NAS: Speichersilos für KMU
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/07
Der Schweizer Storagemarkt wuchs 2006 um 7,5 Prozent und ist damit einer der Top-IT-Wachstumsmärkte. Davon gehen 8 Prozent auf das Konto von Network Attached Storage (NAS), während von den insgesamt rund 870 Millionen Franken, die letztes Jahr für Storage ausgegeben wurden, NAS-Systeme einen Anteil von knapp 11 Prozent haben. Verantwortlich für den Storage-Boom sind vor allem Grossunternehmen aus dem Banken- und Versicherungssektor sowie die Industrie. Aber auch kleinere Unternehmen können schnell auf viel und vor allem für mehrere Benutzer gleichzeitig verfügbaren Speicher angewiesen sein. KMU haben aber oft weder das entsprechende Know-how noch ausreichend finanzielle Mittel für den Aufbau umfangreicher Speichernetzwerke. Diesem Bedarf kommen Einstiegs-NAS-Systeme entgegen. NAS-Systeme lassen sich in der Regel ohne grossen Aufwand in bestehende Netzwerke integrieren und bieten Mitarbeitern selbst in heterogenen Umgebungen vollen Zugriff auf zentrale Daten. Dabei spielen vor allem dateibasierende Dienste wie NFS (Network File System) für Unix/Linux- sowie SMB (Server Message Block) und CIFS (Common Internet File System) für Microsoft-Umgebungen eine zentrale Rolle. Nebst zentraler Haltung und Verteilung von Daten ist die Konsolidierung bestehender Datenpools als Motivation für die Anschaffung einer NAS-Appliance zu nennen.
Um nicht in kürzester Zeit wieder in Platznot zu geraten, sollte man sich im Vorfeld einer allfälligen Anschaffung eingehend Gedanken über die betriebsinterne Datenwachstumsrate machen. Ist ein entsprechendes Wachstum absehbar, lohnt es sich, Systeme in Betracht zu ziehen, die über die internen Festplatteneinschübe hinaus erweiterbar sind. Hierzu bieten die verschiedenen Hersteller unterschiedliche Lösungsansätze. Weit verbreitet ist die Aufteilung in NAS-Head und Subsysteme, wobei der Head das Management multipler Diskarrays übernimmt. Solche Systeme lassen sich theoretisch weit über die Bedürfnisse der meisten KMU hinaus skalieren und verfügen nebst Gigabit-Ethernet-Netzwerkanbindungen oft zusätzlich über Fibre-Channel-Anschlüsse (FC). Aufgrund der FC-Funktionalität lassen sich diese Systeme zum Teil auch wieder dem SAN-Lager (Storage Area Network) zuordnen, womit die zunehmende Verschmelzung der beiden Ansätze deutlich wird.
Ein weiterer Unterschied zwischen SAN und NAS ist die Art und Weise der Dateiübertragung. Während Dateien im Rahmen von NAS über ihre Namen adressiert werden (Dateiverfahren), erfolgt dies bei SANs blockorientiert. Das Dateiverfahren ist komplexer als das blockorientierte, erlaubt jedoch den gleichzeitigen Zugriff mehrerer Systeme auf dieselben Dateien. Dies ist eines der Hauptkriterien, die für den Einsatz von NAS sprechen, bringt allerdings gewisse Performance-Einbussen mit sich. Diese Lücke schliesst das iSCSI-Verfahren (Internet Small Computer System Interface). Dabei handelt es sich um ein Storage-over-TCP/IP-Verfahren, welche das NAS-Modell um blockorientierten Dateizugriff erweitert, ohne dass teure FC-Installationen anfallen. Ein weiteres Indiz für die Konvergenz der beiden Storage-Welten ist die bei NAS dazugekommene Möglichkeit der Erstellung von Snapshots, mit denen sich Zustand von Laufwerken zu einem bestimmten Zeitpunkt einfrieren lässt.
NAS-Server zeichnen sich in Sachen Hardware durch Hot-Swap-fähige Komponenten wie Harddisks, Netzteile und Lüfter aus. Netzwerkanschlüsse sind meist redundant vorhanden. Zudem hat sich der Einsatz von SATA-Disks weitgehend durchgesetzt. Diese sind zwar weniger performant und ausfallanfälliger als ihre FC-Kollegen, dafür aber deutlich günstiger. Einige Systeme bieten deshalb die Möglichkeit, FC- und SATA-Platten im Mischbetrieb zu nutzen. Punkto Betriebssystem
trifft man bei den preisgünstigeren Modellen vermehrt Microsofts Windows Storage Server 2003 R2 an. Das Betriebssystem verfügt über eine klassische Windows-oberfläche und erleichtert Administratoren mit Windows-Kenntnissen die Verwaltung des NAS.