MS SQL Server 2005: Mächtig komplex

Microsoft hat im Herbst vergangenen Jahres den SQL Server 2005 vorgestellt, für den es seit kurzem ein erstes Service Pack gibt, das mit der Datenbank-Spiegelung eine wichtige neue Funktion bringt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/10

     

Der Microsoft SQL Server 2005 zählt zweifelsohne zu den Flaggschiff-Produkten von Microsoft. Und wie es sich für ein Flaggschiff gehört, arbeitet Microsoft auch kontinuierlich an seiner Ausstattung. Entsprechend gibt es in der aktuellen Version unzählige neue Funktionen. Damit werden zwar die Anforderungen teils grosser, teils kleiner Zielgruppen adressiert. Das Produkt hat damit aber auch einen Grad an Mächtigkeit erreicht, der den Einstieg in die Nutzung zunehmend schwierig macht.


Wirklich einfach: Die Installation

Das gilt allerdings nicht für das Setup. Die Installation des Microsoft SQL Server war schon immer relativ einfach. Daran hat sich trotz einiger zusätzlicher Optionen im Installationsprozess auch nicht viel geändert. Auch die wesentlichen Entscheidungen beispielsweise für die Sortierung oder die Authentifizierungsmechanismen sind gleich geblieben. Allerdings lassen sich viele Optionen nun differenzierter konfigurieren.
Neues bietet hingegen die Installation des Service Pack. Dort erfolgt zunächst eine Analyse der vorhandenen SQL-Server-Komponenten. Diese werden in einer Liste angezeigt. Nach der Zustimmung zum Lizenzabkommen kann ausgewählt werden, für welches der Module eine Aktualisierung durch das Service Pack erfolgen soll. Das Service Pack kann also auch nur teilweise angewendet werden. Nach der Auswahl des Authentifizierungsmodus und der gegebenenfalls erforderlichen Eingabe des Kennworts erfolgt die Authentifizierung. Falls diese im laufenden Betrieb erfolgt, werden Meldungen ausgegeben, wenn einzelne Komponenten nicht aktualisiert werden können. Das Update kann für diese automatisch mit dem nächsten Systemstart ­erfolgen.


Übersichtlicher: Die Administration

Gut gefällt auch das neue SQL Server Management Studio, über das die meisten Funktionen administriert werden. Dort wird in deutlich grösserem Umfang als bisher mit Assistenten gearbeitet, über die sich sehr viele der bereits bekannten und neuen Funktionen konfigurieren lassen. Sehr überzeugend ist die neue Hilfefunktion, die in grosser Tiefe und in direkter Integration mit der Website von Microsoft Informationen zu allen Themen rund um den SQL Server 2005 liefert.


Komplex: Die Entwickler-Schnittstellen

2005 macht intensiv Gebrauch vom
.NET Framework. Das Management Studio basiert beispielsweise auf den SMO (SQL Server Management Objects), mit denen alle administrativen Funktionen exponiert werden. Die CLR (Common Language Runtime) ist in den SQL Server integriert, so dass die Entwicklung mit allen dort unterstützten Programmiersprachen integriert erfolgen kann.
Dafür wird nun auch Microsofts Visual Studio mit dem SQL Server geliefert. Darauf setzt unter anderem das Business Intelligence Development Studio auf, mit dem sich komplexe Analysen der im SQL Server gespeicherten Daten realisieren lassen. Hier sind auch die neuen AMO (Analysis Management Objects) erwähnenswert, mit denen sich Analysefunktionen für Daten realisieren lassen.
Überzeugend sind auch die SSIS (SQL Server Integration Services), mit denen ETL- und Analysefunktionen integriert werden. ETL (Extraction, Transformation, and Loading) wird für die Integration von Daten aus verschiedenen Datenquellen genutzt. Durch die Verbindung mit den Analysefunktionen kann in diesen Prozess beispielsweise das Data Cleansing, also die Bereitstellung von Informationen mit Hilfe analytischer Verfahren, integriert werden.


Neu mit SP1: Die Datenbank-Spiegelung

Auch an der Verfügbarkeit und Skalierbarkeit hat Microsoft intensiv gearbeitet. Funktionen wie die schnelle Wiederherstellung, die Partitionierung auch auf der Ebene von Tabellen und Indizes, die Failover-Unterstützung für die Analysis Services oder die 64-Bit-Unterstützung tragen dazu bei. Besonders interessant sind aber zwei andere Funktionen: Snapshots und Spiegelung.
Über Snapshots können Informationen aus Datenbanken im Hintergrund gesichert werden. Die erzeugten Kopien können nur gelesen werden, sind aber für die schnelle Wiederherstellung wichtig. Neu ab dem Service Pack 1 ist die Datenbank-Spiegelung. Damit können zwei Instanzen einer Datenbank erzeugt werden, die praktisch identisch sind. In der Prinzipal-Datenbank werden die Änderungen durchgeführt. Nur diese ist für die Clients sichtbar. Alle Änderungen werden direkt oder – im asynchronen Modus – verzögert an die zweite Instanz übertragen, die als Spiegel-Datenbank bezeichnet wird. Damit wird eine Alternative zu den Failover-Clustern angeboten, die einfacher zu realisieren ist, weil keine spezielle Hardware erforderlich ist. Allerdings werden tatsächlich zwei Instanzen der Datenbank gespeichert, so dass entsprechend mehr Plattenplatz – verteilt auf zwei Server – erforderlich ist.
Der Microsoft SQL Server 2005 ist ein sehr mächtiges Produkt geworden, das funktional kaum noch Wünsche offen lässt und das auch mit durchdachten, integrierten Verwaltungsschnittstellen aufwarten kann, an denen sich Wettbewerber wie IBM oder MySQL ein Beispiel nehmen könnten. Die Vielzahl der Funktionen, die in diesem Artikel nur gestreift werden konnten, macht aus dem SQL Server aber ein Produkt, das den Autor fast wehmütig an den ersten Microsoft SQL Server, damals die Version 4.2, zurückdenken lässt, der noch sehr schlank war. Auch wenn Microsoft viele Funktionen über Assistenten einfacher nutzbar macht, ist doch ein sehr hoher Einarbeitungsaufwand erforderlich, um alle Features zu nutzen. Dass beispielsweise das Business Intelligence Development Studio auf dem Microsoft Visual Studio basiert, ist zwar konsequent, trägt aber sicher nicht zur einfachen Nutzung bei. So bleibt die Erkenntnis, dass der Microsoft
SQL Server 2005 fast alles kann – der Nutzer aber auch sehr viel können muss, um davon zu profitieren, obwohl Microsoft wirklich gute Benutzer­oberflächen realisiert hat.


SQL Server Express mit erweiterten Diensten

Mit der Microsoft SQL Server Express Edition hat Microsoft auch einen Nachfolger für die MSDE geschaffen. Die Express Edition ist kostenlos und kann auch ohne Lizenzgebühren in Anwendungen integriert werden. Die Standardversion besteht aus der Datenbank-Engine und den Client-Komponenten. In den Varianten mit erweiterten Diensten werden auch das Management Studio, die Volltext-Suche und die Dienste für die Berichterstellung mitgeliefert. Es gibt aber eine wichtige Einschränkung: Die Grösse der Datenbanken ist auf 4 GByte beschränkt. Ausserdem wird nur ein Prozessor unterstützt. Dennoch erhält man vor allem in der Variante mit erweiterten Diensten eine sehr leistungsfähige Lösung, mit der sich deutlich umfassendere Anwendungen als mit der bisherigen MSDE erstellen lassen.




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