Führungsvariationen

Laisser faire, kooperativ oder autoritär: Welcher Führungsstil wird in Schweizer IT-Unternehmen erfolgreich praktiziert?

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/27

     

Autoritär, kooperativ oder nett und nachsichtig - wie sieht der optimale Führungsstil aus? Immer mehr junge Menschen werden im Berufsleben in Führungspositionen gestossen. Oftmals ohne grosse Erfahrung, Ausbildung oder Menschenkenntnis. Das Thema "Führung" wird viel diskutiert: Was sind zeitgemässe und innovative Formen der Führung? Welcher Führungsstil ist am erfolgversprechendsten? Wie ist es zu schaffen, dass Mitarbeiter freudig und leistungswillig für die Unternehmensziele arbeiten?



So einfach, wie es in den meisten Lehrbüchern steht, ist die Mitarbeiterführung nicht. In der Literatur werden eine Reihe von realtypischen und idealtypischen Führungsstilen beschrieben. Grob betrachtet lässt sich zwischen autoritärer und demokratischer Führung unterscheiden. Der Führungsstil bestimmt massgeblich den Führungserfolg, beeinflusst die Einstellung der Mitarbeiter zur Arbeit und wirkt sich auf deren Zufriedenheit, Motivation und Leistungsbereitschaft aus.




In vielen Untenehmen wird nach wie vor nach dem guten alten autoritären oder dem bürokratischen Prinzip verfahren. Ob es funktioniert? Fest steht, dass es bislang den Fachleuten nicht gelungen ist, einen optimalen Führungsstil zu ermitteln. Das hat drei Gründe: Erstens gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, was Erfolg ist und wie man ihn feststellt. Zweitens kann Erfolg auf vielen Wegen erreicht werden und drittens wird das, was jemand macht, oder wie man führt, von verschiedenen Leuten sehr unterschiedlich erlebt. InfoWeek hat Manager von führenden Schweizer IT-Firmen zu ihrem Führungsstil befragt.


Kooperativ und laisser faire

Danny Schweingruber, Country Manager bei Silicon Graphics ist überzeugt, dass es nicht ein bestimmter Führungsstil ist, der einem Manager eine motivierte Crew verspricht. Ein Manager müsse heute Visionär, gleichzeitig Coach und oft auch ein Demokrat sein, um dann doch wiederum im richtigen Moment zu entscheiden.



Schweingrubers Führungsstil richtet sich zum einen danach, wie viel Erfahrung und Erfolg ein Mitarbeiter hat, welches Thema aktuell ist und zu guter Letzt, von welcher Tragweite das Projekt ist. "Es bedarf Erfahrung und auch Intuition, um zu wissen, wann man als Coach dominierend sein muss, wann Kooperation gefragt ist und wann man einfach nur zuhören sollte."




Einen bevorzugten Führungsstil im eigentlichen Sinne kann er nicht nennen. "Es sind die Zielsetzungen, Bedürfnisse und die Situation, die meinen Führungsstil prägen", erklärt er weiter.



Eindeutiger sieht Apple-Schweiz-Chef, Roger Brustio seinen Führungsstil. "Ich persönlich bevorzuge den kooperativen Stil mit einer Prise 'laisser faire'", gibt er Auskunft. Er habe die Erfahrung gemacht, dass der Einbezug von Fachwissen und Erfahrung der Mitarbeiter, die Zusammenarbeit im Team und die Freiheit im Sinne, dass das Ziel entscheidend ist und der Weg dazu sehr individuell sein kann, die besten Resultate hervor bringt. Und zwar in der Zielerreichung wie auch im Teamspirit.



Auch Graziano Gaggioli, Managing Director von On Technology Schweiz, führt seine Mitarbeiter nach dem kooperativen Stil. Er begründet die Wahl dieses Führungsstils mit dem Reifegrad der zu führenden Mitarbeiter. "Je reifer die Mitarbeiter in bezug auf die gestellten Aufgaben sind und je komplexer die Aufgabenstruktur ist, desto eher empfiehlt sich der kooperative Führungsstil. Das heisst nicht, dass alle Entscheidungen nur durch das Anhören und Überzeugen durch die Mitarbeiter getroffen werden." Er ist davon überzeugt, dass die Partizipation der Mitarbeiter am Entscheidungsprozess einen wesentlichen Beitrag zur Motivation der Belegschaft beisteuert und somit die Effizienz und Zielerreichung positiv beeinflusst wird. Dennoch sei es legitim und gehöre unbedingt zu den Aufgaben eines Vorgesetzten, "autoritäre" - im Moment des Entscheides vielleicht unpopuläre - Entscheidungen zu fällen.



Checkpoint-Country-Manager Harry Galli wendet meistens den kooperativen Führungsstil an. "Ich appelliere an die Mitverantwortung der Mitarbeiter. Im Nichtberufsleben erwarten wir von ihnen, dass sie sich verantwortungsbewusst verhalten. Beispielsweise erziehen sie Kinder, nehmen hohe Beträge für eine Hypothek auf oder übernehmen in Vereinen oder Parteien Verantwortung. Wieso sollen wir dies nicht auch im Geschäftsleben von ihnen erwarten können? Eine Entscheidung, die nicht 'von oben herab' kommt, wird auch von allen Mitarbeitern getragen. Das Team denkt und führt mit", erklärt Galli sein Handeln. Nach dem erfolgreichsten Führungsstil gefragt, antwortet er: "Welcher Führungsstil letztendlich am erfolgversprechendsten ist, hängt von diversen Kriterien ab. Beispielsweise von der Art des Unternehmens, das geführt wird, von der aktuellen wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens, dem gegenwärtigen Image, der Art der Produkte oder der Dienstleistungen, die vertrieben werden etc. All dies sind Faktoren, die einen optimalen Führungsstil beeinflussen, und demzufolge gibt es keinen erfolgversprechendsten."



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