Editorial

WAP: Eine Totgeburt feiert Auferstehung

Meine Erfahrungen haben mir schon längst die Einsicht vermittelt, dass es mit dem ganzen Brimborium um die mobile Datenübertragung nicht weit her ist.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/02

     

Ab Februar wird nun auch die Swisscom beim GPRS-Reigen mittanzen - als letzter der drei Schweizer Mobilnetzbetreiber. Zur wichtigsten Anwendung beim Start der mobilen Datenübertragung erklärt die Swisscom WAP - eine immer wieder totgesagte Technik. Aber eben: Totgesagte leben bekanntlich länger.



Ich hab mich nie auf den ganzen Abgesang in Sachen WAP eingelassen. Und es kann tatsächlich vorkommen, dass ich mir auf dem Heimweg die Schlagzeilen zum Weltgeschehen auf dem Handy vor Augen führen lasse oder das Fernsehprogramm konsultiere. Allerdings werde ich dabei leider häufig mit irgendwelchen Fehlermeldungen konfrontiert, da offenbar einzelne Dienste in regelmässigen Abständen nicht zugänglich sind.




Meine Erfahrungen haben mir schon längst die Einsicht vermittelt, dass es mit dem ganzen Brimborium um die mobile Datenübertragung nicht weit her ist, die Verfahren noch in den Kinderschuhen stecken und deshalb allenfalls von Technikverliebten, wie es IT-Journalisten eben sind, oder solchen Zeitgenossen genutzt werden, die sich gerne auf Experimente einlassen. Dem Durchbruch war bis jetzt auch abträglich, dass die Auswahl an Geräten, die den mobilen Internetzugriff mit GPRS oder HSCSD schneller machen, klein war.



Bei der mobilen Datenübertragung glaubt man sich in die Anfangzeiten der Digitaltechnik zurückversetzt. Abgesehen von der nach wie vor kümmerlichen Geschwindigkeit, kann es auch durchaus sein, dass man sein GPRS-Gerät zuerst einem Software-Update unterziehen muss, bevor sich das Handy mit dem Netz des Anbieters versteht.



Das werden denn auch die Gründe dafür sein, wieso ich erst wenige kennengelernt habe, welche die neuen Mobiltechnologien exzessiv nutzen. Allerhöchstens schaut man schnell, ob im Posteingang E-Mails warten - haben sie eine üppige Beilage, lädt man sie erst im Büro oder zu Hause auf den Rechner.



Damit sich die kühnen Pläne der Mobilnetzbetreiber sowie auch der Handy-Anbieter erfüllen werden - vor allem auch im Hinblick auf UMTS - muss sich hier noch einiges bewegen, vor allem auch die Preise.



Einerseits sind die Tarife für die Datenübertragung im Vergleich mit dem Festnetz astronomisch hoch. Andererseits werden die Kunden mit einer unübersichtlichen und vor allem kaum vergleichbaren Preispolitik, welche die drei Mobilfunkfirmen verfolgen, vergrault. Das ist bei den mobilen Voice-Diensten schon länger der Fall und wird bei der Datenübertragung munter fortgesetzt. Nur schon bei einem einzelnen Anbieter sich für das passende Abonnement zu entscheiden, setzt einiges an Zahlenakrobatik voraus. Ungleich schwieriger wird es, wenn man dann versucht, die Angebote aller Netzbetreiber miteinander zu vergleichen (Seite 10). Somit bleibt der HSCSD- und GPRS-Betrieb vorerst ein Versuch am lebenden Objekt. Und die Suche nach der oft zitierten Killerapplikation geht weiter. Dass es WAP in seiner gegenwärtigen Form nicht sein kann, versteht sich von selbst.



Sollten Sie, lieber Leser, wider Erwarten ganz anderer Meinung sein, und sollte die mobile Datenübertragung aus Ihrem Leben schon heute nicht mehr wegzudenken sein - dann schreiben Sie mir von Ihren Erfahrungen.




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