Enteo 6: Grundlegend überarbeitet

Es hat lange gedauert, bis Enteo v6 releast wurde, dafür kann das Produkt sich nun wieder mit den führenden Lösungen messen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/21

     

Enteo hat mit seinem früher als NetInstall bezeichneten Produkt eine sehr grosse installierte Basis erreicht. Im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern hat das Unternehmen aber relativ lange mit einem eher dezentralen, File-Server-orientierten Ansatz gearbeitet. Das hat einige Nachteile. Insbesondere fehlte bisher eine zentrale Datenbank, in der sich alle Informationen rund um das Client-Management finden.
Oft hat man aber als Spätstarter auch Vorteile. Das zeigt sich bei Enteo. Das Unternehmen konnte sein Konzept an den aktuellen Anforderungen ausrichten. Und diese haben sich in den vergangenen Jahren doch deutlich verändert. So sind die Anforderungen an die Automatisierung gestiegen. Client Lifecycle Management muss immer stärker service-orientiert werden. Und Compliance ist zu einem der wichtigsten Treiber auch für das Client Lifecycle Management geworden, wie sich beispielsweise beim Lizenzmanagement, aber auch bei der standardisierten Konfiguration deutlich zeigt. Hier geht es nicht mehr nur darum, administrative Tasks zu vereinfachen, sondern definierte Richtlinien für die Konfiguration von Client-Systemen konsequent umzusetzen.


Die Ansätze von Enteo 6

Dennoch unterscheidet sich Enteo 6 auf den ersten Blick nicht wesentlich von anderen Systemen. Deutlich wird das neue Konzept erst bei einem näheren Blick. Im Mittelpunkt steht die CMDB (Configuration Management Database), in der alle Informationen zu den Clients ebenso wie die Konfigura­tionsrichtlinien gespeichert sind. Die CMDB – der Begriff ist bewusst in Anlehnung an ITIL gewählt – überzeugt vor allem mit ihrem Datenmodell, das mit einer intensiven und komplexen Verknüpfung von Informationen dafür sorgt, dass man tatsächlich jeweils die erforderlichen Informationen im Zugriff hat, egal, was man gerade verwaltet. Diese Herausforderung hat Enteo auf hohem Niveau gelöst.
Auf diesem zentralen integrierten Datenmodell basiert auch die zweite wesentliche Neuerung. Im bisherigen Release standen Funktionen wie die Inventarisierung und die Softwareverteilung doch noch recht isoliert nebenein­ander. Nun sind sie alle eng miteinander verzahnt. Prozesse können so konfiguriert werden, dass mehrere Schritte wie die Einrichtung von Software und die Konfiguration des Betriebssystems direkt nacheinander ablaufen.




Um die wachsenden Com­pliance-Anforderungen adressieren zu können, gibt es neben der Datenbank, die einen umfassenden Überblick über den Status von Systemen bietet, noch weitere interessante Mechanismen. Da ist zum einen das Lizenzmanagement, das von Enteo schon vor dem Release der Version 6 in einer neuen, auf der Datenbank basierenden Form vorgestellt wurde. Damit lässt sich der Status von Lizenzen sehr genau nachver­folgen.
Bei der Konfiguration steht dagegen der richtlinien-basierende Ansatz im Mittelpunkt. Über die Richtlinien wird der gewünschte Zustand des Systems einmalig definiert. Diese Richtlinien werden anschliessend automatisiert umgesetzt. Im Gegensatz zur klassischen Vorgehensweise mit einzelnen Tasks, die automatisiert werden, wird damit der Administrator entlastet. Noch wichtiger ist aber, dass man damit auch die Einhaltung der Richtlinien überprüfen kann. Das System befindet sich damit jederzeit in einem messbaren, nachvollziehbaren Zustand – und das ist für die Beantwortung vieler Fragen im Bereich der Compliance wichtig. Die Lösung geht bis hin zu Ampelfunktionen, mit denen der Status angezeigt wird.
Enteo hat auch das Konzept für das Management von Benutzern deutlich überarbeitet. Interessant dabei ist, dass die Benutzer sowohl in der Enteo-Infrastruktur verwaltet als auch aus einem anderen Verzeichnisdienst übernommen werden können. Dabei wird die integrierte Authentifizierung sowohl mit dem Active Directory als auch dem Novell eDirectory unterstützt. Dahinter steht ein Rollenkonzept, mit dem genau gesteuert werden kann, wer in einer Infrastruktur welche Aufgaben übernehmen darf.





Reizvoll sind auch die zusätzlichen Health Management-Funk­tionen. Mit diesen kann der Status der Enteo-Infrastruktur überprüft werden. Die kleine, ergänzende Anwendung – noch als «NetInstall Health Report» bezeichnet – liefert Informationen dazu, welche
Komponenten aktuell wie funktionieren.
Schon bei den früheren Ver­sionen von Enteo gab es ein Feature, das immer noch bei vielen anderen Produkten fehlt: Test- und Produktionssysteme können klar definiert werden. Damit lassen sich Deployments und Patches zunächst testen, bevor sie in die Produk­tionsumgebung übernommen werden. Für einen zuverlässigen Betrieb von Umgebungen ist das zwingend erforderlich – und es ist auch eine Forderung, die im Rahmen der IT-Governance von Wirtschaftsprüfern erhoben wird.


