Grenzenlos kabelfrei
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/03
Wenn es darum ginge, Trendscout zu spielen, um die letzten erfolgversprechenden Nischen im Infrastrukturbereich zu identifizieren, würde man schon bald über WLAN-Access-Points stolpern. Die Wireless-Funktionalität konnte sich im Business- wie auch im Privatbereich fest verankern und ist heutzutage der Standard schlechthin. PDAs, Smartphones, Überwachungskameras – WLAN ist nicht mehr wegzudenken. Clientseitig ist WLAN-Fähigkeit mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Es gibt praktisch kein Notebook mehr, das nicht schon über einen integrierten WLAN-Adapter verfügt. Nachrüst-Wireless-Karten für Notebooks werden sich über kurz oder lang nicht mehr verkaufen und die abgestürzten Preise werden sich wohl bald wieder auf einem höheren Niveau einpendeln.
Auf der Gegenseite zeichnet sich allerdings ein anderes Bild ab. Die Nachfrage für Access Points erfreut sich stetigen Wachstums. Je nach Branche galt man mit einer durchgehenden Wireless-Strategie vor drei bis vier Jahren noch zu den mutigen Unternehmern. Ein Büro im Dienstleistungssektor, ein industrieller Fertigungsbetrieb oder eine Hochschule – heute kommt man dagegen praktisch nicht mehr ohne die Kabellosstrahler aus.
Ein eindrückliches Zahlenbeispiel hierzu bietet das jährliche Stückzahlenwachstum für Access Points, die dem 2003 eingeführten Standard IEEE 802.11g (Institute of Electrical and Electronics Engineers) entsprechen. 2006 wurden weltweit rund 110 Millionen solcher Geräte verkauft, was einem jährlichen Stückzahlen-Wachstum von über 400 Prozent entspricht.
Der 802.11g-Standard ist denn auch der mittlerweile am weitesten verbreitete. 802.11g ermöglicht einen maximalen Datendurchsatz von 54 Mbps, nutzt das 2,4-GHz-Frequenzband und ist eine Weiterentwicklung des 802.11b-Standards (1999, 11 Mbps), dem wiederum der 802.11-Standard (1997, 1 oder 2 Mbps) zugrundeliegt. Die meisten, vor allem aber die im Consumer-Bereich angesiedelten Access Points nutzen den 802.11g-Standard und sind zu 802.11b rückwärtskompatibel.
Access Points für den Business-Bereich sind vermehrt Dualband-tauglich. Sie bedienen nebst dem von 802.11b/g genutzten 2,4-GHz-Band das von 802.11a (1999, 54 Mbps) genutzte 5-GHz-Band. Das 2,4-GHz-Band kränkelt nämlich dran, dass es übernutzt und deshalb überlastet ist, beispielsweise durch DECT-Telefone und weitere Funkübertragungen. Die Möglichkeit, beide Bänder gleichzeitig zu bedienen, bietet vor allem im professionellen Umfeld mehr Flexibilität und garantierte Durchsatzraten. Dies gewinnt besonders mit den immer öfter zum Einsatz kommenden VoIP-Anwendungen an Bedeutung. VoIP mag stabile Bandbreiten, was zusätzlich mit QoS-Unterstützung (Quality of Service) sichergestellt wird.
Bei neuen «Standards» wie 802.11n (bis 600 Mbps) ist allerdings Vorsicht geboten. Hierzu bestehen meistens erst Entwürfe. 802.11n wurde noch nicht offiziell abgesegnet und wird deshalb zunächst für den Consumer-Bereich von Interesse sein.
Nebst den anfänglich zum Teil unglaublich schlechten Verbindungsqualitäten wurden vor allem Sicherheitsaspekte sträflich vernachlässigt. Minuziös geplante Sicherheitskonzepte wurden damals durch den leichtfertigen Einsatz eines WLAN-Access-Points innerhalb weniger Augenblicke entwertet. Der vermeintliche Fortschritt erwies sich unter dem Strich als Rückfall in die Steinzeit. Professionelle Access Points sind heute in der Lage, eine ganze Reihe von Sicherheitsstandards zu erfüllen. Die bisher bekannte WEP-Verschlüsselung (Wired Equivalent Privacy) wird nach wie vor unterstützt, ist aber von der sichereren WPA-Verschlüsselung (Wi-Fi Protected Access) abgelöst worden. Darüber hinaus sollten die kabellosen Zugangspunkte unter anderem über Features wie MAC-Adressen-Filtering und die Möglichkeit zur Erkennung fremder, feindlicher Access Points (Rogue APs) verfügen.