Mit Stil zum Karriereziel
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/03
Ein jeder Mensch gilt in dieser Welt nur so viel, als wozu er sich selbst macht", sprach vor über 200 Jahren Adolph Freiherr von Knigge. Sein Buch, der Benimmklassiker, ist nach wie vor aktuell. Mit guten Manieren geht vieles leichter, und ein Lächeln bewirkt meist mehr als Stärke und Überlegenheit. Nicht der Standpunkt macht es, sondern die Art, wie man ihn vertritt. Auch Firmen besinnen sich inzwischen zunehmend auf traditionelle Werte wie Tischmanieren, gepflegte Erscheinung und angenehme Umgangsformen. Höflichkeit, Rücksichtnahme und Persönlichkeit heissen die Zauberworte für gute Umgangsformen. Denn wer seinem Gesprächspartner das Wort abschneidet, sich bei Tisch schlecht benimmt oder unpassend gekleidet ist, hat es schwer auf dem Weg nach oben. Um im Berufsleben zu punkten, sollte man sich auf jedem Parkett sicher bewegen, mit unvorhersehbaren Situationen und allen Gesellschaftskreisen zurechtkommen. Erst wer die Etikette genau kennt, kann damit jonglieren, ohne ins Fettnäpfchen zu treten - darin sind sich Benimm-Experten einig.
"Das Äussere eines Menschen ist das Titelblatt des Innern", sagt ein persisches Sprichwort. Das gepflegte Erscheinungsbild ist für den beruflichen und privaten Erfolg sicher von ausschlaggebender Bedeutung. Denn egal, ob Treffen mit dem Chef, Kunden oder Kollegen - nach wie vor ist es der erste Eindruck, der zählt und sich im Nachhinein kaum revidieren lässt. Innerhalb von drei Sekunden entscheidet sich, ob andere mit Sympathie oder Antipathie reagieren. Welche Kleidung angemessen ist, hängt von der Branche ab, in der man tätig ist. Natürlich hat man in der Werbe- oder Modebranche mehr Freiheit als in der Bank oder an der Börse.
Esther Knaus, Image Coach mit eigenem Büro in Meilen vertritt die Meinung, dass der zeitgemässe Dress Code nichts mit rigiden Kleidervorschriften zu tun hat. "Gefragt sind heute Offenheit, Beweglichkeit und Interesse an Neuem. Dazu kommt der Anspruch nach persönlicher Identität. Ein Dress Code ist ein 'Chiffrierschlüssel für die sichtbare Seite einer Person'." Dabei käme es auf die Grundzüge der Unternehmensphilosophie, der Branche, der Marktposition und der kulturellen Umgebung der Firma an. Nach wie vor würden aber die klassischen grauen oder dunkelblauen Anzüge, das obligate hellblaue oder weisse Hemd dazu und die diskrete Krawatte vorherrschen. Diskretion ist angesagt in den Teppichetagen der Schweizer Unternehmen.
Wenn Peter Isler, Leiter der Schule für Stil und moderne Umgangsformen in Bottmingen, seine Kurse gibt, lernen Manager in lockerer Atmosphäre Gewandtheit im Umgang mit anderen Menschen und knifflige Alltagsprobleme eleganter zu meistern. Auch Esther Knaus übt mit den Geschäftleuten am "lebendigen Objekt". "Meist sind die theoretischen Kenntnisse vorhanden, aber an der praktischen Umsetzung fehlt es", hat die Fachfrau die Erfahrung gemacht. So werden Begrüssungsszenen trainiert, lockeres und doch überzeugendes Auftreten geschult, der souveräne Umgang mit Tellern, Gläsern und Besteck eines Mehrgang-Gedecks geübt sowie die Kunst der Konversation eingeführt. Keine leichte Hürde, gehören doch die Feinheiten des Benimm nicht mehr zu jeder Kinderstube.
Auch bei Reisen ins Ausland oder bei Treffen mit ausländischen Geschäftspartnern gibt es einiges zu beachten. Die unterschiedlichen Begrüssungsrituale, Gepflogenheiten und Körpersprachen sollten keinesfalls als Details oder kalten Kaffee abgetan werden. Diese Vielfalt der Kulturen zu kennen, erleichtert manch eine Annäherung an einen Geschäftspartner oder vermeidet Peinlichkeiten und Missverständnisse. Peter Isler, der Absolvent der renommiertesten Butler-Schule Englands, rät, sich vor jedem Auslandbesuch mit der fremden Kultur zu befassen. "Um gute und erfolgreiche Geschäftsbeziehungen im Ausland zu pflegen, ist es unerlässlich, sich mit den kulturellen Besonderheiten des Landes vertraut zu machen." Dies sollte sich nicht nur auf die Geschäftspraktiken beschränken, sondern auch über Gepflogenheiten rund ums Essen, den Humor, die Art, sich zu kleiden, und die religiösen Gebräuche. Gerade Letztere spielen im asiatischen Raum eine elementare Rolle.
Sind Sie stilsicher im Berufsalltag? |
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