Mehr Flexibilität für das Web
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/16
Die IIS (Internet Information Services) sind von ihrem Konzept ein integrierter Web- und Application-Server. Durch die enge Anbindung an das .NET-Framework gibt es sehr umfassende Möglichkeiten für die Anwendungsentwicklung. Gleichzeitig hat diese Integration aber auch dazu geführt, dass die IIS immer komplexer und umfangreicher geworden sind. Einige der Herausforderungen hat Microsoft bereits in der Version 6 adressiert, beispielsweise durch eine stärkere Trennung verschiedener ausführbarer Prozesse.
Die vielleicht wichtigste Neuerung ist dabei das modulare Design der IIS 7.0. Es gibt nun mehr als vierzig verschiedene Module, die (weitgehend) unabhängig voneinander installiert werden können. Das bringt gleich mehrere Vorteile.
Zum einen bedeutet eine grössere Modularität auch, dass sich «schlankere» Server einrichten lassen, weil man sich auf die Funktionen beschränken kann, die zwingend erforderlich sind. Man konnte zwar auch schon beim Vorgänger recht gezielt auswählen, was man braucht. Die Klarheit, die sich aus dem Rollen- und Funktionsmodell der IIS 7.0 beim Windows Server 2008 ergibt, fehlte aber bisher.
Viel getan hat sich bei den IIS 7.0 auch im Bereich der Administration. Direkt sichtbar wird das bei der neuen Verwaltungsschnittstelle. Aber auch unter der Oberfläche gibt es viele Neuerungen, von optimierten Konfigurationsdateien bis hin zu neuen APIs.
Die neue Verwaltungsschnittstelle für die IIS heisst zwar weiterhin Internetinformationsdienste-Manager, ansonsten ist aber kaum etwas beim alten geblieben. Auf der Startseite finden sich verschiedene Symbole für die Konfigurationsbereiche der IIS. Diese können dort geöffnet werden. Für jeden Bereich finden sich Eigenschaften, die aktiviert und bearbeitet werden können. Durch die Vielzahl einzelner Konfigurationsbereiche ist das deutlich übersichtlicher als die früheren Register-Strukturen des Verwaltungsprogramms.
Microsoft hat sich bei den IIS 7.0 aber nicht auf eine neue grafische Oberfläche beschränkt. Es gibt parallel dazu auch ein neues Tool auf Befehlszeilenebene für die Server-Konfiguration. Damit lassen sich wichtige Verwaltungsaufgaben beispielsweise über Scripts automatisieren. Zusätzlich gibt es eine neu verwaltete API, die für die Automatisierung ebenso genutzt werden kann wie der neue WMI-Provider. Egal welchen Ansatz man also für die Administration bevorzugt – er wird von den IIS 7.0 unterstützt. Man kann über die PowerShell und WMI mit Scripts arbeiten, die verwaltete API mit
.NET-Anwendungen nutzen oder weiterhin die – nun eben stark überarbeitete – grafische Benutzerschnittstelle verwenden.
Die für Entwickler und viele Administratoren wichtigste Neuerung bei den IIS 7.0 dürfte aber das neue Konfigurationsmodell sein. Bisher waren die Konfigurationsinformationen immer an einen lokalen Speicher auf einer Maschine gebunden, was die Übernahme auf andere Systeme schwierig gemacht hat. Zudem waren auch diese Speicher mit Konfigurationsinformationen reichlich unübersichtlich.
Bei den IIS 7.0 werden die bisherigen Ansätze zwar optional noch unterstützt, wenn entsprechende Module beim Server installiert werden. Das neue, vereinheitlichte Konfigurationssystem arbeitet aber mit einem einheitlichen XML-Format für die Speicherung aller IIS- und ASP
.NET-Einstellungen. Für diese gibt es zudem neue APIs, um die Konfigurationsinformationen einfach bearbeiten und verwalten zu können.
Das wichtigste Resultat der Änderungen ist, dass die Konfigurationsdateien beispielsweise einfach von einem Test- auf einen Produktionsserver kopiert werden können, ohne daran Anpassungen vornehmen zu müssen. Ausserdem können Informationen einfach von mehreren Produktionsservern gemeinsam genutzt werden.
Viel getan hat sich auch bei den Diagnosefunktionen der IIS. So werden nun Laufzeitinformationen zur Diagnose bereitgestellt, die beispielsweise darüber informieren, wie lange welche aktuellen Anforderungen bereits laufen, von welchem Client sie gestellt wurden und welche URLs sie anfordern. Ausserdem können sehr umfassende Trace-Informationen für die weitere Analyse gesammelt werden.
Zudem sind alle Protokoll- und Diagnosefunktionen über die neuen APIs erweiterbar. Damit können weitere Ereignisse in die Überwachung einbezogen, aber auch Diagnosefunktionen mit bestehenden Analyseanwendungen integriert werden.
Einiges getan hat sich auch bei den Streaming Media Services des Windows Server 2008, also den Funktionen, mit denen sich Audio und Video über das Internet auch in Multicasts an Gruppen von Empfängern übertragen lassen. Erwähnenswert sind insbesondere die Cache- und Proxy-Funktionen, die flexibel konfiguriert werden können. Infrastrukturen mit Mediaservern können durch die optimierte Kombination von Caching- und Proxy-Funktionen bandbreitenoptimiert werden.
Interessant ist auch, dass die Media Services auf einer Core-Installation des Windows Server 2008 genutzt werden können. Damit werden sowohl die Angriffsflächen reduziert als auch besonders effiziente Installationen ermöglicht. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Verbesserungen im Bereich der Aufnahme- und Wiedergabefunktionen des Servers.
In der Kombination von IIS 7.0 und den Windows Media Services kann man sehr leistungsfähige Plattformen für die Verteilung jeder Art von Content über das Web aufbauen. Wenn man dann noch die WSS 3.0 (Windows Sharepoint Services) als Kollaborationsinfrastruktur dazunimmt, ist gerade für den unternehmensinternen Einsatz schon das Basis-Betriebssystem ohne zusätzliche Serveranwendungen eine ausgesprochen leistungsfähige Plattform.