Editorial

ADSL: Bluewin, das Monopol und sein Preis

Eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit Breitband-Internetzugänge zur dominierenden Access-Technologie in den Privathaushalten werden, besteht darin, dass die Preise erschwinglich werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/09

     

Die Marktforscher werden nicht müde, uns weiszumachen, dass die Breitband-Internetzugänge zügig auf dem Vormarsch sind und schon bald zur dominierenden Access-Technologie in den Privathaushalten werden. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit dies eintritt, besteht darin, dass die Preise erschwinglich werden. Mit den jüngsten Preissenkungen, die Bluewin bei seinen Angeboten für den Zugang mit 256/64 beziehungsweise den 512/128 kbps vollzogen hat, ist man dem Ziel einen Schritt näher gekommen. Allerdings wird der Preiskampf mit fragwürdigen Mitteln und zu Lasten der kleineren Anbieter ausgefochten (Seite 10).



Es sei einmal mehr vorgerechnet: Im Vergleich mit unseren nördlichen Nachbarn sind die hiesigen ADSL-Angebote nach wie vor teuer. Bei T-Online Deutschland kostet die Flatrate mit 768 kbps 25 Euro (38 Franken) im Monat. Und eben erst wurde ein neuer 2,3-Megabit-Zugang vorgestellt, der ab Mai für rund 50 Euro, rund 75 Franken (!), erhältlich sein wird. Demgegenüber bezahlt man für das Bluewin-Angebot mit 49 Franken für 256 kbps nach wie vor Unsummen.




Daran wird sich über kurz oder lang auch nichts ändern. Schliesslich besteht für die Swisscom dank Monopol auf der letzten Meile kein Handlungsbedarf. Die Beteuerungen der Swisscom und ihres Frontmanns Jens Alder, dass es mit dem Internetzugang über das TV-Kabel genügend Konkurrenz gebe, entbehren jeder Grundlage.



Cablecom liegt am Boden, leckt sich die Wunden und reibt sich die Augen.



Allen Unkenrufen zum Trotz ist aber auch die Swisscom keineswegs zu beneiden. Die Firma weiss nämlich langsam nicht mehr, was sie mit all dem Geld auf der hohen Kante machen soll. Solcherlei Luxus führt dann zu hochriskanten Geschäften wie dem Engagement bei der Expo .02 oder zu phantasielosen Aktionen wie dem eben abgeschlossenen Aktienrückkauf. Auch wenn der Rückkauf durchaus seine guten Seiten hat: Er hat nämlich Säckelmeister Villiger mit 3,7 Milliarden Franken ein hübsches Sümmchen ins Staatskässeli gespült. Und damit ist auch gleich erklärt, wieso es mit der Liberalisierung der letzten Meile so schleppend vorangeht. Wieso sollte sich der Staat dafür einsetzen, wenn er mit seiner Swisscom-Beteiligung so viel Geld verdient? Kaum einer beisst ja bekanntlich die Hand, die ihn (mit)füttert. Dabei hätte die Swisscom viel Besseres anstellen können, als die eigenen Aktien zurückzukaufen. Zum Beispiel Gratis-ADSL für alle Schweizer Haushalte während der nächsten zwei Jahre.



Hinzu kommt, dass es die finanzielle Speckschicht der Swisscom erlaubt, sich die hochdefizitäre Tochter Bluewin leisten zu können und damit locker pro Quartal etwa 15 Millionen Franken in den Sand zu setzen. Und der generöse finanzielle Rückhalt ist es, der es letztlich Bluewin ermöglicht, eine aggressive Preispolitik beim ADSL-Zugang zu fahren. Da können die beiden Unternehmen noch so oft darauf hinweisen, dass bei ADSL für alle Anbieter die Spiesse gleich lang sind. Papperlapapp. Dass sich zur Zeit mit 17 Anbietern zu viele auf dem ADSL-Markt tummeln, ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Und Wettbewerb ist ja auch gut und recht - mit diesen Mitteln ist er aber äusserst bedenklich. Mal schauen, ob die Wettbewerbskommission das auch so sieht...




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