Vista-Aufstieg leicht gemacht

Windows Vista steht vor der Tür, und damit wird es Zeit, sich mit dem neuen Betriebssystem auseinanderzusetzen. Wir zeigen Ihnen im Rahmen einer fünfteiligen Serie, wie Sie Vista optimal einrichten, konfigurieren und nutzen können.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/22

     

Seit dem 30. November ist die finale Fassung von Windows Vista für Grosskunden mit entsprechenden Enterprise-Lizenzverträgen sowie Abonnenten von MSDN und TechNet verfügbar. Ab dem 30. Januar werden auch Endkunden das neue Windows im Laden oder vorinstalliert mit einem PC beziehen können – höchste Zeit also, sich so langsam mit Vista anzufreunden. Aus diesen Grund werden wir Ihnen im Rahmen einer mehrteiligen Serie das nötige Know-how für einen möglichst reibungslosen Umstieg und Betrieb von Windows Vista vermitteln. In diesem ersten Teil liefern wir Ihnen alle wichtigen Fakten, die Sie für eine erfolgreiche Migration auf Vista benötigen. In den folgenden Teilen werden wir Ihnen zeigen, wie Sie die Sicherheitsfunktionen richtig einsetzen, die neue Oberfläche möglichst produktiv nutzen und die Performance Ihres Systems optimieren können.


Upgrade-Pfade

Windows Vista erscheint in unterschiedlichen Editionen, die alle gemeinsam auf einem Datenträger enthalten sind. Die hierzulande verfügbaren Vista-Ausgaben sind die beiden Enduser-Varianten Home und Home Premium, Business (direkter Nachfolger von XP Professional) sowie Ultimate, die mit allen Vista-Features (alle Home- und Enterprise-Features) ausgestattet ist. Im Rahmen von Firmenlizenzverträgen ist darüber hinaus eine Enterprise-Edition erhältlich, die für die Bedürfnisse von Grossfirmen optimiert ist. Welche Edition installiert werden soll, entscheidet sich erst während des Setup anhand des vom Benutzer eingegeben Product Key. Dies erlaubt es, Windows Vista zu einem späteren Zeitpunkt unkompliziert auf eine andere Edition upzugraden. Entsprechende Product Keys wird man bei Microsoft online einkaufen können.




Besitzt man bereits eine Vorgängerversion von Windows, stellt sich die Frage, ob man berechtigt ist, ein Upgrade zu beziehen und – wenn ja – welche Edition. Die einfache Grundregel lautet zunächst, dass alle DOS-basierten Windows-Versionen – also Windows 95, 98 und Me – sowie alle Versionen von Windows NT nicht Upgrade-berechtigt sind. Besitzt man hingegen mindestens Windows 2000 oder eine beliebige Edition von Windows XP, darf man auf Windows Vista updaten. Die Ausnahme bildet dabei Vista Enterprise, für das kein Upgrade erhältlich ist und das in jedem Fall eine Neuinstallation erfordert.







Ansonsten lässt sich ein bestehendes Windows in den meisten Fällen auf eine Edition von Vista aktualisieren, wobei es auch hierbei einige Ausnahmen gibt. So müssen sich die bestehende und die neue Version vom Funktionsumfang her ungefähr decken – es ist also beispielsweise nicht möglich, die Windows XP Media Center Edition auf Windows Vista Business oder Windows XP Professional auf Windows Vista Home Basic zu aktualisieren. Die Tabelle «Upgrade-Pfade nach Vista» zeigt im Detail, welche Variante von Windows XP auf welche Editionen von Windows Vista aktualisiert werden kann.




Upgrade-Pfade nach Vista


Upgrade vs. Neuinstallation

Auch mit Windows 2000 und Windows XP 64 Bit Edition gibt es Einschränkungen – denn bei diesen beiden ist eine Neuinstallation zwingend erforderlich. Doch selbst wenn ein Upgrade möglich ist, so sollte man sich gründlich überlegen, ob nicht eine saubere Neuinstallation vorzuziehen ist, so dass Windows Vista auf einem stabilen Fundament läuft. Nur so lässt sich verhindern, dass Altlasten aus dem vorhandenen System bestehen bleiben und übernommen werden. Als einziger Wermutstropfen fällt bei einer Neuinstallation das notwendige Backup der Daten an, wobei dieses auch bei einer Aktualisierung unbedingt zu empfehlen ist.



