Mehr Speed für Vista

Mit einer Reihe von Kniffen lässt sich aus Windows Vista in Sachen Performance noch einiges herausholen. Wir zeigen, wie's geht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/04

     

Der erste Eindruck von Windows Vista auf einem Computer, der nicht einer neueren Leistungsklasse entspricht, ist ernüchternd. Alles läuft zwar «irgendwie», aber eben auch nur «irgendwie», vor allem «irgendwie» langsam. Insbesondere der verfügbare Arbeitsspeicher hat drastische Auswirkungen auf die Geschwindigkeit des Systems und kann die gebotene Leistung stark beeinträchtigen.
Um diesem Problem Herr zu werden, bringt Windows Vista einige Funktionen mit, welche die Leistung verbessern und den Bedienkomfort nach Möglichkeit nicht schmälern sollen. Insbesondere SuperFetch und ReadyBoost sollen dem Problem von zu wenig Arbeitsspeicher und langen Ladezeiten zu Leibe rücken.


Speicheroptimierung mit SuperFetch und ReadyBoost

Auf den meisten Installationen von Windows Vista sammeln sich im Lauf der Zeit zahlreiche zusätzlich installierte Softwareprodukte an, wobei nicht alle diese Produkte gleich wichtig für die tägliche Arbeit sind und sich daher in der Häufigkeit ihrer Nutzung gravierend unterscheiden können.
So kann es beispielsweise gut sein, dass Outlook und der Internet Explorer täglich benötigt werden, der Virenscanner aber nur einmal in der Woche aufgerufen wird. Ausserdem gibt es Anwendungen, die nur an bestimmten Tagen oder nur zu bestimmten Uhrzeiten ausgeführt werden – so werden Spiele eher nachmittags, abends oder am Wochenende laufen als tagsüber unter der Woche.




Diesem Umstand trägt Windows Vista nun mit einer Technologie namens SuperFetch Rechnung. SuperFetch führt im Hintergrund Protokoll darüber, wie Anwendungen genutzt werden – wann, wie oft und von welchem Anwender – und lädt häufig benutzte Programme bereits in den Speicher, bevor sie ausgeführt werden. Dadurch lässt sich deren Startzeit deutlich verkürzen. Selbstverständlich benötigt Windows Vista für die Nutzung von SuperFetch aber zusätzlichen Arbeitsspeicher. Da die Erhöhung des zur Verfügung stehenden Arbeitsspeichers schon seit eh und je eine der besten Massnahmen war, um die Ausführung von Windows zu beschleunigen, enthält Windows Vista eine weitere neue Technologie namens ReadyBoost, die den verfügbaren Arbeitsspeicher zur Laufzeit des Betriebssystems dynamisch anpassen kann.
Dies geschieht, indem einfach zusätzliche, schnelle Speichermedien hinzugefügt werden, die dann als Erweiterung des Arbeitsspeichers zur Verfügung stehen. Beispielsweise lassen sich auf diese Art und Weise SD-Karten, CompactFlash-Module oder USB 2.0-Sticks als günstige Speichererweiterung nutzen.






Weder SuperFetch noch ReadyBoost bieten vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten. SuperFetch lässt sich schlichtweg nur aktivieren oder deaktivieren, indem der entsprechende Dienst über die Diensteverwaltung beendet oder gestartet wird. ReadyBoost hingegen bietet zumindest die Option, dass die Funktion für jedes einzelne Laufwerk über das jeweilige Kontextmenü aktiviert werden kann, wobei sich dort auch der zu verwendende Speicherplatz einstellen lässt.


