Wie verdiene ich Geld im Internet?" Das ist die Frage, die einen E-Commerce-Manager ununterbrochen beschäftigt. Und diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Bevor der virtuelle Marktplatz die reale Handelswelt vollständig widerspiegeln wird, gibt es nämlich noch einiges zu tun. E-Commerce - der Verkauf von Waren und Dienstleistungen über Internet und andere Datennetze - hat in Europa Anlaufschwierigkeiten, wie amtliche Statistiken unbarmherzig aufzeigen. Rolf Zeller, Leiter Remote Ordering bei Coop Schweiz, ist allerdings überzeugt, dass Erfolg im E-Commerce nur denjenigen beschert ist, die auch vor der Internetzeit schon erfolgreich Handel betrieben haben, sei dies mit einem eigenen Laden oder als Dienstleister. "Kaufen und Verkaufen ist ja nichts neues. Einzig das zusätzliche Medium bringt neues Leben in den Handel", führt der Geschäftsführer von Coop online aus. "Coop macht eigentlich nur, was früher der Milchmann tat - die bestellten Waren ins Haus bringen." Allerdings sind schwarze Zahlen noch eine Seltenheit bei reinen E-Shop-Betreibern.
Um Business-to-Business (B2B), den Geschäftsverkehr zwischen Unternehmen, ist es dabei schon wesentlich besser bestellt als um den Business-to-Consumer-Bereich (B2C). Denn ohne dass dem Endverbraucher ein zusätzlicher Nutzen - wie mehr Komfort oder individuellere Beratung - im Internet angeboten wird, kauft er anscheinend noch lieber vor Ort ein.
Sobald sich ein Unternehmen in Richtung Direktvertrieb über das Web bewegt, wird der E-Commerce-Manager gesucht. Seine Aufgabe besteht darin, die Fachhändler, Zulieferer und den (Kunden-) Service online mit dem Unternehmen zu verbinden sowie die Bestell- und Logistikprozesse entsprechend zu digitalisieren. "E-Commerce-Manager schaffen 'Mehr-Wert' für die Kunden im Internet und einen erweiterten Markt fürs eigene Unternehmen. Dabei müssen technische E-Commerce-Lösungen umgesetzt und Online-Shops konzipiert und aufgebaut werden," erklärt Bernhard Stocker, Inhaber von Stockerdirect, CRM und Marketing-Agentur. Stocker weiss, wovon er spricht. Er hat bereits mehrere grosse E-Commerce-Projekte auf die Beine gestellt.
Auch die Bereitstellung von Zahlungssystemen im Internet gehört zu den Aufgaben eines E-Commerce-Managers. Grundlage dafür ist unter anderem die Kenntnis über die rechtlichen Rahmenbedingungen des elektronischen Zahlungsverkehrs - vom Datenschutz ganz abgesehen. Dafür ist ein fundiertes Verständnis für die unterschiedlichen Finanzströme bei Transaktionen aller Art wichtig - und zwar einschliesslich der verschiedenen Sicherheitsstandards. Indem der E-Commerce-Manager jederzeit in der Lage ist, die so genannten "Market Player" in Sachen E-Commerce zu identifizieren und ihre Konzepte und Projekte zu durchschauen, leistet er einen entscheidenden Beitrag für die Vermarktung der eigenen Produkte. Auf dieser Basis geht es dann um das Erstellen von so genannten Produktkonzepten und ihre Umsetzung im Interesse des Kunden.
Je nach Unternehmen sollte der E-Commerce-Manager eine Ausbildung zum Kaufmann oder Informatiker, möglichst mit gutem finanzwissenschaftlichem Hintergrund absolviert haben. Ein Studium erachtet Stocker nicht als zwingend. "Wichtigste Schlüsselqualifikation ist sicherlich das vernetzte Denken. Der E-Commerce-Manager hält alle Fäden in den Händen. Er muss den Betrieb genau kennen und sich mit allen Abteilungen gut verstehen. Eine andere Möglichkeit ist, dass der E-Commerce-Manager aus dem Marketing kommt. Allerdings ist IT-Know-how unerlässlich."
Der Wunschkandidat eines jeden Unternehmens verfügt über mindestens drei bis vier Jahren Berufserfahrung, möglichst im Bereich der Finanzwirtschaft oder des Marketings, hat sein theoretisches Wissen vertieft und erfolgreich eingesetzt. Dabei hat er Projektleitungserfahrung im Bereich Internet-Systemdesign, Kreativität und sehr gute Kommunikationsfähigkeit erlangt. Ein sicheres Auftreten, sehr gutes Verhandlungsgeschick und das nötige Wissen über Kundenbindung und die damit verbundenen Massnahmen sind weitere Schlüsselqualifikationen, über die ein E-Commerce-Manager verfügen sollte.
"Ideal ist, wenn der Fachmann bereits einige Jahre im Betrieb arbeitet und die Firma kennt. Das erleichtert die Arbeit in der neuen Funktion enorm", gibt Stocker zu bedenken. Im Laufe seiner Berufsausübung sollte er sich darüber hinaus weiterbilden und sich laufend mit den neuesten Technologien auseinander setzen. Die Löhne für diese verantwortungsvolle Position sind im Kaderbereich angesiedelt.
