Exchange 2007 generalüberholt

Im Zentrum der riesigen Neuerungsliste von Exchange 2007 stehen mehr Leistung, Security und Komfort für Administratoren und Enduser.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/10

     

Der für Ende 2006 angekündigte Exchange Server 2007 wird sich massiv von der bisherigen Version unterscheiden und stellt vielleicht den grössten Entwicklungsschritt seit der Ablösung von Microsoft Mail durch den Exchange Server dar. Die Unterschiede werden bereits bei der Installation deutlich, bei der schon sehr früh die Server-Rollen (siehe auch Diagramm «Serverrollen in Exchange 2007») ausgewählt werden müssen. Insgesamt stehen bei Exchange Server 2007 fünf verschiedene Rollen zur Verfügung. Die Rolle des Gateway Servers (Routing ins Internet, Spam- und Virenschutz etc.) ist dabei exklusiv, weil diese Systeme die Schnittstelle zum Internet in der DMZ (Demilitarized Zone) hinter der Firewall bilden. Die anderen Rollen können dagegen kombiniert werden. Interessant ist bei diesen vor allem der Unified Messaging Server, über den sich auch Verbindungen zu Telefonanlagen herstellen lassen. Damit können Benutzer die Sprachnachrichten in ihre Mailbox übermittelt bekommen. Ansonsten wird zwischen den Rollen des Servers für die Client-Zugriffe (Outlook Web Access, POP, IMAP etc.), den Mailbox-Servern (Storage, Calendaring, Indexing etc.) und den Bridgehead-Servern, welche Transportaufgaben (Routing, Verschlüsselung etc.) zwischen mehreren Exchange-Servern übernehmen, unterschieden.
Bei der Installation werden in dem neuen Release übrigens auch umfangreiche
Systemprüfungen durchgeführt, was ebenfalls ein Novum ist. Diese liefern umfassende und einfach nachvollziehbare Informationen zu den noch nicht installierten Komponenten, so dass die notwendigen Voraussetzungen einfach zu erfüllen sind.





Serverrollen in Exchange 2007


64-Bit-only

Die Schwerpunkte beim Exchange Server 2007 sind geprägt davon, der unternehmenskritischen Rolle gerecht zu werden, welche der
E-Mail-Verkehr inzwischen spielt. Im Vordergrund stehen dabei eine einfache Steuerung und Ausführung von klar definierten Management-Aufgaben sowie ein möglichst hoher Automatisierungsgrad. Gleichzeitig sollen Benutzer einfacher mit dem System arbeiten können. Hier geht es einerseits um die Integration verschiedener Messaging-Mechanismen und den Zugriff von mobilen Endgeräten, andererseits aber auch um einfachere Kalender- und Scheduling-Funktionen. Ausserdem spielt natürlich das Thema der Sicherheit eine ganz entscheidende Rolle, weil E-Mail-Systeme heute einfach noch nicht das Mass an Sicherheit bieten, das erforderlich ist.
Ein erklärtes Ziel von Microsoft ist es, dass mehr Benutzer auf dem gleichen Server arbeiten können. Daher ist Exchange 2007 nur noch in einer 64-Bit-Variante verfügbar, um den wachsenden Speicherbedarf adressieren und neue Funktionen auf konsolidierten Servern bereitstellen zu können. Microsoft verspricht, dass beispielsweise die I/O-Rate für Festplatten deutlich reduziert wird, weil das 64-Bit-System sehr viel effizienter arbeiten kann. Da bei dieser Art von Anwendung der Nutzen eines 64-Bit-Systems besonders gut sichtbar wird, dürfte Exchange Server 2007 die «Killer»-Anwendung werden, die den 64-Bit-Varianten von Windows zum Durchbruch verhelfen wird.


Einfacheres Management

Dass Microsoft sich intensiv um
die Management-Funktionen im
System gekümmert hat, wird schon anhand der erwähnten Rollen-
modelle deutlich. Ein weiteres Indiz dafür ist das grafische Administrations-Tool Exchange System Manager (ESM), das endlich grundlegend überarbeitet wurde und jetzt auf der neuen Microsoft Management Console 3.0 basiert.
Parallel dazu hat Microsoft aber auch die Automatisierungsfunktionen optimiert. Die Administration lässt sich nun viel einfacher über Scripts steuern. Die Basis dafür bildet die objektorientierte Windows PowerShell, die auf dem Microsoft .NET Framework 2.0 aufsetzt und Zugriff auf dessen Klassen bietet. Weitere wichtige Änderungen sind automatisierte Patches für den Server, Bandbreitensteuerung für das Mail-Routing und eine einfachere Schnittstelle für die Migration.
Auch die Replikation wurde optimiert. Mit der Continuous Replication können Änderungen im Hintergrund permanent gesichert werden. Diese Funktion wird sowohl bei lokalen Servern als auch innerhalb von Clustern unterstützt.