Autostart-Programme im Griff

Ein häufiges Ärgernis für langsame Systeme sind die Programme, die beim Systemstart automatisch ausgeführt werden. Unglücklicherweise gibt es zu deren Konfiguration zahlreiche Stellen (Startmenüordner «Autostart», Einträge in der Registry etc.), weshalb viele Anwender beim Bereinigen dieser Anwendungen überfordert sind.
Unter Start > Systemsteuerung > Programme > Autostartprogramme ändern findet sich nun eine Komponente von Windows Defender, die das Konfigurieren aller Autostartprogramme an einer zentralen Stelle ermöglichen soll. Dazu listet diese Komponente alle entsprechenden Programme auf und bietet zu jedem einzelnen die Möglichkeit, es aus der Liste der Autostartprogramme endgültig zu entfernen oder es lediglich zu deaktivieren.
Ausserdem werden zu jedem Programm einige Details aufgelistet, wie beispielsweise dessen Herausgeber, eine Beschreibung oder die Dateigrösse, so dass zum einen die Vertrauenswürdigkeit des Programms eingeschätzt werden kann, sich zum anderen aber auch abschätzen lässt, welche Effekte – sowohl auf die Leistung wie auch auf das Gesamtsystem bezogen – ein Deaktivieren zur Folge hat.


Zuverlässigkeits- und Leistungsüberwachung

Mit der Zuverlässigkeits- und Leistungsüberwachung bringt Windows Vista einen Nachfolger der Registerkarte «Systemleistung» des Task-Managers von Windows XP mit, der um zahlreiche Funktionen erweitert wurde. Neben den klassischen Angaben zur aktuellen Auslastung der Prozessor- und der Arbeitsspeicherauslastung sowie der Netzwerkaktivität zeigt die Zuverlässigkeits- und Leistungs­überwachung auch den bisherigen Spitzenwert an weiteren Daten, die nicht auf die aktuelle Last, sondern auf die Gesamtlast im Lauf der Zeit schliessen lassen.
Besonders interessant ist zudem der Punkt «Zuverlässigkeitsüberwachung», mit dessen Hilfe Aktivitäten, welche die Stabilität des Systems beeinträchtigt haben, identifiziert werden können. So wird hier beispielsweise aufgelistet, welche Anwendungen in letzter Zeit installiert wurden und welche Veränderungen am System stattgefunden haben. Hat man ein konkretes Leistungs- oder Stabilitätsproblem zu lösen, lassen sich aus dieser Liste auf einfache Weise Anhaltspunkte ermitteln, die in letzter Zeit zu einer Veränderung beigetragen haben könnten.


Windows-Leistungsindex

Mit dem Leistungsindex lässt sich ermitteln, wie gut Windows Vista sowie für Windows Vista entwickelte Applikationen auf dem gegebenen Computer laufen. Dabei wird für fünf Systemkomponenten – Prozessor, Arbeitsspeicher, 2D-Grafikleistung, 3D-Grafikleistung und Festplatte – eine Zahl ermittelt, welche die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Subsystems repräsentieren soll. Die Leistungsindexbewertung kann über Systemsteuerung > System und Wartung > System > Leistungsindexbewertung des Computers prüfen aufgerufen werden. Bei den dort ermittelten Werten gilt prinzipiell, dass höhere Zahlen für bessere Leistung, niedrigere Zahlen für schlechtere Leistung stehen. Die Gesamtbewertung entspricht dabei allerdings nicht, wie man erwarten könnte, dem Durchschnitt aller Werte, sondern dem Messergebnis der langsamsten Komponente.






Hinter dem Leistungsindex steckt die Idee, dass Benutzer künftig den Wert des eigenen Computers mit einem für eine bestimmte Anwendung geforderten Wert vergleichen können. So soll man vorab prüfen können – etwa anhand der Angaben auf der Softwareschachtel –, ob eine Anwendung auf dem eigenen System in Sachen Performance mässig vernünftig läuft. Soll beispielsweise eine Anwendung mit einer erforderlichen Leistung von 3 ausgeführt werden, so dürfte dies auf einem Computer mit einem Leistungsindex von 3,3 problemlos möglich sein.
Leider hinterlässt der Leistungsindex in der Praxis einen noch eher unausgereiften Eindruck. So sind die ermittelten Angaben nicht immer zuverlässig und abhängig von den aktuell installierten Hardwaretreibern. Zuweilen kommt es vor, dass man auf einem System zwischen einzelnen Messungen unterschiedliche Ergebnisse bekommt, ohne zwischenzeitlich Änderungen an der Konfiguration vorgenommen zu haben. Der Windows-Leistungsindex kann zwar wichtige Anhaltspunkte liefern, für bare Münze sollte man die Bewertung allerdings nicht nehmen.


