Crossmedia-Markt in der Schweiz
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/09
Es ist unmöglich, eine vollständige Marktübersicht mit Anbietern von Dienstleistungen, Hardware und Software rund um Crossmedia zu erstellen – praktisch jede Werbeagentur nimmt für sich in Anspruch, crossmedial zu arbeiten, Web-Dienstleister bieten auch die Aufbereitung der Inhalte für den Druck an, das Umgekehrte gilt für Druckereien, und verschiedene Softwareanbieter haben ihr Content-Management-System zum mehrkanalfähigen Produktinformationssystem erweitert. Dies zeigt auch die tabellarische Übersicht: Swiss IT Magazine hat aus der Vielzahl der Anbieter eine Auswahl getroffen und jeweils drei Fragen gestellt – die Antworten stehen exemplarisch für den Gesamtmarkt:
? Wie definieren Sie den Begriff Crossmedia?
? Was bieten Sie im Bereich Crossmedia an?
? Welche Tools nutzen Sie für Ihre Crossmedia-Dienstleistungen?
Im folgenden präsentieren wir einen Auszug aus den Antworten, alphabetisch nach Firmennamen geordnet.
Im Fokus der Full-Service-Agentur für Identity- und Marketing-Services stehen Strategien, Konzepte und Umsetzungen im Bereich klassischer und digitaler Medien. Die Lösungen werden kanal- und medienunabhängig geplant, im Zentrum steht die Botschaft. Domenic Rimathé betont, A-Sign sei «keine klassische Werbeagentur, die auch digitale Lösungen anbietet, aber auch keine digitale Agentur, die ab und zu Printmassnahmen einsetzt. Im besten Fall entwickeln wir für unsere Kunden integrierte crossmediale Kampagnen, die das optimale Medium für die optimale Ansprache der Zielgruppe verwenden». Bezüglich Tools meint Rimathé weiter: «Da wir für unsere Kunden individuelle Lösungen entwickeln, stehen die Tools nicht im Zentrum. Bei Bedarf setzen wir auf standardisierte Lösungen von etablierten Anbietern.»
Roland Kannappel definiert Crossmedia als «die Nutzung von digitalen Assets für verschiedene Ausgabekanäle. Dabei handelt es sich um Textkomponenten, Bilder, Grafiken sowie Audio- und Videodateien, die in der Regel in einem Digital-Asset-Management-System (DAM) optimalerweise ein einziges Mal abgelegt sind». Ausserdem kennt Kannappel den Begriff Crossmedia Publishing – dabei gehe es um die Erstellung von unterschiedlichen Publikationen, zum Beispiel für das Web und einen Print-Katalog, ausgehend vom gleichen, einmal erzeugten Content nach dem Prinzip «COPE» (Create Once, Publish Everywhere). Dazu dient ein PIM- beziehungsweise PCM-System (Product Information Management/Product Content Management). Brix bietet seinen Kunden sowohl ein DAM-System namens Celum als auch ein PIM/PCM-System für E-Commerce und Print an, dabei setzt das Unternehmen auf die Hybris-Plattform. Für die automatische Erstellung von Print-Publikationen kommen Comet von Werk II und Xactuell von Codeware zum Einsatz.
C.C.W. kommt aus dem Web-Bereich und hat dann zu Printmedien, CD und CI sowie Fotografie und Videoproduktion expandiert. Kevin Rechsteiner: «Crossmedia bedeutet die Erstellung von unterschiedlichen Medien wie Print, Web, Fotografie und Video. Dabei lassen sich die Medien direkt voneinander ableiten und zum Beispiel für Internet, Druckerzeugnisse, TV und Radio aufbereiten. Oft bieten wir das als Komplettpaket an, die einzelnen Teile fliessen ineinander über.» Im Bereich Web arbeitet C.C.W. mit Typo3 und der E-Commerce-Lösung Magento, für Print und Gestaltung nutzt das Unternehmen die Adobe-Palette.
Für das Zürcher Kreativstudio Feinheit heisst Crossmedia «die verschiedensten Kanäle wie Internet, E-Mails, Facebook, Handy, Radio, Fernsehen, Plakate, Zeitungen und Magazine optimal aufeinander abzustimmen. Dabei gibt es immer ein Hauptmedium und Zudiener-Medien – diese sind so auszuwählen, dass die Zielgruppe und deren Medienverhalten grösstmöglich abgedeckt sind». Für Martin Prader, zuständig für Konzept, Text und Kommunikation, bedarf es dazu eines Verständnisses für die einzelnen Kanäle sowie die Art und Weise, wie diese im Zusammenspiel die Botschaften bestmöglich transportieren. Als Kommunikationsagentur bietet Feinheit die Konzeptbearbeitung, das Design des Erscheinungsbildes, die Umsetzung von Kommunikationsmassnahmen mit einer durchgängigen Leitidee, den zielgruppengerechten Auftritt in verschiedenen Medien und somit insgesamt eine inhaltlich, formal und zeitlich aufeinander abgestimmte Kampagne an. Zu den eingesetzten Tools äussert sich Prader nicht weiter – aus der Website geht jedoch hervor, dass man für Web-Auftritte unter anderem mit einem selbst entwickelten Content-Management-System auf Basis des Open-Source-Projekts Django sowie diversen Ad-don-Modulen zu diesem CMS arbeitet.
