EPCglobal, der RFID-Standard von GS1 - Von RFID zu EPC
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/12
Als Konsument ist man heute – mehr oder weniger bewusst – in den unterschiedlichsten Gebieten mit RFID konfrontiert: Im Winterurlaub (Skiabos), Zugangskontrollen/Tickets in Fussballstadien (WM), im eigenen Auto (Wegfahrsperren), Diebstahlsicherung in Warenhäusern, usw. All diese Lösungen sind jedoch proprietär, d.h. in einer offenen Distribution/Supply Chain können sie nicht ohne bilaterale Absprachen eingesetzt werden, da die Identifikationen und Dateninhalte weder eindeutig definiert noch standardisiert sind. Genau da setzt der Standard EPCglobal an.
Die treibenden Kräfte waren GS1 (vorm. EAN International) und GS1 US (vormals Uniform Code Council, UCC), nebst namhaften Vertretern aus Handel und Industrie, Gründungsmitgliedern des Auto-ID Centers. Ihr Ziel war es, die Entwicklung des EPCglobal Netzwerk zu unterstützen und das Projekt eines globalen RFID-Standards voranzutreiben. Im Jahre 2003 übernahm wiederum GS1 die Führung, um die Weiterentwicklung und weltweite Einführung von EPCglobal voranzutreiben.
GS1 Schweiz ist als eine von 103 Mitgliedsorganisationen von GS1 International die offizielle Vertretung von EPCglobal in der Schweiz. Das weltweite GS1 System bietet globale Standards, die eine unverwechselbare Identifikation von Produkten, Dienstleistungen, Transporteinheiten, Standorten, Dokumenten, usw. ermöglicht. Die Verbesserung des Supply Chain Managements und anderer Geschäftstransaktionen, um einerseits Kosten zu reduzieren und andererseits die Wertschöpfung für Güter und Dienstleistungen zu erhöhen, ist eines der Hauptziele von GS1. Weltweit nutzen bereits über 1,3 Millionen Mitglieder Standards von GS1. EPCglobal ist also nichts anderes als die logische Weiterentwicklung und Ergänzung der bestehenden GS1 Standards.
Die nachstehende Abbildung zeigt die Organisation von EPCglobal Inc. Analog zu GS1 hat EPCglobal ebenfalls den Status eines nicht gewinnorientierten Vereins.
Mit der neuen Netzwerktechnologie werden Computer fähig sein, Objekte zu «sehen», sie erlaubt Herstellern, das «Tracking und Tracing» ihrer Produkte in der Supply Chain. EPCglobal wird die Art, Produkte zu produzieren, zu verkaufen und zu kaufen, nachhaltig und tief greifend beeinflussen.
Der Weg zur Erreichung dieses Ziels ist allerdings lang und nicht von heute auf morgen zu realisieren. Wie lange es letztendlich dauern wird, ist von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Es verwundert deshalb nicht, dass man dazu die unterschiedlichsten Zeiträume genannt bekommt, ist dies doch nicht zuletzt auch abhängig vom entsprechenden Einsatzgebiet des EPCglobal Standards. Generell lässt sich dieser Weg grob in drei Abschnitte einteilen:
1.Firmen interne Netzwerke (sofort und unabhängig von Handelspartnern realisierbar).
2.Firmenübergreifende «Netzwerke», welche bereits EPCglobal basierende Tags einsetzen. Der Informationsaustausch basiert jedoch weitgehend auf traditionellem EDI (EANCOM, BMS XML). In Absprache mit Handelspartnern ist diese Variante auch heute bereits realisierbar und teilweise auch bereits umgesetzt worden (Walmart, Metro).
3.Die Vision mit dem «Netzwerk der Dinge» (Nutzung des EPC Informations-Service) schliesslich entspricht dem «Endausbau» des Systems. Es bedingt eine entsprechend hohe Marktpenetration der Anwendung von EPCglobal und eine 100prozentige Verfügbarkeit aller Standards und der damit verbundenen Dienste. Hier ist der Zeithorizont entsprechend schwer vorhersehbar.
Wenn man über Standards im Bereich RFID schreibt, kommt man nicht um den Vergleich mit der Barcode-Technologie herum. RFID löst den Strichcode ab oder ähnliche Aussagen hört man immer wieder. Tatsache ist, dass in gewissen Anwendungsgebieten, die RFID-Technologie klare Vorteile (z.B. Mehrweggebinde in der Logistik) gegenüber dem Strichcode aufweist. Man sollte diese Diskussion aber nicht auf ein Pro oder Kontra reduzieren. Diese beiden Technologien werden zumindest noch lange Jahre nebeneinander existieren. Gerne wird auch die Tatsache vergessen, dass in der offenen Distribution der flächendeckende Einsatz von Strichcodes auf Logistik-Labeln noch längst nicht realisiert ist, obwohl diese Technik mindestens 20 Jahre «Vorsprung» aufweist.
Mit EPCglobal gibt es erstmals einen branchenübergreifenden, offenen RFID-Standard, der weltweit eingesetzt werden kann. Wie schnell und in welchen Bereichen er sich flächendeckend durchsetzt, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass es im Sinne aller beteiligten Unternehmen einer Wertschöpfungskette sein muss, dass global gültige Standards eingesetzt werden können, unabhängig, welche Technologie ihr letztendlich zugrunde liegt. EPCglobal als weltweit gültiger RFID-Standard wird deshalb in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen.
Weitere Informationen: www.epcglobalinc.org,
www.epcglobal.ch, www.gs1.ch