Bart PE Builder: XP von CD

Ein lauffähiges Windows XP auf CD ermöglicht die flexible Lösung von Administrationsproblemen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/10

     

Welcher Administrator hat sich nicht schon mal gewünscht, eine minimierte Version von Windows XP oder dem Windows Server 2003 von einer CD starten zu können, um Probleme im System zu beheben? Genau das lässt sich mit dem Bart PE Builder realisieren.
Mit dem Werkzeug wird ein Preinstallation Environment (PE) erzeugt. Microsoft nutzt solche PEs im Rahmen von Installationsprozessen, wobei von den PEs aus der Teil des Installationsprozesses gestartet werden kann, mit dem die Anpassung eines vorinstallierten Systems erfolgt. Microsoft verwendet dafür das Programm Windows PE oder kurz WinPE. Einige der Ideen von WinPE finden sich auch beim Bart PE Builder, es gibt aber auch deutliche Unterschiede.




Der wohl gravierendste Unterschied liegt im Einsatzbereich. Während WinPE für die Vorbereitung von neuen Windows-Systemen gedacht ist, die vorinstalliert, mit einem PE ausgeliefert und dann fertig konfiguriert werden, richtet sich der Bart PE Builder vor allem an Administratoren, die eine Windows-Version von einer CD starten möchten, um beispielsweise nach Viren zu scannen und diese zu beseitigen, Konfigurationsänderungen an nicht mehr lauffähigen Systemen vornehmen oder Dateien auf ein Netzwerklaufwerk retten möchten. Teilweise lässt sich so etwas über DOS-Bootdisketten und mit zusätzlichen Utilities wie NTFSDOS auch machen. Und Windows selbst bietet mit der Wiederherstellungskonsole ebenfalls eine Schnittstelle. Beide Ansätze können aber nicht die gleiche Flexibilität wie der Bart PE Builder bieten.





So gibt es von DOS Probleme beim Zugriff auf sehr grosse NTFS-Volumes, das Beseitigen von Viren kann an seine Grenzen stossen und die Unterstützung für das Active Directory fehlt ebenfalls – letztere ist aber gerade für das Retten von Dateien auf ein anderes System im Netzwerk oft sehr wichtig. Die Wiederherstellungskonsole ist wiederum in ihrer Funktion relativ beschränkt.


Grosse Funktionsvielfalt

Der Bart PE Builder und die durch ihn erzeugten PEs überzeugen durch ein hohes Mass an Flexibilität und Funktionalität. PEs können von Windows XP Home Edition und Professional ebenso wie vom Windows Server 2003 erzeugt werden. Die Netzwerkunterstützung lässt sich einfach konfigurieren – DHCP ist nicht zwingend erforderlich. Die durch den Bart PE Builder erzeugten Ausführungsumgebungen bieten dabei einige Flexibilität, gerade auch für den Zugriff auf andere Systeme im Netzwerk.
Am wichtigsten ist aber neben der Basisfunktionalität, dass die Funktionen der PEs über Plug-ins erweitert werden können. Für das Werkzeug hat sich mittlerweile eine regelrechte Community gebildet, die ständig weitere Plug-ins liefert. Einige der Plug-ins unterstützen zusätzliche Hardware, andere stellen zusätzliche Funktionen bis hin zu einem ICA-Client für den Zugriff auf Citrix-Metaframe-Server bereit. Der Anbieter von Bart PE Builder stellt auf der Website zum Produkt entsprechende Links bereit.





Das Ziel einer PE ist aber nicht, eine dauerhaft lauffähige Windows-Umgebung mit voller Funktionalität bereitzustellen. Das verbieten nicht nur die Lizenzbestimmungen von Microsoft; es soll ja auch alles auf eine einzige CD passen. Entsprechend gibt es denn einige Einschränkungen: So wird beispielsweise nur ein Teil der Win32-API unterstützt, und etliche erweiterte Funktionen, die für die grundlegenden Administrationsaufgaben nicht erforderlich sind, fehlen ebenso wie das Microsoft .NET Framework. Damit das System nicht als volle Windows-Version missbraucht werden kann, erfolgt nach 24 Stunden ein automatischer Neustart. Ausserdem können maximal bis zu sechs Prozesse – einschliesslich des Startmenüs gleichzeitig ausgeführt werden. Die Namensauflösung im DFS wird nicht unterstützt. Und das System läuft nur mit eingeschränkten Grafik-Modi.


Problemlose Installation und Nutzung

Die Installation des Bart PE Builder bereitet keinerlei Probleme. Das Programm kann als ZIP-Datei heruntergeladen werden, wobei es eine beachtliche Zahl von Mirror-Sites gibt, über die die Software verfügbar ist. Nach dem Entzippen lässt sich über pebuilder.exe direkt die erste Ausführungsumgebung erstellen. Dazu müssen auch die Quelldateien von Windows (die Original-CD) verfügbar sein. Ein Assistent führt durch die (wenigen) Schritte, bevor dann abschliessend eine .iso-Datei erzeugt wird. Bei dieser ist zu beachten, dass sie bereits den Standard ISO 9660:1999 unterstützt, den aber noch nicht alle Bearbeitungswerkzeuge für ISO-Dateien erkennen. Die so erzeugte ISO-Datei kann schliesslich auf CD-ROM gebrannt werden.




Wenn von der CD – oder wie in der Testumgebung direkt in einer virtuellen Maschine von der .iso-Datei – gestartet wird, wird das Betriebssystem geladen. Dieser Vorgang ist etwas langwieriger als beim Start von der Festplatte, weil das System zwar kleiner, CDs aber auch ungleich langsamer im Zugriff sind. Während des Starts lässt sich entscheiden, ob und wie das Netzwerk konfiguriert werden soll. Darauf stehen über das Startmenü verschiedene Konfigurationsfunktionen und die gesamten installierten Plug-ins für den PE Builder zur Verfügung. Die Funktionen reichen vom Festplattenmanagement über die Netzwerkkonfiguration bis hin zu Rechnern, mit denen beispielsweise Binärwerte umgesetzt werden können, und einem RDP-Client für den Zugriff auf Terminaldienste.





Im Test funktionierte die Software und auch die Erstellung der .iso-Dateien reibungslos. Allerdings werden im FAQ zu dem Produkt eine Reihe von Problemen vor allem wegen des verwendeten ISO-Formats besprochen. Auch wenn es gewollte und konzeptbedingte Einschränkungen gibt, ist der Bart PE Builder doch ein interessantes Werkzeug für Administratoren – denn Situationen, in denen man schnell mal von einer CD booten möchte, gibt es genug. Besonders gut gefällt die beachtliche Unterstützung an Plug-ins, mit denen den PEs mehr Funktion gegeben werden kann. Der Bart PE Builder zählt damit zweifelsohne zu den wirklich nützlichen Utilities.




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