Besserer Spam-Killer

Sehr viel getan hat sich im Bereich der Sicherheit. Vor allem bei der Spam-Abwehr gibt es viele neue Funktionen. Dazu gehören etwa die automatischen Aktualisierungen der Spam-Filter und ein mehrstufiger Ansatz zur Filterung. Bei der Virenprüfung ist vor allem die erweiterte VSAPI (Virus Scan API) erwähnenswert.
Beim Austausch von E-Mails innerhalb vertrauter Strukturen geht Microsoft noch einen Schritt weiter und setzt auf automatische Verschlüsselung. Mails, die zwischen Exchange-Organisationen ausgetauscht werden, sind standardmässig verschlüsselt. Auch bei B2B-Beziehungen können Mails zwischen zwei Gateways verschlüsselt werden. Dadurch wird das Risiko von Angriffen deutlich reduziert. Um die wachsenden Compliance-Anforderungen abzudecken, gibt es darüber hinaus neue Regeln für den Transport, die Protokollierung und Archivierung von Mails. Ausserdem ist hier auch die Mailbox-übergreifende Suche erwähnenswert, mit der sich Mails einfacher aufspüren lassen.
Das Unified Messaging ist ein weiterer interessanter Aspekt, auch wenn die VoIP-Integration noch fehlt. Dafür können aber Sprachnachrichten, Faxe und E-Mails integriert in einem System verwaltet werden. Man darf gespannt sein, wie die Unified-Messaging-Anbieter darauf reagieren, da Microsoft jetzt in einem Feld agiert, das bisher von Spezialisten be­ackert wurde.


Für Outlook 2007 optimiert

Wie so oft bei Microsoft (und anderen Anbietern von Messaging-Systemen) setzt die volle Nutzung aller neuen Funktionen auch den neuesten Client voraus. Nur mit Outlook 2007 können Features wie die automatische Client-Verbindung, die integrierte Suche, die neuen Möglichkeiten des Unified Messaging, die neuen Kalenderfunktionen und die Anti-Spam- und Anti-Phishing-Mechanismen vollständig ausgereizt werden. Ausserdem gibt es im Zusammenhang mit dem neuesten Outlook-Client sogenannte Managed Folders für
E-Mails, mit denen Compliance-Anforderungen in Bezug auf die Protokollierung von Mails erfüllt werden.
Outlook 2007 wird eine Vielzahl von praktischen Komfortfunktionen bieten. Für die Terminplanung findet sich beispielsweise ein Assistent, der die besten Zeitpunkte für Meetings vorschlägt. Zudem wird mehr als bisher mit Farben gearbeitet, um unterschiedliche Belegungssituationen besser voneinander abzuheben. Bei der Freigabe von Kalendern gibt es nun granulare Sicherheitseinstellungen, so dass genau gesteuert werden kann, welche Informationen von wem gesehen werden dürfen – statt einfach nur einen Kalender freigeben oder sperren zu können.






Bei der Suche verspricht Microsoft eine Verbesserung der Performance um den Faktor 35. Diese ist auch in älteren Outlook-Versionen (2003, XP) nutzbar, wobei nur bei Outlook 2007 auf die Suchfunktionen von Windows Vista zurückgegriffen wird. Wer bisher grosse Mengen an Mails durchsuchen musste, hat sich zwar an längere Wartezeiten gewöhnt. Wirklich befriedigend waren diese aber nie. Auch sonst gibt es noch manche Optimierung, die nur bei Outlook 2007 zur Verfügung steht. Ältere Outlook-Versionen profitieren aber auch vom Wechsel zu Exchange 2007, weil dort beispielsweise die verbesserten Web-Clients und alle serverbasierenden Funktionen wie die Spam- und Viren-Filterung ebenfalls genutzt werden können.


Ein echtes Major Release

Insgesamt ist Exchange 2007 ein sehr umfassendes Update. Microsoft hat das Produkt von Grund auf überarbeitet und für die stark gestiegenen Anforderungen im Messaging fit gemacht. Gleichzeitig profitiert Exchange 2007 aber auch von den Erweiterungen bei den Server-Systemen wie der 64-Bit-Plattform, der neuen PowerShell für das Skripting und die Administration an der Befehlszeile. Die Migration zu einem neuen Release dürfte sich in der Historie des Exchange Server selten so gelohnt haben wie der Schritt hin zum Exchange Server 2007.




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