Karriere ohne Barriere
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/37
Eine spannende Karriere definiert sich nach dem subjektiven Empfinden eines jeden. Was für die eine Person von grosser Bedeutung und Befriedigung ist, muss für die andere absolut nicht gelten. Bei der persönlichen Karrieregestaltung darf es deshalb nicht um das Hinterherjagen nach äusseren Pauschalvorstellungen gehen, sondern um den Einklang von Wünschen, Fähigkeiten, Lebenssitutation und Tätigkeit.
Doch machen wir uns nichts vor: Wenn man beruflich vorwärts kommen will, geht nichts ohne Macht und Einfluss. Aber kein Netzwerk wird Leistung und persönlichen Arbeitseinsatz kompensieren können. Gerade in Phasen der wirtschaftlichen Abkühlung zählen nachweisbare Leistung und Ausdauer. Dazu gehören ein konsistentes Profil hinsichtlich Werdegang, Ausbildung und Erfahrung sowie adäquate Aus- und Weiterbildung - eine oft zwingende, aber noch lange nicht hinreichende Voraussetzung.
Die Karriereplanung beginnt mit der Analyse der eigenen Bedürfnisse, Ziele und Fähigkeiten. Dabei sollten die eigenen Stärken und Neigungen genauso fair betrachtet werden wie die Privatsituation, Mängel und Lücken. Roland Köcher, Senior Consultant für die nationale und internationale Suche von Fach- und Führungskräften im IT- und Telekombereich bei der Goldwyn Partners Group: "Im wesentlichen sollte man sich fragen: Was will ich? Was kann ich? Was macht mir Spass? Wie gehe ich vor? Der falsche Ansatz ist: Was gibt es? Das wäre doch auch noch etwas für mich? Ich versuch's mal!"
Ein ganz wichtiger Punkt um erfolgreich Karriere zu machen, ist die individuelle Persönlichkeit: "Professionell in der Sache und unverkrampft mit sich und seiner Umgebung", beschreibt Köcher die idealen Voraussetzungen für den Aufstieg. Köcher betont, dass Konsistenz und Einklang mit sich selber sowie gegenüber seiner Umwelt, Integrität, Kommunikationsfähigkeit und Sozialkompetenz wesentliche Faktoren beim Erklimmen der Karriereleiter darstellen. "Wer nachhaltig erfolgreich sein will, muss zudem Spass an der Arbeit haben, den Beruf als Berufung leben und Sinn in der Sache sehen", führt Köcher weiter aus.
Karriere ist nicht mehr ein exakt planbares Aufstiegsmanöver, sondern die Erfüllung persönlicher Ziele in Einklang mit der Arbeits- und Lebensumgebung. Der persönliche Karriereentscheid ist keine Alibiübung zur Erfüllung gesellschaftlicher Vorgaben, sondern die eigene Wahl in Verbindung mit persönlichen Lebenszielen.
Wer arbeitet, macht auch Fehler - einige davon können einer erfolgreichen Karriere im Wege stehen.
So gut wie die richtigen Kontakte den Aufstieg fördern, sind die falschen schädlich. Wer glaubt, an jeder "Hundsverlochete" dabei sein zu müssen, zeigt höchstens, dass er weder Differenzieren noch Selektieren kann.
Ebenso schlecht ist die falsche Einstellung: Wer Karrieristentum vor die Freude an der Sache stellt, wird über kurz oder lang scheitern.
Wer konsequent nur immer nach oben strebt, ohne Marktkräfte einzubeziehen und sich nicht auch mal einen Rück- oder Seitenschritt erlaubt, verpasst unter Umständen den richtigen Moment für den nächsten soliden Sprung nach oben.
Kaum Chancen auf Aufstieg hat auch der, welcher nicht auf Änderungen eingehen will, mangelnde Kompromissbereitschaft, Agilität, Flexibilität und Mobilität zeigt. Dazu nochmals Roland Köcher: "Karriere fordert ihre 'Trade-offs' und hat ihren Preis!"
Offen für alles sein zu wollen und kein konkretes Profil anzubieten, bringt niemanden weiter.
Falsche Positionierung, Fehleinschätzung eigener Ziele, Bedürfnisse, Fähigkeiten und die private Situation gegenüber der jeweiligen Karrieremöglichkeit verhindern diese.
Hektik, Druck gegenüber sich selbst aufzubauen, hilft nichts; richtig ist, ruhig und souverän zu bleiben, gezielt vorzugehen und Geduld zu beweisen.
Die Karriereplanung ist kein im Detail voraus bestimmbarer Aufstiegsplan und beginnt heute mit der Erkenntnis über eigene Bedürfnisse und Fähigkeiten. Roland Köcher fasst es in wenige Worte: "Um die Karriereleiter erfolgreich zu erklimmen, muss man Leistung erbringen, Freude an der Arbeit zeigen, die Gunst der Stunde nutzen (zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, ist oft entscheidend) und gezielt 'Wahrscheinlichkeiten' via Networking und Head Hunter schaffen, aufbauen und pflegen. Daneben muss man etwas bieten können (Erfahrung, Erfolge, Ausbildung, Persönlichkeit), Vorstellungen über die eigene Karriere haben und sich nicht von fremden Bildern leiten lassen."