Effizienz bei Legacy-Apps

Die Mehrheit der von Bosshard & Partner befragten Schweizer Unternehmen gehen das Thema Legacy-Wertsteigerung aktiv an.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/15

     

Legacy-Systeme sind reife IT-Anwendungen, die über Jahre und Jahrzehnte unter Einsatz von viel Knowhow, Wartung und Pflege entstanden sind. Sie sind meist in hohem Masse auf die individuellen Unternehmensbedürfnisse abgestimmt, aber entsprechend komplex und intransparent, so dass meist hohe Kosten und Risiken in der Wartung und Weiterentwicklung zu Buche schlagen.
Aufgrund der fehlenden Flexibilität können Legacy-Anwendungen zudem neue dynamische Anforderungen des Business immer schlechter erfüllen.









Beweggründe für die Legacy-Wertsteigerung






Legacy-Applikationen sind weit verbreitet

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass in Unternehmen und Fachkreisen die Stimmen nach einer Wertsteigerung dieser Legacy-Applikationen immer lauter werden. Gefordert werden «mehr IT-Effizienz» mit tieferen Kosten und Risiken in der Applikationsentwicklung und -wartung und ein «höherer IT-Business Value» dank mehr Flexibilität, Interoperabilität und Öffnung zum Online-Markt.
Die Berikoner IT-Unternehmensberatung Bosshard & Partner ist im Rahmen einer Marktstudie der Frage nachgegangen, wie es um die Wertsteigerung von Legacy-Applikationen in der Schweizer Unternehmenspraxis wirklich steht. 101 Führungskräfte aus insgesamt 66 Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen haben am Lagebericht zur Legacy-Wertsteigerung mitgewirkt.





Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass sich die Mehrheit der befragten Unternehmen der Legacy-Problematik stellt und das Thema Legacy-Wertsteigerung aktiv angeht. Dies überrascht wenig, stehen doch beim Grossteil der befragten Unternehmen mehrere Legacy-Applikationen in verschiedensten Programmiersprachen – 3.GL und objektorientierte Programmierumgebungen nebeneinander im Einsatz.
Was die Beurteilung der Legacy-Applikationen angeht, wurden neben der Meinung von IT-Führungskräften, die ihre eigenen Legacy-Applikationen beurteilt haben, zusätzlich Einschätzungen externer IT-Dienstleister beziehungsweise IT-Berater eingeholt. Vergleicht man die Beurteilungen beider Gruppen, erstaunen die Ergebnisse. Bei der Einschätzung hinsichtlich der Abdeckung der Business-Anforderungen durch Legacy-Applikationen gibt es noch keine grossen Meinungsunterschiede; sowohl die externen Berater als auch die internen Legacy-Verantwortlichen denken mehrheitlich, dass Legacy-Applikationen die Business-Anforderungen zufriedenstellend abdecken. Auch wenn es darum geht, den Handlungsbedarf für eine Legacy-Wertsteigerung einzuschätzen, denken externe Berater und interne Legacy-Verantwortliche relativ ähnlich. Beide Gruppen schätzen den Handlungsbedarf als gross ein, wobei die Gruppe der externen Berater insgesamt kritischer ist und den Handlungsbedarf als dringlicher einstuft.


Keine Einigkeit bei Legacy-Entwicklung und -Wartung

Wenn es darum geht, die Effizienz der Wartung und Weiterentwicklung von Legacy-Applikationen zu beurteilen, gehen die Meinungen von IT-Führungskräften und Beratern weit auseinander: Unternehmensinterne Legacy-Verantwortliche bewerten ihre Applikationen erheblich besser als dies die externen Berater tun.
Während von den IT-Führungskräften 74 Prozent mit der Wartung und Weiterentwicklung ihrer Legacy-Systeme «sehr zufrieden» bis «zufrieden» sind, geben von den IT-Beratern nur 30 Prozent an, dass sie die Legacy-Entwicklung und -Wartung generell als «sehr zufriedenstellend» bis «zufriedenstellend» einschätzen.
70 Prozent der externen Berater bewerten die Legacy-Wartung und -Entwicklung hingegen als nicht zufriedenstellend. Möglicherweise bewerten die befragten IT-Führungskräfte die Legacy-Applikationen, die in ihrem eigenen Verantwortungsbereich stehen, als zu positiv.


Herausforderung IT-Effizienz

Die Studie belegt, dass das Thema «Effizienzsteigerung» in der IT eine hohe Bedeutung hat. So werden vor allem die Entwicklungs- und Wartungskosten als Indikator herangezogen, wenn es um die Beurteilung des Erfolgs von Legacy-Projekten geht. Weniger verbreitet ist die Messung des Business Value als Kontrollgrösse. Dieser wird gerade einmal von knapp 20 Prozent der Befragten erhoben.
Auch in Zukunft werden sich IT-Chefs wohl vor allem mit dem Thema «IT-Effizienzsteigerung» auseinandersetzen. So sieht die Mehrheit der Befragten im Streben nach mehr IT-Effizienz auch das Hauptmotiv, Massnahmen zur Legacy-Wertsteigerung einzuleiten. Das Erzielen von mehr Business Value wird (noch) als weniger dringlich eingestuft.


Wertsteigerung wird angepackt

Bei fast allen Befragten sind Projekte zur Legacy-Wertsteigerung geplant (39 Prozent) beziehungsweise bereits in die Aktivitätenliste aufgenommen (49 Prozent). Die Mehrheit der Befragten überwacht ihre Legacy-Projekte mehr oder weniger regelmässig, hat Massnahmen zur Qualitätssicherung implementiert und erhebt Erfolgskennzahlen meist auf Projekt- und Applikationsebene. Vorherrschend bei den Qualitätssicherungsmassnahmen sind dabei Projekt-Reviews- und -Audits (58 Nennungen), Architektur und Design-Reviews (46 Nennungen) sowie ein Change-Management mit Risiko-analysen (41 Nennungen).
Bei der Verantwortung über die Legacy-Wertsteigerung dominieren traditionelle Strukturen – sie liegt mehrheitlich bei der zentralen IT-Abteilung (62 Prozent).










Zufriedenheit mit Entwicklungs- und Wartungseffizienz





Der Autor

Beat Berger ist Leiter des Geschäftsbereichs Informatik Engineering bei Bosshard & Partner Unternehmensberatung.




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