Die Architektur

Auf die grundlegende Architektur des Produkts mit seiner Fokussierung auf eine zentrale Datenbank wurde oben bereits kurz eingegangen. Hier hat Enteo seinen Ansatz völlig geändert. Die Plattform für die Enteo-Produkte sind Windows-Server, was nicht überraschend ist, denn das Produkt ist auch auf das Management von Windows-Umgebungen einschliesslich Citrix Terminal-Servern beschränkt. Als Datenbank können der mitgelieferte Microsoft SQL Server Express für kleinere Umgebungen oder, für grössere Umgebungen, eine vorhandene SQL-Server-Datenbank eingesetzt werden.
Unterstützt werden alle Funk­tionen des klassischen Client-Lifecycle-Managements von der Installation der Betriebssysteme über die Einrichtung von Software, die Systemkonfiguration und das Patch-Management bis hin zur Inventarisierung und dem Remote-Desktop-Support. Wie schon erwähnt sind diese Komponenten nun eng miteinander integriert, was im bisherigen Release nicht der Fall gewesen ist.






Gut gefällt dabei unter anderem das Patch-Management, das voll in die Lösung integriert ist. Dazu gehört, dass sich der Status von Patches jederzeit nachvollziehen lässt. Es gibt aber auch Informa­tionen über die Verwundbarkeit, die auf Basis von noch nicht eingerichteten Patches ermittelt werden. Ausserdem kommt auch hier das Konzept der Trennung von Test- und Produktionssystemen zum Tragen, so dass die Auswirkungen von Patches zunächst in einer Pilotinstallation evaluiert werden können.
Die vielleicht wichtigste Neuerung ist aber, dass die Funktionalität von Enteo v6 modular über Web Services exponiert wird. Das hat bisher kein anderer Hersteller so konsequent umgesetzt. Damit lässt sich das Client Lifecycle Management einfach in andere, bestehende Prozesse einbinden. Vor allem für Unternehmen, die ITIL konsequent umsetzen, ist das wichtig: Enteo v6 kann damit einfach zu einem Teil einer übergeordneten Infrastruktur gemacht werden.


Installation und Nutzung

Die Installation des Produkts ist einfach, wenn auch nicht ganz stringent. Sie wird über Assistenten gesteuert. Sehr gut gefällt dabei, dass auch die Konfigura­tionsschritte nach der Installation von den Assistenten unterstützt werden. Dabei kann das Produkt direkt mit individuellen Einstellungen oder zunächst in einer Standardkonfiguration installiert werden. Die Einrichtung einer Basisinfrastruktur lässt sich innerhalb weniger Minuten bewerkstelligen.
Allerdings gibt es hier auch Kritikpunkte. So wird beispielsweise nicht vor Beginn der Installation geprüft, ob alle Installationsvoraussetzungen erfüllt sind. So werden unter anderem die IIS 6.0 und das Microsoft .Net Framework 2.0 benötigt. Die Prüfung kommt erst zu Beginn der zweiten Installationsphase. Diese lässt sich aber nicht so einfach und intuitiv neu starten.
Dafür kann die eMMC (Enteo Management Console) überzeugen. Sie orientiert sich an der Microsoft Management Console und ist sehr übersichtlich in ihrer Nutzung. Die Verwaltung auch komplexerer Infrastrukturen lässt sich darüber relativ einfach bewerkstelligen. Enteo ist auch in diesem Bereich inzwischen mindestens auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb.


Was noch fehlt…

Wie immer gibt es aber auch den einen oder anderen Kritikpunkt. Neben den Schwachstellen bei der Installation sind das vor allem zwei Aspekte: Zum einen fokussiert sich Enteo ausschliesslich auf Windows-Umgebungen. Diese werden sehr gut unterstützt. Linux-Systeme und andere Plattformen fehlen dagegen. Für viele Unternehmen dürfte das ausreichend sein. Insgesamt wird es aber doch immer wichtiger, eine heterogene Infrastruktur zentral verwalten zu können.
Der zweite Punkt ist, dass man sich – abgesehen vom leistungsfähigen Lizenzmanagement – auf die klassischen Teilbereiche des Client Lifecycle Management fokussiert. Was fehlt, sind beispielsweise ein echtes Asset-Management zur Verwaltung auch von Non-IT-Assets und nicht automatisch zu inventarisierenden Komponenten, oder ein Vertragsmanagement. Die Verknüpfung der technischen Informationen mit betriebswirtschaftlichen Daten wird aber immer wichtiger. Immerhin bieten die Web Services aber einfache Ansatzpunkte für eine solche Integration.
Dennoch ist Enteo 6 ein Produkt, das sich mit Fug und Recht zu den führenden Lösungen im Client Lifecycle Management für Windows-Systeme und Citrix Terminal Server-Umgebungen zählen kann. Das Produkt hat viele interessante Features aufzuweisen. Die konsequente Umsetzung der Architektur mit der zentralen Datenbank kann überzeugen. Auch neue Ansätze wie die Nutzung von Web Services können gefallen. Wer sich mit Entscheidungen im Client Lifecycle Management beschäftigt, sollte Enteo mit dem neuen Release auf jeden Fall in die Auswahl einbe­ziehen.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER