Hilfspaket für Windows Vista

Microsoft plant, noch in diesem Jahr das erste Service Pack für Windows Vista auf den Markt zu bringen. Dieses wird im Gegensatz beispielsweise zum SP 2 für Windows XP wenig sichtbare Veränderungen, aber dennoch viele Verbesserungen bringen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/21

     

Der Schwerpunkt in der Entwicklung des ersten Service Pack für Windows Vista liegt in drei Bereichen. Der offiziell von den Redmondern am stärksten kommunizierte Teil ist, dass das Service Pack primär auf die üblichen Aspekte wie Zuverlässigkeit und Performance ausgerichtet ist und natürlich auch neue Hardware-Standards unterstützt werden sollen. Der zweite Bereich sind sogenannte «Administration Experience Improvements», also Optimierungen für die Administration.

Auch das ist im Grundsatz nicht neu für Service Packs. Die dritte Änderung wird von Microsoft dagegen wenig betont, ist aber ausgesprochen spannend: Da Microsoft bei Windows Vista und dem Windows Server 2008 mit einem gemeinsamen Kernel arbeitet, wirken sich die Weiterentwicklungen bei diesem auch auf Windows Vista aus. Das Service Pack 1 bringt also einen aktualisierten Kernel, der auf dem Stand des Windows Server 2008 sein wird. Davon wird man direkt nichts merken, da es um eine doch recht tief verborgene Komponente des Systems geht.

Optimierungen in Bereichen wie der Performance werden damit aber auch gleich für Windows Vista spürbar. Wichtig ist aber, dass sich damit das System nicht grundlegend verändert. Es handelt sich vielmehr um die kontinuierliche Optimierung, während es beispielsweise zwischen Windows XP und Vista deutlich mehr Änderungen gab. Dieser Kernel-Entwicklungsprozess wird zukünftig ohnehin zur Regel werden, da sowohl die Release-Termine für die Basisversionen der Betriebssysteme als auch der Service Packs zwischen dem Client- und dem Server-Betriebssystem differieren.


Bessere Treiber- und Anwendungsunterstützung

Neben allen anderen Verbesserungen ist die grössere Zahl von Gerätetreibern eine der wichtigsten. Microsoft hat dazu ebenso wie zur Anwendungsunterstützung Zahlen veröffentlicht. So ist die Zahl der Anwendungen mit dem Windows-Logo alleine zwischen Januar 2007 und Juli 2007 von 652 auf 2076 gestiegen.

Auch die Zahl der unterstützten Endgeräte wurde deutlich ausgebaut, im genannten Zeitraum von 1,5 Millionen Typen auf immerhin 2,2 Millionen. Damit reduziert sich auch die Vista-Problematik der teilweise eingeschränkten Hardware-Unterstützung kontinuierlich, die vor allem mit den Betaversionen, aber auch mit der ersten ausgelieferten Version noch bestand. Allerdings gilt hier immer noch, dass man die vorhandene Hardware auf die Kompatibilität mit Windows Vista hin analysieren muss – in Einzelfällen kann es auch weiterhin zu der Situation kommen, dass wichtige Treiber fehlen. Das gilt insbesondere für speziellere Geräte wie beispielsweise Tablet-PCs.


Zuverlässigkeit und Performance

Bei allen Service Packs ist die Erhöhung der Zuverlässigkeit ein wichtiges Element. Microsoft erhält über die OCA (Online Crash Analysis) – also der Möglichkeit von Benutzern, Informationen über Anwendungsfehler an Microsoft zu senden – sehr viele Inputs zu Schwachstellen sowohl im System als auch bei eigenen Anwendungen und solchen von Drittherstellern. Die Korrektur solcher Fehler spielt natürlich eine wichtige Rolle.


Zu den konkret adressierten Schwachstellen gehören unter anderem der verbesserte Umgang mit externen Bildschirmen bei Laptops, eine bessere Kompatibilität zu vielen Druckertreibern und Optimierungen für Systeme, die von Windows XP aus aktualisiert worden sind. Wie immer gilt aber auch bei diesem Service Pack, dass viele Bereiche des Systems im Rahmen des Service Pack oder darin enthaltener, bereits verfügbarer Patches angepackt wurden.



Gleiches gilt für die kumulierte Lieferung der auch über Windows Update verteilten Sicherheits-Patches. Interessant dabei ist, dass seit dem Release von Windows Vista nur 12 Sicherheits-Patches geliefert werden mussten, während es für Windows XP im gleichen Zeitraum immerhin 36 waren. Diese Zahlen belegen, dass Microsoft im Bereich der Sicherheit bei Windows Vista durchaus ein gutes Stück vorangekommen ist, auch wenn eine absolute Sicherheit bisher nicht erreicht ist – und
wohl auch nie zu erreichen sein wird.


Bei der Sicherheit gibt es aber auch konkrete Erweiterungen. So wurden die Schnittstellen für Softwarehersteller zum Windows Security Center erweitert, ebenso wie die für die Nutzung der Kernel Patch Protection in der 64-Bit-Version von Windows Vista. Durch die Signatur des RDP lassen sich entfernte Anwendungen (RemoteApps) besser schützen. Und bei der Windows-BitLocker-Laufwerksverschlüsselung kann nun auch mit einer Mehrfaktor-Authentifizierung gearbeitet werden.


