Orbit/Comdex, der Weg und das Ziel
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/34
Vorletzten Mittwoch ging es nach Basel. Aber keine Angst, ich werde Sie, lieber Leser, nun nicht mit einem Jammergesang über die einst so stolze Schweizer IT-Messe langweilen. Wie es der Titel ausdrückt, wurde für mich der Weg zu einer ebenso wichtigen Erfahrung. Und deshalb: Es ging nach Basel, mit dem schnellen deutschen ICE.
Das Handy fiept, ich nehme ab, spreche, höre zu - zack, kein Netz mehr, das Mobiltelefon friert ein, lässt sich für ein paar Sekunden nicht mehr bedienen. Dann funktioniert es wieder. Ich warte, bis die Anzeige der Netzstärke ein wenig zunimmt, rufe zurück, spreche - zack, kein Netz mehr. So ging es noch ein paar Mal weiter, bis mein telefonisches Gegenüber und ich uns über die dringlichsten Punkte verständigt hatten. CB-Funk ist im Vergleich dazu wahrscheinlich viel komfortabler. Und dann fuhr der schnelle ICE, mit 20 Minuten Verspätung, auch schon in Basel ein.
Abends auf der Heimfahrt das gleiche Spielchen mit dem Unterschied, dass der schnelle ICE nur 10 Minuten Verspätung hatte und dass ich die Spielregeln noch ein wenig verschärfte. Da ich nämlich schon den ganzen Tag auf eine dringende E-Mail-Nachricht wartete, wollte ich mit meinem zeitgemässen Handy auf mein Postfach zugreifen - zeitgemäss über GPRS, versteht sich, die sogenannte Always-on-Technologie. Nun, GPRS entpuppte sich auf der Strecke Zürich-Basel als Sometimes-always-on-Technologie. Zeitweise funktionierte die Datenverbindung, aber wohl nur, um mir die Illusion zu vermitteln, es könnte gehen, wenn man nur ein wenig mehr Geduld hätte. Just in dem Moment jedoch, in dem ich mich jeweils mit Login und Passwort authentifizieren wollte, brach die Verbindung zuverlässig ab. Ich war also gezwungen, das Vorhaben aufzugeben und mit der Abfrage meines Postfachs zu warten, bis ich zu Hause war. Was allerdings auch bedeutete, dass sich mein Arbeitstag noch ein wenig in die Länge zog. Nichts mit Produktivitätssteigerung dank neuer Technologien...
Man könnte nun noch näher untersuchen, ob die Kommunikationspannen auf dem Weg zur Orbit/Comdex und zurück durch mein zeitgemässes Mobiltelefon verursacht wurden oder ob ich dem Netzbetreiber die Schuld in die Schuhe schieben kann. Das war mir spätestens dann völlig egal, als ich, eben zu Hause angekommen, aus dem Briefkasten die Abrechnung für meine Mobiltelefon-Eskapaden des Vormonats fischte. Die Höhe des Betrages für die GPRS-Nutzung will ich schon gar nicht nennen - nur soviel sei verraten: Er tat mir ziemlich weh. Und vielleicht muss ich noch anfügen, dass diese Erfahrungen mit Netz und Handy am vorletzten Mittwoch nicht etwa ein Einzelfall waren.
Umso unverständlicher ist es für mich deshalb, dass die Netzbetreiber über die hohen Konzessionspreise für die UMTS-Lizenzen jammern und fieberhaft nach der Killerapplikation suchen, die die Milliarden für die gemietete Luft in die Kassen spülen soll. Gescheiter würden sich die Damen und Herren Mobilnetzbetreiber einmal darum kümmern, dass das was sie haben, auch richtig funktioniert. Und erst dann sollten sie dafür auch Geld verlangen. Alles andere ist skrupellos - zumal auf einer viel befahrenen Zugstrecke wie Zürich-Basel, Orbit/Comdex hin oder her.