InfoWeek-Serie IT-Berufe: Der IT-Trainer
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/25
Durch das stetige Wachstum in der IT-Branche werden auf dem Arbeitsmarkt immer dringender qualifizierte Fachkräfte benötigt. Die in den Unternehmen eingesetzte Hard- und Software verlangen mehr und mehr nach fundiertem IT-Know-how. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, müssen Angestellte immer aufs Neue in den aktuellsten Programmen und Applikationen geschult werden.
Grosse Unternehmen verfügen über hausinterne Schulungszentren mit einem eigenen Education-Team und festangestellten Trainern. KMU lassen ihre Mitarbeiter in externen Kursen das nötige Know-how erarbeiten oder heuern für interne Schulungsmassnahmen kurzfristig einen Kursleiter an.
Auch die Nachfrage nach qualifizierten Trainern bei professionellen IT-Schulungsanbietern und in innerbetrieblichen Schulungsbereichen ist entsprechend hoch. Die Führungskräfte in den Unternehmen haben eingesehen, wie wichtig stetige Schulung ist und sind sich einig, dass die Qualifikation des IT-Trainers ein wichtiges Element für den Erfolg der betrieblichen Weiterbildung ist.
Für Michael Gähwiler, Mitglied der Geschäftsleitung von IFA The Knowlegde Company, ist klar: "Trainer ist keine geschützte Berufsbezeichnung, es kann sich jeder Trainer nennen. Hinzu kommt, dass es keinen allgemein gültigen Ausbildungsgang und kein Berufsbild für IT-Ausbilder gibt und somit auch kein allgemein verbindliches Gütesiegel." Bei IFA sind zur Zeit rund 180 Dozenten im Teilzeitarbeitsverhältnis beschäftigt - es werden aber noch Lehrkräfte gesucht. "Bei der Einstellung von IT-Trainern steht bei uns die Persönlichkeit im Vordergrund. Trifft eine Bewerbung ein, gehen wir erst einmal davon aus, dass derjenige das nötige Fachwissen mitbringt." Sozialkompetenz und überzeugendes Auftreten sind neben einem tiefen, angewandten, fachspezifischen Wissen nach den heutigen Standards die wichtigsten Qualitäten, die ein angehender Dozent haben muss. "Ob ein Trainer erfolgreich ist, hängt wahrscheinlich mehr von seiner Berufs- und Lebenserfahrung ab, als allein von seinem Fachwissen", gibt Gähwiler Auskunft.
Gerade im IT-Training kommt es häufig vor, dass wegen Zeitmangel durch die Inhalte gerast wird. Natürlich verfolgen viele Trainer die positive Absicht, den Teilnehmern möglichst viel mit auf den Weg zu geben. Sie bewirken jedoch oft das Gegenteil.
Die meisten IT-Trainer sind fachlich hoch kompetent. Einige sind jedoch zu stark auf ihr Wissen konzentriert. Gerade diese Fachkompetenz kann zur Falle werden. Manche Trainer können nicht nachvollziehen, warum einige Teilnehmer nicht zu folgen vermögen. Auch fehlt es ihnen manchmal an kommunikativer Kompetenz, mit den Sorgen und Ängsten ihrer Teilnehmer umzugehen. Laut Gähwiler sind viele Personen im IT-Training tätig, die zwar über das nötige Fachwissen, jedoch über keine pädagogische Erfahrung verfügen. Dieser Bereich wird bei den Dozenten von IFA gesondert geschult und bei einer Probelektion vom Produktmanager geprüft.
Im Anforderungsprofil der Lehrkräfte werden ein Hochschulabschluss oder ein höherer Abschluss auf dem zweiten Bildungsweg verlangt. Wichtigste Schlüsselqualifikation ist jedoch Erfahrung. "Ein Trainer muss seine Ausführungen mit Beispielen aus dem eigenen Fundus bestätigen können. Das macht den Unterricht interessant und praxisnah", führt Gähwiler weiter aus.
Oft wird die Didaktik von IT-Trainern kritisiert. Es ist kein roter Faden erkennbar. Wenige Beispiele aus der Praxis werden gebracht. Das Seminar wird nicht strukturiert und Wichtiges nicht von Unwichtigem getrennt. Der Trainer selber kann schlecht motivieren oder ist selber von der Software nicht überzeugt. Wenn die Teilnehmer andere Wünsche haben wie der Trainer, wird nicht darauf eingegangen.
Häufig drücken sich gerade IT-Spezialisten viel zu kompliziert aus. Sie sprechen den IT-typischen Slang, obwohl viele Dinge auch einfacher erläutert werden könnten. Die komplizierten Ausdrucksweisen führen wiederum dazu, dass die Teilnehmer abschalten und dem Inhalt nicht folgen.
Die IT-Trainer der Knowlegde Company und viele ihrer Berufskollegen verdienen nur einen Teil ihres Lebensunterhaltes mit Unterrichten. Häufig haben sie noch ein zweites Standbein, sei es als IT-Berater oder als Softwareentwickler. Eine Ausnahme bilden die in firmeneigenen Schulungszentren angestellten IT-Trainer. Die Lohnaussichten sind dementsprechend. Während die IT-Branche boomte, konnte beispielsweise ein Crack für Datenbanken für einen Schulungseinsatz eine Tagesgage von 4000 Franken und mehr verlangen. Heute bekommt dieser immerhin noch 2000 Franken. Deutlich tiefer liegen die Verdienstmöglichkeiten für Office-Trainer. Gerade mal 500 bis 600 Franken werden pro Tag geboten.