Viele Optimierungen finden sich im Bereich der Performance. So lassen sich Systeme schneller in den Standby-Modus versetzen. Zudem können Dateien deutlich schneller kopiert und extrahiert werden. Nicht zuletzt wurde auch die Performance des Internet Explorer 7 verbessert.


Neue Hardware- und Software-Standards

In diesem Bereich ist an erster Stelle ein neues Dateisystem zu erwähnen. Das exFAT ist ein spezielles Dateisystem für externe Geräte wie Flash-Speicher und soll dort Verbesserungen in der Nutzung bringen. Neu ist auch die Unterstützung für SD-DMA (Secure Digital Direct Memory Access), eine neue Generation von DMA-Controllern. Interessant ist auch die Unterstützung für die Version 10.1 von Direct3D, von der insbesondere die Entwickler von Spielen profitieren werden, weil sie damit neue 3D-Grafikhardware besser ausnutzen können.



Erwähnenswert ist schliesslich noch das SSTP (Secure Socket Tunneling Protocol), das zukünftig als Teil des RRAS (Routing and Remote Access Service) unterstützt wird. Die Stärke dieses Protokolls liegt darin, dass es VPN-Verbindungen einfacher über NATs (Network Address Translation) und Firewalls hinweg aufbauen kann. In Windows Vista Service Pack 1 ist nun die Client-seitige Unterstützung für diesen neuen Standard enthalten.


Administrative Verbesserungen

Die vielleicht wichtigste Neuerung in diesem Bereich betrifft die BitLocker-Laufwerksverschlüsselung. Bei dieser werden nun, wie schon bei den Betaversionen des Windows Server 2008, nicht mehr nur das Systemlaufwerk, sondern optional auch andere Laufwerke unterstützt.


Neu ist auch, dass Suchanwendungen von Drittanbietern in das System integriert werden können und die Suchfunktion nicht mehr standardmässig im Startmenü ist. Hintergrund sind Beschwerden von Microsoft-Konkurrenten, die sich benachteiligt gefühlt haben, konkret Google. Man kann sich also zukünftig beispielsweise zwischen einer Google-Desktopsuche und der – auch bisher schon optionalen – Windows-Desktopsuche von Microsoft entscheiden.



Verbessert wurde zudem das Drucken auf lokale Printer in Terminalserver-Sitzungen, bei dem es bisher Probleme gab. Ausserdem können Administratoren die Laufwerke, auf denen eine Defragmentierung ausgeführt wird, gezielt steuern.


Deployment will gut geplant sein

Generell gilt, dass Microsoft immer mehr Aktualisierungen über Windows Update verteilt. Dadurch und durch den Fakt, dass das Windows Vista Service Pack 1 keine grundlegenden funktionalen Erweiterungen enthält, gibt es keinen Druck, das Service Pack schnell zu installieren. Auf der anderen Seite sind die Detailverbesserungen doch so wichtig, dass die Nutzung Sinn macht.


Am einfachsten ist die Situation für Unternehmen, die bisher noch nicht auf Windows Vista umgestellt haben, also die meisten Anwender. In diesem Fall bietet es sich an, das Rollout gleich mit dem Service Pack 1 durchzuführen. Falls Windows Vista dagegen bereits installiert ist, kann man die üblichen Ansätze für das Rollout nutzen. Im Unternehmensumfeld sind das insbesondere die Windows Server Update Services (WSUS) oder andere Mechanismen für die Softwareverteilung.



Da das Service Pack z umfangreich sein wird, will das Deployment gut geplant sein, um keine zu hohe Netzlast zu erzeugen. Letztlich gilt aber, dass es aus Deployment-Sicht ein Service Pack ist, bei dem im Vergleich zu früheren Windows Patchpaketen keine grundlegenden Änderungen zu beachten sind.


Windows XP Service Pack 3

Auch für Windows XP steht ein weiteres Service Pack an. Es soll über 900 Patches enthalten, wobei etliche davon bereits über Windows Update verteilt worden sind. Nach dem aktuellen Stand wird es in diesem dritten Patch-Paket – im Gegensatz zum Service Pack 2 – keine funktionalen Erweiterungen geben. Einzig die erweiterte Unterstützung der Network Access Protection (NAP) im Zusammenspiel mit dem Windows Server 2008 ist hier zu nennen sowie eine spezifische, sehr technische Erweiterung im Netzwerkbereich, mit der die Erkennung von Ressourcen im Netzwerk erweitert wird.

Das Service Pack 3 ist damit eher eine Qualitätsmassnahme, deren Installation sich allerdings auch auf Systemen, bei denen die Updates über Windows Update regelmässig eingespielt werden, empfiehlt, falls nicht zeitnah ein Umstieg auf Windows Vista geplant ist. Denn wie bei jedem Service Pack werden die Qualität, Performance und Sicherheit des Gesamtsystems verbessert.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER