern am nächsten dran und hat einen ungeheuer langen Atem. Und Bill Gates traue ich die nötige Voraussicht durchaus zu. Wenn also nicht dieser Finne deutlich an Gewicht zulegt, könnte der Plan aufgehen. Dann ist in 20 Jahren, wenn Windows 40 wird, auch in der sprechenden Fruchtschale, die uns mitteilt, dass der Apfel am Verschimmeln ist, ein Stück Standardsoftware von Microsoft.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER