PalmOne Tungsten T5: Altbewährtes neu aufgerollt

Zwar kommt der jüngste Spross aus der PalmOne-Werkstatt mit allem, was das Business-Herz begehrt, gegenüber dem Vorgänger hat er aber nicht viel Neues zu bieten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/21

     

Wer glaubt, seit dem Tungsten T3 ein Modell verpasst zu haben, täuscht sich. Eine Version 4 seines PDA-Flaggschiffs hat PalmOne nie herausgebracht. Das liegt aber nicht etwa daran, dass aufgrund überragender Neuerungen ein Versionsschritt übersprungen wurde, sondern vielmehr am Aberglauben einiger asiatischen Kulturen, bei denen die Zahl vier als Unglückszahl gilt.
Wer den Tungsten T3 kennt und nun vom T5 die ultimative Weiterentwicklung erwartet, wird enttäuscht. Das heisst aber nicht, dass es der jüngste Spross aus der PalmOne-Küche nicht faustdick hinter den Ohren hat.


Gehäuse: Back to the Roots

Auf den ersten Blick fällt das leicht veränderte Äussere auf. Der T5 hat sich vom Slider-Mechanismus verabschiedet und präsentiert sich wieder im Tungsten-E-Gewand. Das heisst, das Gehäuse kann nicht mehr ein- und ausgefahren werden, um das Display zu vergrössern. Dadurch ist das Gerät etwas grösser als der T3 im eingefahrenen und etwas kleiner als der T3 im ausgefahrenen Zustand. Für den Transport in der Hemdtasche ist der 121x78x15 mm grosse und 146 Gramm schwere PDA jedenfalls nicht mehr ganz so gut geeignet. Im T5 kommt dasselbe transflektive TFT-Display zum Einsatz wie beim Vorgänger (480x320 Pixel, 65'536 Farben). Das Display kann wahlweise im Hoch- oder Querformat dargestellt werden. Bei einigen Anwendungen fällt auf, dass beim Umschalten leichte Wackeleffekte entstehen. Nach wie vor angenehm ist hingegen die Berührungsempfindlichkeit der Anzeige, die eine komfortable Eingabe erlaubt, obwohl unser Test-PDA bei der Navigation vereinzelt ins Stocken geriet und einzufrieren drohte. Es blieb jedoch bei der Drohung – der T5 brauchte jeweils nur etwas länger als erwartet.






Optisch wirkt der im anthrazitfarbenen Look gehaltene T5 durch seine leicht abgerundeten Kanten sehr elegant. Die Kurzstarttasten auf der Gehäusevorderseite sind wiederum angeordnet wie beim Tungsten E. Sie lassen sich natürlich nach wie vor individuell belegen.
Eine sehr praktische von der Vorgängerversion her bekannte Funktion haben wir vermisst. Während der T3 auf der linken Gehäuseseite eine Taste zum Schnellstart von Sprachnotiz-Aufnahmen hatte, fehlt beim T5 die Recording-Möglichkeit leider gänzlich. Vielleicht mag das daran liegen, dass die Qualität der Aufnahme über das eingebaute Mikrofon nicht wirklich berauschend war; für das Mitschneiden einer Konferenz war sie aber durchaus ausreichend.


Riesenspeicher

Punkten kann der T5 sowohl bei der Hardware- als auch bei der Software-Ausstattung. Das Wesentlichste vorweg: Das Gerät verfügt mit seinen 256 MB über den wohl grössten Speicher, den ein PDA zur Zeit auf dem Markt bietet. Davon werden 55 MB von Palm-OS-Anwendungen und -Daten belegt. Der interne Flash-Speicher ist 160 MB gross und funktioniert ähnlich wie ein externer Wechseldatenträger. Jede Art von Daten lassen sich damit transportieren. Word-, Excel- und PowerPoint-Dateien können auch im Originalformat ohne vorherige Konvertierung angezeigt werden.







Da der Speicher auf der Flash-Technik basiert, bleiben die Daten auch erhalten, wenn dem Rechner einmal die Puste ausgeht. Einer der Schnellstarter auf der Gehäusevorderseite ist standardmässig mit dem Datei-Explorer verknüpft. Somit kann die externe Speicherfunktion schnell aufgerufen werden. Die Verwendung als externes Laufwerk funktioniert über ein mitgeliefertes USB-Kabel, das den Standard 2.0 unterstützt. Leider arbeitet der T5 aber noch mit dem langsameren USB 1.1. Das bedeutet, dass das Kabel allenfalls für künftige Palm-Generationen eingesetzt werden kann. Das Gerät verfügt ausserdem über einen Steckplatz, über den sich mittels SD- und MC-Karten die Speicherkapazität erweitern lässt.
Im Inneren des T5 taktet ein XScale-Prozessor mit 416 MHz, der sowohl Infrarot als auch Bluetooth unterstützt. Leider fehlt immer noch integriertes Wireless LAN. Optional bietet PalmOne eine WiFi-SD-Karte an, die neben dem Tungsten T5 auch mit den älteren Modellen T3 und Zire 72 verwendet werden kann. Neu bietet das Gerät auch Support für VPN-Kommunikation. Auf dem T5 lassen sich Clients installieren, die IPsec-VPN, PPTP-VPN oder ähnliche Lösungen unterstützen. Für jeden VPN-Client lassen sich ein oder mehrere VPN-Konten konfigurieren.





Zwar wird ein Netzadapter zum Aufladen des PDA mitgeliefert. Dieses kann man aber getrost zu Hause lassen, wenn man sein Notebook ohnehin im Reisegepäck hat, denn der T5 lässt sich auch über das USB-Kabel aufladen. Auf eine Docking-Station wurde verzichtet. Statt dessen wird sowohl das Netzadapterkabel wie auch das USB-Kabel über einen Breitstecker, auf dem sich auch der Synchronisationsknopf befindet, angeschlossen.


Wenig, aber nützliche Neuerungen

Der T5 kommt mit einer umfangreichen Software-Ausstattung. Als Betriebssystem ist Palm OS 5.4 vorinstalliert. Gegenüber der Vorgängerversion hat sich zwar nicht viel verändert, dennoch hält das OS einige praktische Neuerungen bereit. So findet man beispielsweise den Favoriten-Modus, in dem die meistverwendeten Anwendungen aufgelistet werden. Der Anwender kann die Liste beliebig belegen. Die PIM-Funktionen (Personal Information Management), mit denen unter anderem Kontakte, Notizen und E-Mails verwaltet werden, kommen in der gewohnten Struktur daher. Sie wurden teilweise durch Multimedia-Elemente erweitert. So lassen sich bei den Kontakten beispielsweise Fotos hinzufügen.
Neu hinzugekommen ist auch die Anwendung Addit. Dabei handelt es sich um ein Hilfesystem, das das Auffinden und Herunterladen von Software aus dem Internet erleichtert.
Auf der mitgelieferten CD-ROM findet man ausserdem eine Menge zusätzlicher Software. Dazu gehören unter anderem der RealPlayer für den Desktop, der AdobeReader für Palm OS, der AudiblePlayer, mit dem sich Audiobücher abspielen lassen oder WebSphere Everyplace Micro Environment, das die Ausführung von Java-Anwendungen auf dem PDA erlaubt. Ausserdem findet man auf der CD-ROM ein ausführliches Benutzerhandbuch. Als weiteres Zubehör gibt es einen Display-Schutzdeckel, der seitlich am Gerät angebracht wird.


Fazit

Mit dem Tungsten T5 hat PalmOne einen weiteren PDA im Angebot, der den Anforderungen des Business-Anwenders voll gerecht wird. Das Gerät ist vollgestopft mit nützlichen Anwendungen und überzeugt insbesondere durch den 256 MB grossen Flash-Speicher, der den Palm auch zum externen Laufwerk macht. Der Formfaktor ist optisch äusserst ansprechend. Leider hat PalmOne auf den vom T3 bekannten Slider-Mechanismus wieder verzichtet. Dadurch ist das Gerät etwas zu gross geraten, um in jeder Hemdtasche Platz zu finden. Zudem fehlen auch immer noch integrierte WLAN-Funktionen.
Der T5 ist für jeden neuen Palm-Anwender durchaus empfehlenswert, findet man doch alles, was es braucht, um den Berufsalltag zu erleichtern. Für Besitzer des Vorgängermodells lohnt sich die Anschaffung jedoch weniger, denn die Fortschritte halten sich in Grenzen. Ausser dem integrierten Flash-Speicher findet man nicht wirklich viele Neuerungen, die sich angesichts des relativ hohen Preises auszahlen würden.




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