Freiheit für unsere Computer!
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/07
Der 2. April 2007 war ein grosser Tag für Musikfans und Verbraucherschützer: EMI-Boss Eric Nicoli verabschiedet sich von DRM und setzt statt dessen auf Qualität (siehe Seite 13). Er beugt sich damit den Kunden, die in Scharen vor Kontrollwahn und Konsumhemmnissen davonrannten. Musik kann endlich wieder überall abgespielt werden, wo es der Kunde wünscht.
Dies ist für ein Unternehmen der Unterhaltungsindustrie ein unglaublicher Schritt. Schliesslich sind für die meisten Plattenbosse und Filmmultis das Internet und Vervielfältigungstechniken das Böse schlechthin, das sie um ihre Umsätze und damit an den Rand des Abgrunds gebracht hat. Das es auch um jeden Preis zu behindern und zu bekämpfen gilt, getreu dem Motto: Darf es ein bisschen restriktiver sein?
Der 2. April 2007 könnte aber auch eine grosse Chance für die IT-Anwender sein, sollten sich auch andere Major Labels und vielleicht auch die Traumfabrik aus Hollywood den Erkenntnissen von EMI anschliessen. Denn dann würden sie sich vielleicht endlich wieder auf ihr Business konzentrieren und nicht mehr darauf, wie man uns Computeranwendern das Leben schwer macht.
Es ist nämlich höchste Zeit, damit aufzuhören. Denn was die Unterhaltungsindustrie diesbezüglich bisher vollbracht hat, ist nicht nur lästig und teuer, sondern beginnt auch die Produktivität und Innovation der IT-Branche und der gesamten Gesellschaft zu gefährden. Neben Handelshemmnissen, verstümmelten CDs und Störungen in Videosignalen verdanken wir dem Kampf gegen die «Raubkopierer», die sich oftmals als Kinder unter 10 Jahren oder Rentner ohne Computer entpuppen, auch verschärfte Urheberrechtsgesetze, die Forschung und Kultur behindern. Nicht zu vergessen die verminderte Zuverlässigkeit von Windows Vista dank der Bereitstellung von sicheren Pfaden für die Wiedergabe von High Definition Content, wie sie Peter Gutmann von der Universität Auckland in einer Studie beschreibt.
Sollte die Unterhaltungsindustrie allerdings den eingeschlagenen Pfad weitergehen, sieht es für uns düster aus. Denn mit Trusted Computing können wir Computernutzer unter Umständen zu «Anwendern eines Mixers» degradiert werden, mit dem wir nur noch tun können, was der Hersteller für uns und das Gerät vorgesehen hat. Eine trostlose Vorstellung, ist der Computer doch das wohl vielseitigste und mächtigste Gerät, das uns Menschen zur Verfügung steht und uns erlaubt, ungeahnte Potentiale nutzbar zu machen. Dies geht aber nur, wenn wir Anwender weiterhin die Kontrolle behalten.
Ich werde darum meine über 1000 Lieder starke Bibliothek an Songs aus Apples iTunes Store mit hunderten EMI-Songs von Depeche Mode, Queen und Kate Bush auf die DRM-freie Version «upgraden». Um EMI und insbesondere der Konkurrenz zu zeigen, dass sich der Mut zur Freiheit lohnt.