InfoWeek-Serie IT-Berufe: Webdesigner
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/23
Webdesigner, auch Screendesigner oder Multimediadesigner genannt, sind für die Konzipierung, Gestaltung und praktische Umsetzung von Internetauftritten verantwortlich. Das setzt zum einen eine gewisse ästhetische Begabung voraus, zum anderen aber auch technisches Verständnis, um die Ideen zielgruppengerecht umsetzen zu können. Webdesigner ist einer der gefragtesten Berufe der neuen Medienwelt. Kein Wunder, sie sind die Auslagengestalter der virtuellen Warenwelt. Von ihren Ideen und deren Umsetzung hängt oft der Umsatzerfolg ab, wenn es gilt, Waren im Web anzupreisen und zu verkaufen.
Schaut man sich zur Zeit auf dem Stellenmarkt um, stellt man rasch fest, dass dieser ziemlich ausgetrocknet ist. BrainsToVentures in St. Gallen ist fast die einzige Firma, die im Moment auf der Suche nach einem Webdesigner ist. "Wir suchen nicht den klassischen Webdesigner, sondern einen Webdesign-Fachmann für datenbankbasierte Internetlösungen", gibt CEO Hermann Arnold Auskunft.
Während der typische Webdesigner vor allem Benutzeroberflächen für Online-Dienste und Homepages entwirft, gestaltet und entwickelt, sollte der gesuchte Kandidat sich weniger um Grafisches, als um benutzerfreundliche Lösungen kümmern.
Die Firma für internetbasierte Software wünscht sich einen Webdesigner, der neben HTML-Kenntnissen und viel Webdesign-Erfahrung auch noch Know-how im Umgang mit Datenbanken wie SQL-Server oder Oracle mitbringt. "Aus diesem Grund ist es auch so schwierig, jemanden zu finden. Wir haben schon sehr viele Bewerbungen erhalten, doch der Richtige war noch nicht darunter", erklärt Arnold und gibt zu bedenken: "Das Problem ist wohl, dass die meisten Webdesigner grafisch arbeiten möchten mit Animationen, Flash und Multimediatools. Unser Wunschkandidat ist aber jemand, der viel Interneterfahrung mitbringt und weiss, wie man dank grafischer Umsetzung den Benutzer möglichst einfach durch eine Website führt. "Der Kandidat sollte durch seine Persönlichkeit in das junge Team passen und zwischen 22 und 35 Jahre alt sein. "Er muss ein Verfechter der Einfachheit sein und diese mit einer gewissen Sturheit vertreten", sagt der CEO lächelnd. Eine Frau, natürlich mit den notwendigen Qualifikationen, wäre herzlich willkommen.
Für Arnold ist Webdesigner mittlerweile ein anerkannter Beruf, auch wenn es in der Schweiz noch keine Lehre dafür gibt. Die Ausbildung erfolgt zur Zeit noch ausschliesslich über sogenannte Weiterbildungsmassnahmen. Allerdings würde er jederzeit auch einen Quereinsteiger einstellen, sofern dieser über das gewünschte Wissen verfügt. Bei der Frage nach dem Verdienst gibt Arnold an, dass der Gesuchte mit Sicherheit zu den besser Verdienenden der Firma gehören wird und zum gegebenen Zeitpunkt auch die Chance erhält, Teilhaber der Firma zu werden.
Schaut man sich das gängige Berufsprofil eines Webdesigners an, findet man meist ganz andere Profilanforderungen. "Normale" Webdesigner fertigen unter Beachtung ästhetischer und psychologischer Gesichtspunkte direkt am Computer Entwürfe an, die die audiovisuellen Sinne ansprechen sollen. Die Endprodukte, die eine Mischung von Texten, Bildern, Geräuschen und Animationen darstellen, werden den Kunden dann gemeinsam mit dem Multimedia-Projektmanager präsentiert. Webdesigner sind für die gesamte Bildersprache einer Multimedia-Produktion verantwortlich. In Zusammenarbeit mit Medien-Informatikern speisen sie auch audiovisuelle Daten in den Computer ein und bereiten diese technisch auf.
Grundvoraussetzungen für den Beruf des Webdesigners bilden Kreativität, Teamfähigkeit, sicheres Auftreten und starkes ästhetisches Empfinden. Kenntnisse in Farbenlehre, Ästhetik, HTML-Grafik, Bild- und Paint-Programmen, DTP sowie den gängigen Textverarbeitungsprogrammen werden für die meisten Jobs vorausgesetzt. Erfahrung im Umgang mit audiovisuellen Medien sowie Kenntnisse in Animationstechnik, digitalem Videoschnitt und Audiotechnik sollte man ebenfalls bereits mitbringen. Die Beherrschung von Autoren-Programmen (beispielsweise Macromedia Director) und Grundkenntnisse in den Programmiersprachen Lingo, Hypertalk und Java erhöhen die Chancen auf einen interessanten Arbeitsplatz.
Ausserdem sollte ein Webdesigner über ausreichende Erfahrungen mit dem Internet verfügen und auch die Neuentwicklungen im Netz beobachten, um dabei seine Arbeitsweisen und Arbeitstechniken dem aktuellen Trend angleichen zu können.
Potentielle Arbeitgeber sind Multimedia- und Werbeagenturen, PR-Abteilungen von Unternehmen, Verlage, Radio und Fernsehsender, kurzum alle Unternehmen, die in irgendeiner Form im Internet vertreten sind.
Webdesigner arbeiten vielfach freiberuflich. Doch immer häufiger suchen Unternehmen auch nach fest angestellten Fachkräften. Um an solche Positionen zu kommen, sind natürlich Erfahrung und Referenzen wichtig. Die erste Referenz, die sich der angehende Webdesigner selber ausstellen kann, ist eine eigene, niveauvolle Homepage. Denn es ist davon auszugehen, dass bei der Vergabe solcher Stellen Bewerber eher in die engere Wahl kommen, wenn in ihren Bewerbungsunterlagen eine HTTP-Adresse steht.