Windows Server ohne GUI

Dank der Installationsoption Server Core kann ein Windows Server 2008 mit nur den nötigsten Basistechnologien betrieben werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/03

     

Beim Windows Server 2008 findet sich als eine der wichtigsten Neuerungen der Core-Modus. Dabei handelt es sich um eine Servervariante, die ohne grafische Benutzeroberfläche auskommt. Die Systemanforderungen werden dadurch minimiert, die Adminis­tration allerdings etwas komplexer. Die Forderung nach einer solchen Serverversion ist nicht neu, und durch die Option, Linux- und Unix-Server ohne grafische Oberfläche zu betreiben, gibt es auch einen Wettbewerbsdruck, der Microsoft letztlich neben den Kundenforderungen zu dieser Servervariante veranlasst haben dürfte. Insbesondere für Infrastruktur- und Webserver ist sie interessant. Einen besonderen Reiz hat sie, wenn Systeme ohnehin weitgehend automatisch über Skripts und spezialisierte Anwendungen konfiguriert werden, wie es eben bei Webservern in Farmen häufig der Fall ist, teilweise aber auch bei anderen Servern in den Rechenzentren grösserer Unternehmen.






Die Architektur des Windows Server Core


Schonen von Ressourcen

Wenn es um eine optimierte Leistung von Servern geht, macht der Verzicht auf die grafische Oberfläche grundsätzlich auch Sinn. Immerhin benötigen die grafischen Schnittstellen doch erhebliche Systemressourcen, die man auf diese Weise einsparen kann. Das bedeutet aber eben auch, dass man die gesamte Konfiguration des Systems über die lokale Befehlszeile oder über Remote-Schnittstellen durchführen muss. Aber auch hier gibt es Einschränkungen: Die Terminaldienste lassen sich nicht mit einer grafischen Schnittstelle nutzen, weil das eine laufende GUI auf dem Server voraussetzen würde, da ja in diesem Fall auf lokale Schnittstellen zugegriffen wird.


Trotz dieser Einschränkungen werden im Core-Modus viele Serverrollen und ergänzende Funktionen unterstützt. Bei den Serverrollen finden sich mit dem Active Directory und den Active-Directory-Lightweight-Verzeichnisdiensten (dem ehemaligen ADAM) sowie den DHCP-, DNS-, Datei- und Druck-Serverdiensten die Grundfunktionen von Infrastrukturservern im Windows-Umfeld. Ausserdem gibt es auch die Unterstützung für die besonders lastintensiven Streaming-Media-Dienste und zudem auch für die IIS (Internet Information Services). Letztere sind für viele der potentiellen Nutzer des Windows Server 2008 Core natürlich von besonderer Bedeutung.



Aber auch bei den ergänzenden Serverfunktionen gibt es einiges, was sich im Core-Modus verwenden lässt. Dazu zählen das Fail­over-Clustering ebenso wie der Netzwerklastenausgleich oder das Management von Wechselmedien.
Insgesamt lässt sich konstatieren, dass die wichtigsten Funk­tionen verfügbar sind. Dennoch muss man sich vor der Entscheidung für den Core-Modus noch einmal detailliert mit der Liste der unterstützten Rollen und Funk­tionen auseinandersetzen, insbesondere wenn man speziellere Serverrollen und -funktionen nutzen möchte.


Einfache Installation

Die Einrichtung eines Servers im Core-Modus ist ausgesprochen einfach. Die Installationsvariante lässt sich im Rahmen der normalen Installation auswählen und ist als SERVERENTERPRISECORE bezeichnet, wenn man einen Enterprise-Server einrichtet. Bei anderen Serverversionen variiert die Bezeichnung, endet aber immer auf CORE. Ansonsten ist hier wenig zu beachten.


Interessant wird es bei der Anmeldung. Da es keine grafische Oberfläche gibt, muss man nach der Anmeldung an der Befehlszeile arbeiten. Der vordefinierte Benutzername ist Administrator, wobei es kein Kennwort gibt. Das muss natürlich gleich nach dem Setup angepasst werden, um hier keine Sicherheitslücke entstehen zu lassen.


Konfigurieren per Kommandozeile

An der Shell des Windows Server 2008 Core stehen alle Befehlszeilenfunktionen – von den klassischen, noch aus DOS-Zeiten stammenden Anweisungen wie dir und copy bis hin zu speziellen Tools wie ntdsutil.exe oder netsh.exe – zur Verfügung. Ausserdem kann auch mit Skripts gearbeitet werden, so dass man gegebenenfalls wiederkehrende Vorgänge automatisieren kann.


Eine weitere wichtige Option sind Werkzeuge für die Remote-Administration. Viele MMC-Werkzeuge unterstützen die Konfiguration entfernter Systeme. Damit können sie auch für die Verwaltung von Systemen mit dem Windows Server 2008 Core genutzt werden. Denn dort wird ja keine grafische Schnittstelle vorausgesetzt. Daher lassen sich nach der Basiskonfiguration und der Einrichtung von Rollendiensten die meisten administrativen Aufgaben eben doch über eine grafische Schnittstelle ausführen.


Wichtige Konfigurationsschritte

Allerdings gibt es einige wichtige vorausgehende Konfigurationsschritte. Neben der Festlegung eines Kennworts für den Adminis­trator zählen dazu beispielsweise die Anpassung von IP-Parametern, die Einrichtung der Domänenmitgliedschaft, die Aktivierung des Servers, die optionale Konfiguration der Firewall und vor allem die Einrichtung von Serverrollen und
-funktionen.

Der erste Schritt ist die Festlegung des Kennworts mit


net user administrator *

Bei der Angabe des Kennworts kann ein neues Kennwort festgelegt werden, das zur Sicherheit wiederholt werden muss. Die IP-Adresse wird dagegen mit dem Befehl netsh konfiguriert. Dabei sind mehrere Schritte erforderlich, da zunächst die Nummer der internen Netzwerkschnittstelle ermittelt werden muss, bevor der Reihe nach die Festlegungen zur IP-Adresse und zum DNS-Server gesetzt werden können.

Der Domänenbenutzer muss über die Berechtigung zum Hinzufügen von Computern zu einer Domäne verfügen. Das Kennwort wird nach der Eingabe des Befehls angefordert. Es kann grundsätzlich auch direkt eingetippt werden, wird dann aber im Klartext angezeigt.Um Domänenbenutzer zur Gruppe der lokalen Administratoren hinzuzufügen, wird die folgende Anweisung verwendet:

net localgroup administrators /add < Domänenname >< Benutzername >


Unverzichtbar ist auch die Aktivierung. Für diese gibt es ein einfaches Skript, das mit slmgr.vbs –ato aufgerufen werden kann. Damit erfolgt eine Aktivierung ohne Registrierung. Das setzt voraus, dass bereits eine IP-Verbindung zum Internet besteht. Nach der Aktivierung wird in einem Dialogfeld eine Rückmeldung über die erfolgreiche Ausführung gegeben – was im Übrigen zeigt, dass es doch ein Minimum an grafischer Funktionalität beim Windows Server 2008 Core gibt.


Rollendienste und Serverfunktionen

Die grösste Herausforderung ist aber sicher die Einrichtung der Serverfunktionen und Rollen. In vielen Fällen kann man dabei mit einer einfachen Anweisung auskommen. Zum Beispiel:

start /w ocsetup FRS-Infrastructure


Damit wird der FRS (File Replication Service) installiert. Auch andere Dienste wie das Distributed File System (DFS) oder die NFS-Funktionalität lassen sich mit einfachen Anweisungen installieren. Auch DNS, DHCP oder die ADLS sind sehr einfach einzurichten. Bedauerlicherweise hat sich Microsoft intern offensichtlich nicht auf eine einheitliche Bezeichnung der Rollen einigen können. So wird der DNS-Server als DNS-Server-Core-Role installiert, der DHCP-Server dagegen als DHCPServerCore. Der für die Nutzung des Windows Server 2008 Core ohnehin unverzichtbare Server Code Installation Option of Windows Server 2008 Step-By-Step Guide liefert aber die Details zu den jeweiligen Bezeichnern. Ausserdem kann man sich mit oclist auch eine Liste anzeigen lassen.


Deutlich aufwendiger ist dagegen die Einrichtung der IIS – bei denen ASP.NET nicht unterstützt wird – und der Domänencontroller-Funktion. Bei letzterer müssen die Konfigurationsinformationen in einer vorbereiteten Datei für die unbeaufsichtigte Installation zusammengefasst werden. Bei den IIS gibt es dagegen ein spezielles Installationsprogramm. Um eine minimale Installation durchzuführen, kann man die folgenden Kommandos verwenden:

start /w pkgmgr /iu:IIS-WebServerRole;WAS-WindowsActivationService;WAS-ProcessModel


Alle weiteren Rollenfunktionen der IIS müssen als weitere Parameter angegeben werden – und bei gut 40 solcher Funktionen ist die Liste entsprechend lang. Aber auch hier hilft das oben genannte Dokument weiter.


Wann macht der Core-Modus überhaupt Sinn?

Da die Konfiguration des Systems insgesamt doch ein gutes Stück komplexer als bei «normalen» Windows-Servern mit voller grafischer Oberfläche ist, muss man sich genau überlegen, ob man Server im Core-Modus betreiben möchte. Dafür spricht, dass man eben weniger Systemressourcen benötigt. Dagegen sprechen die etwas eingeschränkte Funktionalität und die komplexere Adminis­tration.



Wer ohnehin gut vertraut mit den Befehlszeilenfunktionen und dem Skripting ist, wird sich auch mit dem Core-Modus nicht schwertun. Und dort, wo viel automatisiert wird, spricht auch einiges für diesen Modus. Ansonsten sollte man damit zurückhaltend sein. Denn bei der heutigen Leistungsfähigkeit von Servern spielen die von der GUI konsumierten Systemressourcen zwar noch eine Rolle – ihr Anteil sinkt aber in Relation zu den Gesamtressourcen kontinuierlich. Und ein einfach zu nutzender Server-Manager hat gerade in KMUs, wo die Administration meist nicht stark automatisiert wird, durchaus seinen Reiz.


TechDays 2008

Am 19. und 20. März finden in Basel die TechDays 2008 statt. Themenschwerpunkte sind unter anderem Windows Server 2008, SQL Server 2008 und Silverlight sowie neue Technologien im Bereich Software-Architektur und IT-Service-Management. Der Administration und dem Betrieb von Windows Server 2008 ist ein ganzer Track gewidmet, der sich über beide Tage erstreckt. Detaillierte Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter www.microsoft.com/switzerland/msdn/de/techdays/.




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