Die Installation an sich läuft im Vergleich zu der von Windows XP zum einen erstaunlich schnell durch, zum zweiten auch ohne viel Nachfragen. Ersteres liegt an einem neuen Setup-System, das intern anders arbeitet. Statt jede Datei einzeln zu kopieren und zu entpacken, enthält die DVD von Windows Vista vorgefertigte Images im neuen Windows Image Format (WIM), die als Ganzes kopiert werden. Solche Images lassen sich mit entsprechenden Werkzeugen wie ImageX (siehe Kasten «Upgrade-Helfer») auch selbst erzeugen, um eigene Installationsvarianten zu erstellen.
Zudem ist das Setup modular aufgebaut, so dass beispielsweise immer das gleiche Basissystem installiert wird und die gewünschte Sprache nur noch ein zusätzliches Modul ist, das auf der Grundinstallation aufgesetzt wird. Durch diese Modularisierung beruhen alle Sprachversionen von Windows Vista auf dem gleichen Code, was die Wartung und die Versorgung mit Hotfixes und Service Packs für Microsoft deutlich einfacher macht.


Dual-Boot-Betrieb mit XP

Vor allem dann, wenn man sich noch nicht für ein definitives Upgrade auf Windows Vista entschieden hat und das neue Betriebssystem vorab austesten möchte, empfiehlt sich eine Parallel-Installation. Wie bereits sein Vorgänger, lässt sich Windows Vista im Dual-Boot-Betrieb parallel zu bestehenden Installationen anderer Betriebssysteme einrichten. Dazu wird allerdings eine eigene, leere Partition oder gleich eine eigene Festplatte benötigt. Es ist nicht möglich, mehrere Windows-Versionen – beispielsweise Windows Vista und Windows XP – gleichzeitig auf derselben Partition zu betreiben.



Wird Windows Vista zusätzlich parallel installiert, zeigt der Computer beim Starten einen Bootmanager, über den das zu startende System ausgewählt werden kann. Prinzipiell ist dies eine angenehme und verhältnismässig einfache Möglichkeit, um herauszufinden, ob Windows Vista auf der gegebenen Hardware problemlos läuft.


Vista in einer Virtual Machine

Prinzipiell lässt sich Windows Vista mit einem der einschlägigen Desktop-Virtualisierungstools (siehe Tabelle «Vista-Support in Desktop-Virtualisierern») problemlos in einer Virtual Machine installieren. Wichtig ist hierbei allerdings, dass die bereitgestellte Hardware ausreichend gute Performance zur Verfügung stellt. Kritischster Punkt ist der vorhandene Arbeitsspeicher. Empfehlenswert ist es, Windows Vista in der Virtual Machine mindestens ein Gigabyte Arbeitsspeicher zuzuweisen. Zwar läuft Vista auch mit weniger, allerdings nur mit mässiger Performance, so dass ein vernünftiges Arbeiten nicht mehr möglich ist.


Um sinnvoll arbeiten zu können, sollten für das virtuelle Laufwerk mindestens 16 Gigabyte zur Verfügung stehen. Ausserdem ist es aus Performance-Gründen äusserst ratsam, die Vista-DVD als ISO-Image bereitzustellen statt als echten Datenträger. Der Zugriff ist dann zwar nach wie vor verhältnismässig langsam, aber doch bedeutend schneller, als wenn mit der Original-DVD gearbeitet werden muss.



Als Einschränkung gilt natürlich, dass die meisten Features und Effekte der neuen grafischen Oberfläche auf der Strecke bleiben, da die Fähigkeiten der virtuellen Grafikkarte für die neuen Spezialeffekte schlichtweg nicht ausreichend sind. Wichtig ist, dass man gleich nach dem Einrichten eines virtuellen Vista die jeweils zum Virtualisierungstool mitgelieferten VM-Additions installiert. Damit lässt sich die Performance der Virtual Machine deutlich steigern.
Achtung: Aus lizenzrechtlichen Gründen dürfen nur die Editionen Business, Enterprise und Ultimate in einer Virtual Machine betrieben werden. Die Virtualisierung von Home und Home Premium wird von Microsoft ausdrücklich untersagt.
Schlussendlich lässt sich mit Windows Vista in einer Virtual Machine durchaus arbeiten, sofern die genannten Punkte hinsichtlich der Hardwareausstattung beachtet werden und man nicht zu hohe Anforderungen an die grafischen Effekte und Multimediafunktionen stellt. Für einen ersten Eindruck oder als Testsystem eignet es sich aber allemal.


Capable vs. Premium ready

Damit auch Benutzer mit älteren Computern in der Lage sind, mit Windows Vista zu arbeiten, unterscheidet Microsoft zwischen zwei Systemkonzepten: Analog zum bisherigen «Designed for Windows XP»-Logo gibt es auch für Windows Vista ein entsprechendes Logo. Allerdings wird hier zwischen zwei Varianten unterschieden: Auf der einen Seite das «Windows Vista Capable PC»-Logo für Computer, auf denen Vista mit den wesentlichen Sicherheits-, Stabilitäts- und Suchfunktionen grundsätzlich lauffähig ist. Auf der anderen Seite das «Windows Vista Premium Ready»-Logo für Computer, die auch alle erweiterten Fähigkeiten, wie beispielsweise die neue Aero-Oberfläche, problemlos nutzen können.




Generell stellt Windows Vista gehobene Anforderungen an die Hardware: Ein aktueller Computer sollte zwar bezüglich der Prozessorleistung bei weitem ausreichen (als absolutes Minimum nennt Microsoft Prozessoren mit 800 MHz), wichtiger ist aber auch hier wiederum der Arbeitsspeicher. 512 MB gilt hier als unterste Grenze, wobei dann in der Regel noch sehr oft auf die Festplatte ausgelagert werden muss, was sich negativ auf die Performance auswirkt. Gemäss unseren Erfahrungen sollte ein Vista-Rechner über 1 GB oder – wenn die Ausführung von anspruchsvolleren und umfangreicheren Anwendungen geplant ist – gar 2 GB Arbeitsspeicher verfügen (siehe auch Vista-Test ab Seite 18)


Software-Kompatibilität

Die Kompatibilität von Windows Vista zu bestehender Software ist zweischneidig. Standardanwendungen wie Office (ab 2000) oder gängige Grafikprogramme und Werkzeuge wie beispielsweise Acrobat Reader, Photoshop oder Google Desktop laufen problemlos. Schwierig wird es aber, sobald Software systemnah arbeitet, Rechte benötigt, welche durch die neue User Account Control abgeschirmt werden, oder auf Systemverzeichnisse zugreift, welche neu aus Sicherheitsgründen geschützt werden. Insbesondere Produkte wie Virenscanner oder System-Utilities können hier Probleme verursachen. Diese sollten in jedem Fall vor einer Migration auf Vista-Tauglichkeit geprüft werden. Hierbei helfen die von Microsoft zur Verfügung gestellten Werkzeuge Windows Upgrade Advisor und das Application Compatibility Toolkit (siehe Kasten «Upgrade-Hilfen»), mit deren Hilfe sich auf älteren Windows-Installationen vorhandene Software auf Vista-Kompatibilität untersuchen lässt.


Treiberunterstützung

Windows Vista kommt von Haus aus mit einer grossen Anzahl an Treibern, so dass moderne Hardware verhältnismässig gut unterstützt wird. Auch mit ausgefallenen Notebook-Komponenten kommt Windows Vista im Gegensatz zu XP gut zurecht; das lästige Einspielen spezieller Notebook-Treiber nach der eigentlichen Installation entfällt in der Regel.



Allerdings gibt es immer einige Ausnahmen von der Regel, wobei dies weniger an Microsoft als vielmehr an den Hardwareherstellern liegt, die noch keine Treiber für Windows Vista bereitstellen. Dies wird sich aber im Lauf der nächsten Monate ändern. Für die Übergangsphase kann in vielen Fällen auf den entsprechenden Treiber für Windows XP zurückgegriffen werden. Auch bezüglich der Treiber lassen sich mit dem Windows Vista Upgrade Advisor vorgängig mögliche Probleme und Schwachstellen ausmachen.
Da es aufgrund der Hardwareanforderungen empfehlenswert ist, Windows Vista direkt auf einem neuen Computer zu installieren, dürfte sich das Problem allerdings in Grenzen halten, da man dann von vornherein darauf achten kann, nur Hardware zu kaufen, die entsprechend für den Betrieb mit Windows Vista zertifiziert wurde.





Vista-Support in VM-Tools


Fazit

Die Installation von Windows Vista gestaltet sich verhältnismässig einfach, die meisten Einstellungen, die in Windows XP noch im Setup getroffen wurden, werden nun erst nach der Installation festgelegt, was die Installation sehr einfach macht. Sofern man sich für eine Neuinstallation entscheidet, läuft das Setup in der Regel problemlos durch, wobei auch aktuelle Hardware in den meisten Fällen direkt unterstützt wird.
Powerusern, die bereits im voraus wissen wollen, was mit Windows Vista auf sie zukommt, bietet Microsoft entsprechende Werkzeuge an, um das System schon vor der eigentlichen Installation zu analysieren. Ausserdem kann das Setup beispielsweise mit ImageX individuell angepasst und zugeschnitten werden.
Alles in allem bietet Windows Vista also eine sehr einfache und problemlose Installation, sofern man die vorgegebenen Pfade nicht verlässt und sich an die Standard­installation hält. Ansonsten sollte man genau wissen, was man tut, und sich unter Umständen auf mehrere Versuche einstellen.


Gib Gas, ich will Glas

Wer alle neuen Effekte und Funktionen der Aero-Oberfläche (Echtzeit-Thumbnails, 3D-Task-Switcher, transparente Fenster etc.) sehen und nutzen will, benötigt eine moderne Grafikkarte mit Unterstützung für DirectX 9.0. Des weiteren werden für eine optimale Darstellung Pixel Shader 2.0 und 32-Bit-Farbtiefe gefordert. An Grafikkarten werden dazu im wesentlichen die gängigen Karten von NVidia und ATI unterstützt, des weiteren finden sich einige Modelle von S3, XGI und Intel. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass der Grafikadapter über genügend Speicher verfügt und ein passender WDDM-Treiber zur Verfügung steht. Empfehlenswert für eine gute Darstellung auch in höheren Auflösungen sind dabei mindestens 256 Megabyte Grafikspeicher.
Ein Problem mit Windows Vista kann im Zusammenhang mit OpenGL-Anwendungen entstehen, da die grafische Oberfläche mit Hilfe von DirectX erzeugt wird. OpenGL wird mit Hilfe eines speziellen Treibers auf DirectX umgesetzt, was sich leistungsmässig negativ bemerkbar macht. Als Abhilfe kann ein entsprechender Grafikkartentreiber eingesetzt werden, wobei dann unter Umständen die Effekte der grafischen Oberfläche deaktiviert werden. Dieses Problem könnte durch geeignete Grafikkartentreiber der jeweiligen Hersteller, die speziell für Windows Vista entwickelt werden, gelöst werden.


Upgrade-Hilfen

Vista Upgrade Advisor


Um herauszufinden, welche Anforderungen von Windows Vista ein konkretes System erfüllt, stellt Microsoft kostenlos den Windows Vista Upgrade Advisor zur Verfügung, mit dem sich ein bestehendes System untersuchen lässt. In einem ausführlichen Report liefert der Advisor Hinweise auf potentiell zu schwache oder fehlende Komponenten, Treiberprobleme und Software-Inkompatibilitäten. Damit lassen sich mögliche Schwierigkeiten bereits vor einer Vista-Installation eruieren.


http://www.microsoft.com/windowsvista/getready/upgradeadvisor






Application Compatibility Toolkit


Für umfassendere Vista-Migrationen gibt es das Application Compatibility Toolkit (ACT) in der neuen Version 5.0, mit dem sich firmenweit Anwendungen identifizieren lassen, die unter dem neuen Windows Probleme bereiten könnten. Die gewonnenen Informationen werden in einer zentralen Datenbank gespeichert und können mit entsprechenden Reports ausgewertet werden.

http://www.microsoft.com/technet/desktopdeployment/appcompat/toolkit.mspx






Windows Imaging


Um die Image-basierte Auslieferung zu erleichtern, bietet Microsoft mit WIM ein neues Imaging-Format, das neu Hardware-unabhängig eingesetzt werden kann und sich mit geeigneten Tools auch nachträglich bearbeiten lässt. Die Abbilder werden mit dem Tool ImageX erstellt und verwaltet. Über ein zweites Werkzeug, den Windows System Image Manager, können Images im nachhinein überarbeitet werden.

http://www.microsoft.com/germany/technet/prodtechnol/windowsvista/expert/ximage.mspx






Windows Easy Transfer


Mit Windows Easy Transfer lassen sich Einstellungen und Daten von älteren Windows-Systemen (Windows 2000, XP) auf die neue Installation übernehmen. Neben Windows-Einstellungen werden auch Konfigurationen einiger Applikationen (z.B. Office, Acrobat Reader) übernommen. Ausserdem werden sämtliche Einstellungen, Mails und Kontaktdaten von Outlook migriert. Via Easy Transfer lassen sich auch die Einstellungen von einer Vista-Installation auf eine andere übernehmen. Windows Easy Transfer eignet sich allerdings nur für einfache Migrationen. Für umfangreichere Update-Aktionen stellt Microsoft das User State Migration Tool (USMT 3.0) bereit, mit dem sich die Migration von Einstellungen automatisieren lässt.




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