ILM: Einfache Verwaltung von Daten

Ein durchgängiges Information Lifecycle Management muss sich bis auf die Applikationsebene erstrecken.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/19

     

Seit mehr als drei Jahren bewegt das Thema Information Lifecycle Management (ILM) nun die IT-Branche. Herrschte hier am Anfang noch ein grosses Marketing-Getöse und mangelte es an konkreten Informationen und Angeboten, so sind im Laufe der Zeit nach und nach Produkte und Lösungen auf den Markt gekommen, die Anwendern ein zunehmend einfacheres Management von Informationen über den gesamten Lebenszyklus hinweg ermöglichen.
Bereits vor drei Jahren wurde der Begriff ILM von EMC so definiert: «Ziel von Information Lifecycle Management ist es, die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt dort verfügbar zu machen, wo sie benötigt werden – und das zu den geringst möglichen Kosten.» An dieser Ausgangsposition hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert.



Inzwischen ist auch klar geworden, dass sich ILM nicht auf ein einzelnes Produkt reduzieren lässt, sondern eine Strategie ist, die auf einer Gesamtheit von Komponenten im Bereich Hardware, Software und Services beruht. Auf diese Weise können Anwender eines ihrer wertvollsten Güter – die Information – verfügbar halten, schützen und für den Geschäftszweck ihres Unternehmens einsetzen. Kurzum: Information Lifecycle Management wird mittlerweile in immer mehr Unternehmen zur Realität.



Einer aktuellen Studie des deutschen Beratungsunternehmens Experton Group zufolge befassen sich 77 Prozent der befragten Unternehmen quer durch alle Branchen mit Information Lifecycle Management. Die Entwicklung spricht für sich, denn noch Ende 2004 waren es laut einer ähnlichen Untersuchung von Lünendonk lediglich 17 Prozent. Die Anwender haben demnach innerhalb nur eines Jahres erkannt, dass ILM eine Möglichkeit ist, ihre drängendsten Probleme bei der Speicherung und Verwaltung ihrer Daten zu lösen.
Heue stehen dabei Bereiche wie beispielsweise die Datensicherheit, Compliance, die Archivierung oder der reibungslose Ablauf von Geschäftsprozessen ganz oben auf der ILM-Agenda. Der Studie zufolge greifen viele Anwender derzeit besonders schmerzliche Probleme heraus, die sie mittels einiger Bausteine im Rahmen von ILM angehen und lösen, ohne dabei allerdings bereits eine umfassende ILM-Infrastruktur aufzubauen.


Status quo: Einrichtung von Speicherebenen

Den ersten Schritt zu einem umfassenden ILM haben die meisten Anwender längst gemacht. Sie haben ihre Daten klassifiziert und je nach Einstufung auf verschiedenen Speicherebenen abgelegt. Sie haben erkannt, dass nicht alle Informationen ständig auf teuren Primärsystemen lagern müssen. Entsprechend der vereinbarten Service Level lassen sich diese Daten in einer Tiered-Storage-Infrastruktur mittels einer intelligenten Software auch auf kostengünstigere Systeme verschieben. Gegebenenfalls sind Neuanschaffungen dafür erforderlich, aber dennoch lassen sich erhebliche Einsparungen erzielen, beispielsweise durch Server-Konsolidierung. Neben einer höheren Kostentransparenz verfügen Unternehmen über abgestufte, weitgehend automatisierte Speicherinfrastrukturen, die flexibel ihren jeweiligen Anforderungen entsprechen. Noch dazu werden vorhandene Ressourcen intelligent ausgeschöpft.


ILM für Applikationen

Noch weiter geht eine Vielzahl von Grossunternehmen, die bereits mitten in der Phase 2 stecken. Auf der Ebene der Applikationen –
E-Mail, SAP, Backup oder Archivierung – definieren sie Regeln und Vorgehensweisen, wie mit bestimmten Daten umzugehen ist, um entsprechende Service Level der jeweiligen Applikation sicherzustellen. Eine leistungsfähige Management-Software ordnet die Daten einer Anwendung bestimmten Speicherebenen zu und verschiebt sie automatisch. So wird eine einheitliche, flexible und kostensparende Informationsverarbeitung möglich.
Viele Hersteller unterstützen die Anwender bei der Umsetzung dieses Applikations-spezifischen ILM durch Lösungen, die neben Hardware und Software zunehmend auch Services beinhalten, die speziell auf die Anforderungen gängiger Applikationen wie SAP, Exchange oder Oracle abgestimmt sind.





Greifen wir als Beispiel die
E-Mail-Anwendungen heraus. Es ist doch so: Die Mailboxen quellen über, und allmählich geht der Überblick über Posteingänge und Verbleib der Dateianhänge verloren, zumal sie auch meist noch mehrfach abgelegt werden. Der teilweise übermässige Einsatz von E-Mails bringt die Speicherressourcen an ihre Grenzen und bläht allerorten die Datenmengen noch zusätzlich auf. Wer will entscheiden, welche Informationen tatsächlich wichtig sind?
Ein intelligentes Management tut also not. Nicht nur angesichts eines einfacheren Umgangs mit elektronischer Post ist dies zwingend notwendig. Es herrscht bekanntlich nach wie vor grosse Unsicherheit darüber, welche geschäftlichen Daten wie und wie lange revisionssicher aufbewahrt werden müssen. Also wird erst einmal alles aufgehoben.
Neben eingehender Aufklärung und Information kann eine geeignete ILM-Strategie hier Abhilfe schaffen und sicherstellen, dass alle geschäftsrelevanten E-Mails und sonstigen Unterlagen bei einer Unternehmensprüfung oder bei rechtlichen Auseinandersetzungen verfügbar sind. Die gesamte Compliance-Thematik ist also nach wie vor ein wichtiger Treiber im Zuge der Umsetzung von ILM.


ILM der Zukunft

Die dritte Phase von ILM ist – zugegebenermassen – noch ein bisschen Zukunftsmusik. Hier wird der Übergang zu einer integrierten, automatisierten und Applikations-übergreifenden ILM-Umgebung für alle denkbaren Datenarten der Organisation geschaffen. Ziel ist es, den einzelnen Geschäftsprozessen des Unternehmens alle dafür nötigen Informationen über System- und Applikationsgrenzen hinweg zuzuordnen und darüber hinaus jeder Anwendung zum richtigen Zeitpunkt einen entsprechenden Service Level zuzuteilen. So sollen die Anwender für jeden Geschäftsprozess alle notwendigen Informationen möglichst per Mausklick parat haben, und zwar technologie-, plattform- und applikations­übergreifend.
Konzeptionell beschäftigen sich die Unternehmen in vielen Fällen bereits mit diesem Ziel, muss es doch die logische Weiterführung der heutigen Entwicklung sein. Hier gilt es, auch in Zukunft die Anwender mit entsprechenden Services und Lösungen zu unterstützen, die ihnen das Leben erleichtern und vor allem dazu beitragen, ihre Geschäftsziele zu erreichen.


Der Autor

Bruno Borremans ist Managing Director bei EMC Computer Systems AG Switzerland.




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