Auf dem Weg zur effizienteren IT
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/01
Die betriebliche Applikationslandschaft stellt sich in der Praxis als komplexes Geflecht vielschichtig miteinander verwobener Applikationen dar, das sich den unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Fachbereiche entsprechend entwickelt hat. Die Komplexität dieses Gesamtsystems ist oftmals nur noch schwer zu bewältigen. Nicht zuletzt aufgrund des Kostendrucks ist die betriebliche IT aber gefordert, dieses Gesamtsystem effizient und effektiv zu bewirtschaften sowie die auftretenden unvermeidlichen Änderungsanforderungen fortlaufend einzuarbeiten.
In den letzten Jahren wurden Anstrengungen unternommen, durch Einführung einer Integrationsschicht – oftmals über Enterprise-Application-Integration- (EAI) Technologien – zumindest die Schnittstellenkomplexität zu bewältigen. Unter dem Stichwort Service Oriented Architecture (SOA) wird gegenwärtig versucht, den nächsten Schritt von der blossen Vereinheitlichung der Schnittstellen bestehender Applikationen hin zur Anpassung beziehungsweise Neugestaltung der Applikationen entsprechend der Geschäftsprozesse zu gehen. Dauerhafte Erfolge können sich jedoch nur einstellen, wenn diese Neugestaltung nicht einmalig bleibt, sondern eine fortlaufende Überprüfung, Anpassung und vor allem Durchsetzung der zugrundeliegenden Gesamtarchitektur erfolgt, die der Gestaltung der Services zugrunde liegen muss. Es ist ein explizites Architekturmanagement erforderlich. Nur so können die Wiederverwendungspotentiale, die mit der Einführung von EAI- und erst recht SOA-Konzepten verbunden sind, langfristig auch tatsächlich gehoben werden.
Die Aufgaben des Architekturmanagements sind dabei die Architektur-Führung, -Entwicklung,
-Kommunikation und -Vertretung. Aus der Unternehmens- und der IT-Strategie werden Architekturprinzipien abgeleitet und ihre Umsetzung gemessen (Architektur-Führung). Aus den Anforderungen aus Strategie und Fachbereichen wird die Architektur abgeleitet und entsprechende Bausteine für die Systementwicklung bereitgestellt (Architektur-Entwicklung). Diese Bausteine müssen kommuniziert und geschult werden (Architektur-Kommunikation), möglichst ergänzt durch ein direktes, aktives Einbringen entsprechenden Architekturwissens in die einzelnen IT-Projekte (Architektur-Vertretung).
Architekturmanagement ist nicht die Lösung der Komplexitätsprobleme in der betrieblichen IT. Aber es ist ein Bestandteil, der im Rahmen der effizienteren und effektiveren Durchführung der Aufgaben erforderlich ist, um die IT von der Manufaktur zur Fabrik weiterzuentwickeln. Da die Änderungsanforderungen zur Einführung neuer Komponenten führen, die in die bestehende Applikationslandschaft integriert werden müssen, muss sich das Fabrikleitbild an der Integrationsaufgabe orientieren.
Neben Erfahrungen aus konkreten EAI- und SOA-Projekten werden auf dem 16. Anwenderforum im Weiterbildungszentrum der Universität St. Gallen am 24. Januar 2005 auch die angesprochenen Aspekte zum Integrations- und Architekturmanagement und zur Schulung der Service-Orientierung in der betrieblichen IT aus erster Hand vermittelt. (forum.iwi.unisg.ch/index.php)
Dr. Joachim Schelp ist Projektleiter am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen.