Editorial

SharePoint - the Next Big Thing?


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/04

     

Mitte Februar 2007 ging in Berlin die European SharePoint Conference über die Bühne. Der ausverkaufte dreitägige Event war mit 2300 Teilnehmern die bislang grösste SharePoint-Konferenz überhaupt. Euphorisches hört man auch von Microsoft Schweiz: «Wir haben dreimal mehr SharePoint-Anfragen als prognostiziert.» Und aus Medienberichten entnimmt man, dass SharePoint das am schnellsten wachsende Microsoft-Produkt der Geschichte sei und dass schon immer die dritte Version einer Software aus dem Hause Redmond diejenige war, die so richtig abhob. Gleichzeitig kann man sicher sein, dass einem jeder, den man fragt, was SharePoint eigentlich ist, eine andere Antwort gibt. Viele geben auch gar keine.




Für einen typischen Grosskonzern-Mitarbeiter ist SharePoint ein alter Hut. DMS? Das versucht man schon seit 20 Jahren. Workflows? Das sind doch die Projekte, die immer scheitern. ECM? Dafür gibt es andere, die sind schon viel weiter. CMS? Typo3 ist gratis, und der Rest schwört auf Day. Im Westen nichts Neues, sozusagen.
Ganz anders sieht es im Mittelstand aus. Muss man jetzt schon wieder teure Lizenzen kaufen? Und wieso wird man das Gefühl nicht los, nicht recht zu wissen, was hinter dem Produkt steckt? Diese Ahnung, dass da etwas Mächtiges auf einen zukommt, mit dem man sich eigentlich lieber gar nicht befassen möchte, weil es in unangenehme Erkenntnisse ausarten könnte? Und auf der anderen Seite die Hoffnung, dass man mit dem neuen System tatsächlich vieles effizienter gestalten könnte?





Während die einen überfordert sind, haben es die anderen schon begriffen: SharePoint, oder besser das ganze Office System 2007, ist gar nichts Neues, sondern lediglich eine neuartige Lösung für uralte Probleme. Probleme, die eng miteinander verknüpft sind: Wer seine Dokumente nicht richtig ablegt, findet sie später auch nicht wieder. Oder wenn Mails, Dokumente und Webseiten säuberlich getrennt auf verschiedenen Systemen verwaltet werden, muss sich niemand wundern, dass die darin enthaltenen Informationen nie miteinander in Verbindung gebracht werden können.
Wenn man bedenkt, dass diese und viele andere Unzulänglichkeiten schon bestehen, seit es die Informatik gibt, und dass bisher nur mit grösster Anstrengung und enormen finanziellen Mitteln in gewissen Fällen Abhilfe geschaffen werden konnte, kann man vielleicht verstehen, dass ein Tool, das die Probleme auf Plattform­ebene angreift – und nicht wie andere mit unzusammenhängenden Teillösungen ope-
riert – mächtig und komplex zugleich sein muss.




Das Schlüsselkriterium ist die Integration zwischen Back-end-Systemen und Benutzeranwendungen, das mit anderen Lösungen in der Vergangenheit nie richtig erfüllt war. Fehlende Integration war schuld daran, dass die Bestrebungen, Dokumente in einer strukturierten Art zu verwalten, scheiterten. SharePoint punktet in diesem Bereich maximal. Ausserdem bringt Microsoft Anwendungen, die sich früher nur grosse Organisationen leisten konnten, in einen viel tieferen Preisbereich, der bereits für Unternehmen ab 50 Mitarbeiter erschwinglich wird.
SharePoint wird zwar auch in seiner dritten Version noch Funktionen gestandener Mitbewerber vermissen lassen, aber in einem Markt ohne klaren Leader kann die Spitze einfach übernommen werden. CMS und Workflow sind solche Märkte, ECM und DMS bis zu einem gewissen Grad. Meine Prognose ist: SharePoint wird sich innerhalb von 3 Jahren als Nummer 1 bei Intranet-, Portal- und Workflow-Lösungen etablieren und im ECM- und DMS-Bereich bis dann die Nummer 2 sein.




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