Zoff am Arbeitsplatz

Überall wo mindestens zwei Menschen sind, kommen Konflikte vor, die sich mit persönlichem Einsatz oder fachlicher Hilfe lösen lassen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/40

     

Vor einem Gewitter hat sich vieles zusammengebraut - das gilt nicht nur in der Meteorologie, sondern auch im Berufsleben. Denn obwohl es im Job um die Sache gehen soll, sorgen oft Emotionen für Zündstoff. Und das immer häufiger. Grund: Heute wird verstärkt in Teams gearbeitet. "Der Widerstreit von Meinungen ist programmiert, ja sogar erwünscht - als kreativer Prozess", sagt Isabel Nitzsche, Autorin des Buchs "Erfolgreich durch Konflikte" aus dem Rowolth Verlag. "Auseinandersetzungen gehören zum Berufsalltag, sie gut zu managen, gilt als Führungsqualität."



Im Job kommt es immer wieder zu Konflikten mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern oder Vorgesetzten. Diese belasten oft den beruflichen Alltag und können schnell einmal zu Unzufriedenheit und Ohnmachtsgefühlen führen. Dass Arbeits- und Projektgruppen und manchmal ganze Abteilungen durch unterschwellige oder offen ausgebrochene Konflikte lahmgelegt sind, ist in einer von Turbulenzen und vom Wandel geprägten Geschäftswelt "normal". Mit Konflikten konstruktiv umgehen zu können, gehört zu den wichtigsten sozialen Kompetenzen erfolgreicher Menschen.




So gibt es etwa Weiterbildungsseminare für Führungskräfte, um deren Umgang mit Konflikten zu verbessern. Viele Unternehmensberatungen bieten zudem Dienstleistungen rund um das Konfliktmanagement an, die Vorgesetzten und auch ganzen Abteilungen helfen sollen, mit ihren Problemen besser umgehen zu können.



Im Institut für Mythodrama in Zürich werden Tageskurse zur Konfliktprävention und -intervention angeboten. "Allerdings gehen Firmen mit Konfliktprävention eher verhalten um. Die meisten merken erst, wenn der Konflikt bereits am brodeln ist, dass man dagegen nicht mehr ankommt, und suchen sich dann Hilfe", sagt Heinz Wohnlich, Projektleiter bei IKM Güggenbühl. "In unseren Präventionsseminaren wird Selbst- und Sozialkompetenz gefördert, als Vorbereitung auf die Konflikte im Alltag. Wichtig dabei ist, das Thema nicht nur theoretisch anzugehen, sondern im Team einen aktuellen, wenn auch nicht allzu schwerwiegenden Konflikt zu bearbeiten. Während eines solchen Kurses lernen die einzelnen Teilnehmer, welchem Konflikttyp sie angehören, welche Art der Konfliktlösung sie bevorzugen und wie sie komplexe Konflikte ganzheitlich angehen, analysieren und systematisch zu echten Lösungen gelangen können. Oftmals bricht auch während eines Lehrgangs ein Konflikt aus, der schon lange unterschwellig im Team vorhanden war, und kann dann während des Seminars gelöst werden."


Konfliktmediation

Was in einigen US-Bundesstaaten bereits obligatorisch ist, setzt sich langsam auch in der Schweiz durch: die Mediation. Das neue Verfahren, Konflikte zu lösen, führt zu Kompromissen, bei denen es keine Verlierer gibt.



Ob bei Unstimmigkeiten zwischen Vertragspartnern, dicker Luft zwischen Mitarbeitern oder Streitereien bei Nachfolgefragen - die Mediation lässt sich bei Konflikten aller Art einsetzen. Die Idee der Methode ist simpel: Wenn zwei sich streiten, greift ein Dritter über die sanfte Tour der Konfliktbereinigung ein.




Der externe Mediator sieht sich nicht als Richter oder Vordenker; vielmehr wirkt er als Vermittler zwischen den Fronten und führt die Streitenden zu einer "Win-Win-Solution", mit der alle Parteien leben können.



Bislang greifen vor allem grosse Unternehmen auf die teuren Dienste eines externen Mediators zurück. KMUs müssen daher meist andere Wege finden, um professionelles Konfliktmanagement in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.



Bei Unisys setzt man auch auf die interne Vermittlung, weiss Susan Jung, HR-Consultant bei Unisys Schweiz, zu berichten: "Bislang konnten wir Konflikte in einem Team in bilateralen Gesprächen lösen, bei denen jeweils eine neutrale Person aus der Personalabteilung anwesend war. Bei uns werden sowohl bei Neueinstellungen als auch bei internen Transfers neben den fachlichen auch die menschlichen Aspekte genau geprüft, um grösseren zwischenmenschlichen Problemen vorzubeugen." Bei Unisys würde man aber auch zu fachlicher Hilfe greifen, wenn alle Bemühungen der HR-Abteilung nichts mehr fruchten.



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