Outsourcing pusht Servicemarkt

Das IT-Dienstleistungswachstum beschränkt sich auf Outsourcing.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/20

     

Der Schweizer IT-Dienstleistungsmarkt ist 2002 um 6,6 Prozent gewachsen - allerdings hätte ohne den "Swisscom-Effekt" ein Minus von 3,6 Prozent resultiert, so die Marktforschungsfirma PAC. Auffällig ist, dass alle Segmente ausser das Outsourcing negative Wachstumsraten verzeichneten. Besonders stark gelitten hat der Bereich Contract Staff (nach Zeit und Aufwand bezahltes Projektgeschäft). Der Grund: Die Reduktion externer Leistungen lässt sich schell und unkompliziert realisieren. "Viele Verträge wurden 2002 nicht verlängert oder gar gekündigt", sagt Julia Reichhart von PAC. Hinzu kommt, dass dieses Segment unter enormem Preisdruck gelitten hat. Laut PAC ist dagegen das IT-Consulting nur um 2,3 Prozent gesunken.



Aufgrund von verzögerten Entscheidungen hätte auch das Outsourcing ohne den "Swisscom-Effekt" (der das Wachstum künstlich auf über 35 Prozent aufgebläht hat) nur ein geringes Plus von 2,4 Prozent verzeichnet. Dennoch mutiert Outsourcing zum Wachstumstreiber im IT-Service-Geschäft. Nicht nur Konzerne fragen entsprechende Leistungen nach, sondern zunehmend auch kleine und mittlere Unternehmen. Laut Reichhart von PAC ist bei den KMU weniger das IT-Outsourcing en vogue, sondern vielmehr ein gezieltes Teilauslagern von spezifischen Anwendungen. Neben dem klassischen Anwendungs-Outsourcing finden dabei vermehrt auch Formen wie sogenannte "On-Demand-Services" Anklang, die eine flexible Nutzung und Abrechnung ermöglichen. Längerfristig glauben die Marktforscher von PAC an ein steigendes Interesse beim Business Process Outsourcing (BPO), das die Auslagerung des gesamten Geschäftsprozesses besonders bei Human Resources und Accounting vorsieht.




Ein weiteres Konzept ist das Application Management (AM), die fachliche Betreuung einer Anwendung durch einen Dienstleister über eine längere Zeit. Die Verwaltung der zugehörigen Infrastruktur bleibt dabei explizit ausgenommen. Der AM-Markt wird vor allem von Anbietern beackert, die aus dem Projektgeschäft kommen und neue Umsatzquellen erschliessen wollen; hier werden langfristige Verträge abgeschlossen, und man braucht dazu auch keine grossen Initialkosten zu tätigen wie bei klassischem Outsourcing. Ein Beispiel dafür ist Accenture, die sich mit der Übernahme von Systor ein Standbein im AM-Markt gesichert hat. Nun gilt es, das erworbene Know-how als unabhängiger Dienstleister für die Finanzindustrie zu erweitern und die Kundenbasis auszubauen.


Fusionen verändern das Bild

Die Systor-Accenture-Heirat ist nur ein Beispiel für die riesigen Veränderungen, die sich derzeit in der Schweiz abspielen. Für die grösste Verschiebung hat wohl die Swisscom IT Services mit der Integration des AGI-Verbundes gesorgt. Richtig in Fahrt ist der Koloss aber noch nicht gekommen - ganz im Gegenteil, wie die jüngsten Entlassungen zeigen. EDS konnte sich durch die Integration der ehemaligen SAir-Group-Tochter Atraxis sowie die Gründung eines europäischen Competence Centers in der Flugbranche etablieren und einige Projekte an Land ziehen. Die Gewichte verschoben hat auch die Akquisition von PWC Consulting durch IBM, was Big Blue umfassendes Prozess-Know-how eingebracht hat.



Die Konsolidierungswelle dürfte damit aber noch nicht vorüber sein. Vor allem durch das Zusammengehen von lokalen Playern könnte eine neue Kraft im Markt entstehen. Noch sind allerdings die Träume eines IT-Powerhouses Schweiz, wie es von der kleinen Pragmatica angestrebt wird, weitgehend Schäume geblieben.




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