IT-Trends 2007: Die wertvolle IT

Günstiges Wirtschaftsklima und hervorragende Aufstellung Schweizer Unternehmen am Markt sorgen für ein gutes IT-Jahr 2007.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/22

     

Wachstum ist und bleibt die Kerngrösse in unserem Wirtschaftssystem. Um die Zustände im kommenden Jahr zu prognostizieren, muss daher zuerst das Wachstumspotential abgeklärt werden, da diese Kraft alle künftigen Entwicklungen direkt beeinflussen wird. Für das Jahr 2007 können folgende Kernzahlen prognostiziert werden: Die weltweiten Ausgaben für IT werden sich gegenüber 2006 von 2,78 Billionen Dollar auf 2,91 Billionen, also um rund 4,7 bis 4,8 Prozent erhöhen. Dieses Wachstum wird sich jedoch nicht weltweit gleichmässig verteilen. Die Vereinigten Staaten werden gegenüber Westeuropa einen etwas höheren Wert verbuchen können, so dass für unsere Region eine konservative Schätzung von 3 Prozent angebracht ist.



Auf der Basis dieses nicht überbordenden, jedoch gesunden Wachstums obliegt es nun der IT, aus diesen zusätzlichen Mitteln das Optimale herauszuholen. Die Vorstellungen, was von hoher Wichtigkeit ist und was mit einer gewissen Zurückhaltung bearbeitet werden darf, sind in den meisten Organisationen klar ausgeprägt. Im Zentrum steht der messbare Wertbeitrag der IT zu den auftraggebenden Geschäftseinheiten, das sogenannte «Business Alignment». Klassische IT-Themen wie Architektur, Sicherheit oder Verfügbarkeit werden weniger als einzelne Disziplinen betrachtet. Das Gesamtbild der IT als Wertgenerator der Unternehmung fasst diese einzelnen Themen zusammen und stellt sie in einen grösseren Zusammenhang. Dies spiegelt sich auch in den Befragungen nach den Top-Themen 2006 und deren Entwicklung für das Jahr 2007 wider (siehe Tabelle), welche Gartner jährlich bei rund 1500 CIOs weltweit durchführt. Die konkreten Umfragewerte für 2007 werden Ende 2006 vorliegen.





Top-Themen für CIOs 2006 und 2007




Die Top-Technologien 2007

Die Frage nach den wichtigsten Technologie-Trends im 2007 kann ebenfalls nicht isoliert betrachtet werden.
Die Tabelle («Kern-Technologien der nächsten 10 Jahre») zeigt auf, welche Kern-Technologien in einer auf 10 Jahre ausgelegten Sicht im Mittelpunkt stehen. Die zentrale Position nimmt dabei das Web 2.0 ein. Zum einen, weil dank ihm ein Transformationsprozess in Gang gesetzt und entwickelt werden kann, welcher die ganze Unternehmung umgestalten kann. Zum andern, weil der Einsatz, um dieses möglich zu machen, zeitkritisch ist und die strategische Planung dazu in den nächsten Monaten umgesetzt werden muss. Dabei ist bewusst zu machen, dass unter dem Begriff Web 2.0 keinesfalls nur eine Technologie steckt (wie Ajax oder Web Services), sondern vielmehr eine Marketing- und Kommunikationsphilosophie.


Gemäss der Meinung vieler Ana­lysten und Fachleute birgt Web 2.0 eine immense Kraft zur Transformation praktisch aller Geschäftsprozesse. Die mögliche Einbindung aller Glieder einer Wertschöpfungskette in ein durchgängiges Technologiekonzept erlaubt
enorme Vereinfachungen und Effizienzsteigerungen. Die immer mehr von den Konsumenten geprägten Forderungen des Marktes verlangen zudem nach einer ganz neuen Art der Kommunikation mit bestimmten Zielgruppen. Nur wer seine Information in einer Form zur Verfügung stellt, welche den Forderungen des sich rasch wandelnden Marktes entspricht, kann diesen aktiv bearbeiten. Die Web-2.0-Technologie und -Philosophie bietet dazu einen grossen Wertbeitrag.





Kern-Technologien der nächsten 10 Jahre






Zwei weitere Technologien erscheinen in einer mittelfristigen Prognose von entscheidender Bedeutung. Die eine ist das seit Jahren in der Fachpresse rumorende Thema des «Digitalen Papiers». Währenddem der Nutzen und die Akzeptanz einer solchen Technologie absolut glaubwürdig sind, muss und darf der Zeitpunkt ihrer Einführung und Marktdurchsetzung in Frage gestellt werden. Schon allzu oft wurde diese Revolution für die nahe Zukunft angekündigt. Nach wie vor gilt, dass ein Einsatz unter Laborbedingungen funktioniert, in der rauhen Wirklichkeit jedoch noch nicht wirklich ersichtlich ist. Bedeutend mehr Potential und Glaubwürdigkeit kann dem Thema Handy-Zahlungssysteme zuerkannt werden. Die Technologie ist grundsätzlich erprobt und sicher. Um eine Ausbreitung zu ermöglichen, müssen allerdings ganze Infrastrukturketten aufgerüstet und angepasst werden. Erst wenn die Bezahlung von Mineralwasser am Automaten, von Tickets im Zug oder von Sportschuhen im Einkaufszentrum über ein Handy-Zahlungssystem als Prozess steht, kann der Siegeszug beginnen.



Die Gartner-Analysten sind klar der Meinung, dass die Konsumenten sehr positiv auf entsprechende Angebote reagieren werden und ein eigentlicher Dammbruch die aktuellen Zahlungssysteme überschwemmen kann.
Erst in einer langfristigen Sicht erscheinen andere Dauerthemen wie RFID oder biometrische Zahlungssysteme. Die Komplexität der Technologien und vor allem deren Einbettung in sinnvolle Prozesse sorgen für ein eher langsames Entwicklungstempo. Entsprechend sind breite Applikationsfelder erst in 5 bis 10 Jahren zu erwarten.


Ebenfalls langfristig wird die Verfügbarkeit der Sprache-zu-Sprache-Übersetzung positioniert. Der alte Menschheitstraum, dass man in seiner Muttersprache in ein Kästchen spricht und dieses die Worte in einer beliebigen anderen Sprache dem Empfänger mitteilt, bleibt wohl noch einige Jahre ein solcher. Das soll aber kein Grund zur Trauer sein. Die nächsten Jahre bieten mehr als genug Herausforderungen von Seiten neuer Technologien.
In dieser Darstellung tauchen genau jene Technologien, Anwendungen, Devices und Services auf, welche einen hohen, direkten Nutzen bei den Anwendern versprechen. Die IT wird immer weniger Selbstzweck und immer mehr Lieferant von innovativen und auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichteten Lösungen.




IT-Ausgaben 2006 und Erwartungen für 2007


Der Autor

Reto Schmid ( reto.schmid@gartner.com) ist Client Director für Global Accounts bei Gartner.




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