System-Informationen ermitteln

Ein weiterer Anhaltspunkt für die Leistungsfähigkeit eines Computers sind die Computerinformationen, die sich unter Start > Systemsteuerung > System und Wartung > System finden und neben dem verbauten Prozessor auch den Arbeitsspeicher sowie die Platt-
form – 32 oder 64 Bit – auflisten.
Ausserdem lassen sich von dort aus auch der «Gerätemanager» sowie die «Erweiterten Systemeinstellungen» erreichen, die jeweils detailliertere Auskunft über das System sowie dessen Leistungskonfiguration geben. Insbesondere über Erweiterte Systemeinstellungen > Erweitert > Leistung > Einstellungen lassen sich einzelne Aspekte von Windows aktivieren oder deaktivieren, um die Leistung zu optimieren. So lassen sich hier beispielsweise bestimmte Animationen gezielt ein- und ausschalten.


Datenträger aufräumen und defragmentieren

Mit der Datenträgerbereinigung lassen sich Laufwerke aufräumen, um so mehr freien Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Dabei kann der Benutzer zunächst wählen, ob er nur seine eigenen Dateien oder die aller Benutzer aufräumen will. Aufrufen lässt sich die Datenträgerbereinigung unter Start > Alle Programme > Zubehör > Systemprogramme > Datenträgerbereinigung.
Standardmässig gelöscht werden heruntergeladene Programmdateien, die temporären Dateien im Cache von Internet Explorer sowie die Miniaturansichten, die für Ordner mit Bildern oder anderen Dokumenten, für die eine Vorschau verfügbar ist, angelegt werden. Ausserdem kann der Anwender auswählen, ob der Papierkorb geleert und Log- sowie temporäre Dateien entfernt werden sollen. Praktischerweise gibt die Datenträgerbereinigung im Voraus eine Schätzung darüber ab, wie viel freier Speicherplatz voraussichtlich zur Verfügung gestellt werden kann.
Eine weitere Anwendung, die für ein wenig mehr freien Speicher und einiges an mehr Leistung sorgen kann, ist die Defragmentierung. Diese findet sich unter Start > Alle Programme > Zubehör > Systemprogramme > Defragmentierung und ordnet die Fragmente der Dateien auf einem Datenträger neu an, so dass Dateien wieder en bloc gelesen werden können und nicht in mehrere Abschnitte über den Datenträger verstreut sind.
Wie in früheren Versionen von Windows lässt sich die Defragmentierung auch unter Windows Vista manuell starten, allerdings wird sie – und das ist neu – auch automatisch nach einem vorgegebenen Zeitplan ausgeführt. Diese Planung lässt sich ebenfalls direkt in der Anwendung konfigurieren, so dass die Ausführung beispielsweise für spät nachts oder das Wochenende geplant werden kann.


Fazit

Insgesamt bringt Windows Vista einige neue und einige nicht ganz so neue Features zur Leistungsverbesserung mit. Die Grundregel für Windows, dass sich mehr Leistung am besten durch den Einbau von mehr Arbeitsspeicher erreichen lässt, bewahrt auch unter Windows Vista ihre uneingeschränkte Gültigkeit – allen technologischen Tricks wie SuperFetch und ReadyBoost zum Trotz. Dennoch lässt sich mit den vorgestellten Funktionen einiges an Leistung herausholen, man sollte aber keine Wunder erwarten, denn die kann auch Windows Vista nicht vollbringen.




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