Die Online Group bietet Dienstleistungen von der Analyse über die Konzeption bis zur Umsetzung. Grundstein und zentraler Erfolgsfaktor von Crossmedia ist für die Online Group ein zentrales und systematisches Management der Produktinformationen, die so in unterschiedlichstem Umfang in verschiedenen Medien und Formaten (gedruckter Katalog und Flyer, CD-ROM, Internetseiten, E-Shop, Intranet und Extranet) publiziert werden. Für die Umsetzung nutzt das Unternehmen das von eigenentwickelte PIM Smartsite EPM HI 8.0, mit dem sämtliche Informationen zu einem Produkt medienneutral gespeichert, gepflegt, synchronisiert, angereichert und für verschiedene Medien und Systeme ausgegeben werden können. Smartsite EMP senkt laut Hersteller die Kosten für die Pflege der Produktinformationen, erhöht die Qualität der Produktdaten und beschleunigt die Durchlaufzeiten von Publikationsvorbereitungen. Die Software lässt sich beim Kunden durch die eigene IT-Abteilung betreiben oder über das Hosting-Center der Online Group On-Demand nutzen. Das System bietet auch ein «Print-in-the-Cloud»-Modul, mit dem Publikationen auf Knopfdruck in InDesign oder QuarkXPress generiert werden können, ohne dass der Kunde eine eigene Desktop-Publishing-Infrastruktur betreiben muss.
Raphael Seiler von der Webagentur Screenlight definiert den Begriff Crossmedia konzis: Es handle sich um die medienoptimierte Publikation von Informationen aus einer Quelle über unterschiedliche Kanäle – zum Beispiel Web, Mail, Mobile, Print und Info-Systeme. Screenlight bietet Beratung, Umsetzung und Betrieb von Crossmedia-Lösungen an und sorgt dabei für eine medienübergreifende Identität, medienübergreifende Kampagnen und die medienübergreifende Produktion. Screenlight arbeitet mit dem speziell auf die Crossmedia-Publikation ausgerichteten Content-Management-System Toolpark, das von der gleichnamigen Schwesterfirma entwickelt wurde: «Toolpark liefert die Software, Screenlight die Lösung und den Service.»
Die ursprünglich im Verlags- und Druckwesen beheimatete Staempfli-Gruppe setzt sich aus fünf Firmen zusammen – und wie bei der Online Group ist eines der Gruppenmitglieder in Polen angesiedelt. Bernhard Kobel definiert Crossmedia-ähnlich wie seine Mitbewerber: «Crossmedia bedeutet für uns und unsere Kunden, Botschaften und Informationen über verschiedene Kanäle/Medien zu publizieren und zielgruppengerecht zu verteilen. Dabei sind die spezifischen Vorteile und das Zusammenspiel der verschiedenen Kanäle/Medien zu nutzen.» Für Kobel wäre «Multichannel Publishing» eigentlich der präzisere Begriff. Die Voraussetzung seien einerseits entsprechende Kommunikations- und Inhaltskonzepte, andererseits IT-Systeme zur Verwaltung und Aufbereitung der Inhalte. «Das Ziel ist ein weitestgehendes Single-Source-Publishing.» Neben der Erarbeitung von Konzepten bietet Staempfli ein breites Angebot an IT-Lösungen für das Multichannel-Publishing an, darunter Katalog- und PIM-Systeme für die Verwaltung strukturierter Produktinformationen, Redaktionssysteme für Zeitschriften und Geschäftsberichte sowie Media-Asset-Management-Systeme zur zentralen Inhalteverwaltung. Als PIM kommt das eigene Standardprodukt Mediasolution2 zum Einsatz, als Redaktionssystem nutzt Staempfli das holländische Produkt Woodwing, aber auch das Web-CMS Typo3 oder das XML-basierte Content-Lifecycle-System Attensity. Zur Verwaltung der Inhalte dienen die Digital-Asset-Management-Produkte Opix und Eyebase Media Suite.
(ubi)