IT meets Business


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/09

     

Manchmal amüsante, meist jedoch mehr oder weniger dramatische Anekdoten über die «Sprachprobleme» zwischen IT und Business sowie deren Auswirkungen füllen Bände. Das Problem ist erkannt und viele gute Ansätze zu seiner Überwindung existieren. Dennoch scheint es so, als kuriere man Symptome, während die Ursache unbehandelt bleibt: IT-Leute interessieren sich naturgemäss eher für Technik als für die Bedürfnisse des Business. Wie sonst könnte man beispielsweise behaupten, dass sich mit UML gut Businessarchitekturen beschreiben liessen? Auf der anderen Seite macht das Business häufig keinerlei Anstalten, sich ernsthaft mit «IT als Enabler» und mit den Besonderheiten von IT als Umsetzungsinstrumentarium auseinanderzusetzen. Anders ist es nicht zu erklären, dass selbst für Infrastrukturprojekte ein positiver ROI innerhalb von zwei Jahren gefordert wird, oder dass pauschal die gesamte IT ausgelagert werden soll.





Echtes «Alignment» wird erst möglich sein, wenn beide Seiten nach den gleichen Spiel­regeln agieren. Das werden in marktwirtschaftlichen Unternehmen aber nicht die Spielregeln der Technologen, sondern die Spielregeln des Business sein. IT kann langfristig nur als «Business within the Business» überleben – als professioneller Geschäftspartner für Kunden im eigenen wie auch vielleicht in fremden Unternehmen. Dazu gehören – soweit möglich und sinnvoll – folgende Regeln:


• die Leistungen der IT in fachlichen Dimensionen zu beschreiben (z.B. Generierung von Leads statt Gigabytemonaten),


• den Preis solcher Leistungen an ihrem Business-Nutzen zu orientieren,


• die Leistungen professionell zu erbringen (industrielles Service-, Projekt- und Qualitätsmanagement),


• das IT-Leistungsprogramm systematisch zu entwickeln und zu kommunizieren


• Infrastrukturen so zu entwickeln und zu betreiben, wie dies auch in anderen Wirtschaftsbereichen getan wird (z.B. Prozess- und Pharmaindustrie, Verkehr).
Die IT-Dienstleister am Markt konnten sich meist nicht auf Monopole und Zwänge berufen und mussten deshalb schon immer nach diesen Regeln arbeiten. Die bisher geschützten Zonen für interne IT-Bereiche werden immer kleiner werden, so dass hier ein grosser Transforma­tionsbedarf besteht.






Diese Umstellung betrifft dabei nur zum kleinen Teil die (IT-)Produktionstechnologie sowie das zur Entwicklung und den Betrieb notwendige Fachwissen. Vielmehr ist es notwendig, das jeweilige Business – und nicht nur dessen Abwicklung in IT-Systemen – zu verstehen, eigene Kompetenzen und Lösungen professionell zu kommunizieren und sich kunden­orientiert zu organisieren. Zudem gilt es, Mit­-bewerber (insbesondere IT-Dienstleister am Markt) zu beobachten sowie Lösungen «im Gleichschritt mit dem Business» weiterzuent-wickeln und allenfalls eigene Finanzierungs- und Investitionsmodelle zu erarbeiten. Da es sich hier immer um Qualifikationsthemen handelt, hat die Universität St. Gallen diese Themen zu einem Weiterbildungs-Diplomprogramm «IT Business Management» zusammengefasst. Weit mehr Angebote dieser Art erscheinen notwendig, um durch eine marktwirtschaftliche Lösung die Sprachprobleme zwischen IT und Business nicht symptomatisch, sondern grundsätzlich zu überwinden.




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