«Gerade in Boomzeiten weiterbilden»
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/04
Boris, wie bist du in die IT und deine aktuelle Position gekommen?
Ich entschloss mich zunächst für das KV, merkte jedoch schnell, dass auch das KV nicht das richtige Berufsfeld war und wechselte in die Informatik einer Grossbank. Während dieser Zeit absolvierte ich die Ausbildung zum PC-Supporter SIZ. Später wechselte ich in den IT-Support und das Client /Server Engineering und übernahm dann ein Team mit sechs Mitarbeitenden.
Nach einer kurzen Zeit in der IT-Beratung machte ich mich zusammen mit einem Kollegen selbständig. Parallel dazu absolvierte ich die Ausbildung zum Fachausweis Informatik-Projektleiter.
Seit bald sechs Jahren arbeite ich nun in der Credit Suisse AG als Führungsperson in der IT. Im Jahr 2007 absolvierte ich die Weiterbildung zum Eidg. Dipl. Informatiker und leite heute eine Abteilung, bestehend aus rund 20 Datenbankentwicklern im In- und Ausland.
Was hat dich damals dazu bewogen, den Diplomlehrgang zu absolvieren?
Ich realisierte schnell, dass ich mich in dem dynamischen Umfeld der Informatik stets weiterbilden muss. Gerade in Boomzeiten sollte man sich weiterbilden, um in Krisenzeiten bessere Chancen zu haben.
Ich habe mich für Projektmanagement entschieden, da diese Fachrichtung am ehesten meiner Tätigkeit entsprach.
Hattest du ein konkretes berufliches Ziel während der Ausbildung?
Für mich war immer klar, dass ich vom „Detail zum Groben“ wollte: Ich strebte schon früh eine Führungsposition an, in der ich jedoch den Bezug zum Tagesgeschäft erhalten konnte.
Welche Qualifikationen haben dir am meisten beim Erreichen deiner beruflichen Ziele genützt?
Das strukturierte Vorgehen bei komplexen Problemstellungen hat mich sicherlich stark beim Erreichen meiner beruflichen Ziele unterstützt.
Was war dein positivstes Erlebnis während der Ausbildung?
Die Diskussionen, die neuen Kontakte und das persönliche Netzwerk. Die praktische Erfahrung der Mitschüler und der Dozenten waren ein wertvoller Teil der Ausbildung.
Was hat dir besonders Spass gemacht, was nicht?
Grundsätzlich haben mir Fächer, die greifbar sind, Spass gemacht, beispielsweise Projektmanagement, IT-Organisation oder die Evaluation eines Produktes. IT Q-System war nicht gerade mein Traumfach. Es wirkte relativ trocken. Trotzdem ist dieses Fach sehr wichtig für die Softwareentwicklung.
Warst du mit der Ausbildung zufrieden? War sie praxisorientiert?
Mit der Ausbildung bin ich sehr zufrieden, ich würde sie jederzeit wieder machen und kann sie weiterempfehlen. Die Praxisorientierung hängt stark von den Erfahrungen der Dozenten und Mitschülern abhängt.
Ich bin der Meinung, dass man Sozialkompetenz nicht schulen kann. Das ist letztlich eine Frage der Sozialisation. Ich denke aber, dass man zukünftige Absolventen des Fachausweises wie auch des Diploms auf Aspekte wie Kommunikationsverhalten, Präsentationstechnik und Verhandlungsgeschick sensibilisieren sollte. Es reicht nicht, „nur“ ein guter Fachspezialist zu sein.
Vier Tipps:
1. Mach das, was dir Spass macht!
2. Eine Aus-/Weiterbildung machst du nur für dich!
3. Überlege dir eine Strategie: Was lernst du für deine Prüfung und was lernst du für dich persönlich? Nicht alles, was man lernt, wird man im Alltag anwenden können.
4. Lerne von Anderen!
Eine Schlussbemerkung?
Ja, ich würde gern noch loswerden, was mir nicht so gut gefallen hat: Bei der Prüfung wurde auf die so genannte formale Antwortstruktur sehr viel Wert gelegt. Dabei ging es darum, dass man die Vorgaben, etwas in ganzen Sätzen oder in Stichworten zu beschreiben, genauestens befolgen musste. Zeitweise entstand bei mir der Eindruck, dass dies fast höher gewichtet wurde als die Antwort selber.
Interview: Michèle Wiederkehr, Geschäftsführerin von I-CH Informatik Berufsbildung Schweiz AG.
I-CH– Informatik Berufsbildng Schweiz AG zeichnet verantwortlich fürdie Inhalte, Positionierung und Durchführung der Berufs- und höheren Fachprüfungen in Informatik.
www.i-ch.ch