Erfolgreich mit ERP & Co.
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/10
Business Software wird heute als Herz, Rückgrat oder Nervensys-tem eines Unternehmens bezeichnet. In der aktuellen, schnelllebigen Zeit sind Agilität, schnelles Handeln gefragt. Dazu benötigen Firmen eine funktionierende, effiziente Informationsstruktur. Dafür sorgt die Business Software.
Unter dem Begriff versteht man alle Arten von betriebswirtschaftlicher Software, die gewisse Geschäftsprozesse oder Tätigkeiten in Unternehmen unterstützen. Dazu zählen bekannte, grosse Systeme fürs Enterprise Ressource Planing (ERP), Customer Relationship Management (CRM) oder Business Intelligence (BI). Aber auch Software aus dem Bereich des E-Commerce, das Supply Chain Management, das Business Process Management (BPM) und beispielsweise auch eine ganz kleine Applikation, die nur zur Unterstützung im Rechnungswesen da ist, zählen dazu. Business Software kann also sehr umfangreich sein, aber auch nur eine einzelne Funktion umfassen.
Business Software wird heute selten selber entwickelt, in Unternehmen und insbesondere im Bereich der grossen CRM- und ERP-Lösungen dominieren Standardlösungen der verschiedensten Softwarehäuser. Sie sind schnell verfügbar, leistungsfähig und verursachen weniger Kosten für Pflege und Unterhalt. Individualsoftware wird insbesondere in Firmen mit sehr speziellen Anforderungen, oder wo eine besondere Agilität Grundvoraussetzung ist, eingesetzt.
Gerade weil Business Software heute ein zentraler Bestandteil jedes Unternehmens ist, kommt ihr auch aus wirtschaftlicher Sicht eine grosse Bedeutung zu. ERP-Projekte gehen schnell einmal in die Tausenden, durchaus auch in die Millionen von Franken. Deshalb ist es besonders wichtig, nachhaltige Software mit dauerhaftem Erfolg anzuschaffen, zu implementieren und zu betreiben.
Was macht jedoch nachhaltige Software aus? Im Rahmen des 10. Experience-Event 2009 des Competence Center E-Business Basel der Fachhochschule Nordwestschweiz, der unter dem Titel «Dauerhafter Erfolg mit Business Software» stand, ging man dieser Frage nach.
Für André Golliez, Präsident der Schweizer Informatik Gesellschaft, gibt es einige Faktoren, die Unternehmen kaum beeinflussen können, wie die Technologie- und Konjunkturentwicklung, politische Rahmenbedingungen oder das Verhalten der Konkurrenz. Laut Golliez sind die Merkmale nachhaltiger Software deshalb unter anderem die Anpassungsfähigkeit und Reaktionszeit an beziehungsweise auf neue Anforderungen, ihre Reduktion der Komplexität, tiefe Kosten pro Änderung oder eine geringe Anzahl Fehler. Kurz zusammengefasst: Soll eine Geschäftsanwendung langfristigen Erfolg haben, so sind tiefe Costs-of-Change gefragt.
Golliez rät Unternehmen, die dauerhaften Erfolg mit ihrer Business Software wollen weiter, ein besonderes Augenmerk auf eine wirkliche Steuerung der IT zu legen, die Unternehmensprozesse klar auszugestalten und die Anforderungen an eine neue Software genau zu kennen und umzusetzen. Zudem gelte es, die Qualität der Software ebenso wie ihre Architektur genau unter die Lupe zu nehmen und schliesslich die Kultur, die beim Software-Hersteller, beim Implementierungspartner und in der eigenen Firma herrscht, zu berücksichtigen. Dass Emotionen und Vertrauen wichtig sind bei der Auswahl von Business Software, bestätigte auch Philipp Ledermann, Geschäftsführer und Gründer der Firma Isycon, einem Evaluationspartner für ERP-Systeme. Sie sind für ihn bei der Auswahl der Softwarelösung neben den Fakten und der Methodik ein wichtiger, dritter Eckpfeiler.
Das Thema Nachhaltigkeit wird oft auch im Zusammenhang mit Open-Source-Software genannt, sie soll besonders nachhaltig sein. Nun soll auch Business Software langfristigen Erfolg bringen, was läge da also näher als diese beiden Begriffe zu kombinieren?
Der Branchenverband SwissICT, die Schweizer Informatikkonferenz SIK und die /ch/open führten 2009 erneut eine Studie durch, die aufzeigt, wie Schweizer Unternehmen und die öffentliche Verwaltung zu Open-Source-Software stehen (mehr dazu auf Seite 6). Laut ihr sind unsere Firmen gerade im Bereich Business Software noch sehr vorsichtig und kritisch mit dem Einsatz von Open Source.
Vier Fünftel aller Schweizer Unternehmen verwenden heute in irgendeiner Form Open-Source-Software. Quelloffene ERP-, BI- oder CRM-Lösungen beispielsweise sind aber noch sehr wenig verbreitet. Ihr Anteil liegt deutlich hinter anderen Programmen aus dem Bereich Desktop-Anwendungen und Betriebssysteme (siehe dazu Grafik auf dieser Seite). Viel öfter setzt man in den Firmen im Vergleich dazu auf freie Desktop-Betriebs- oder Office-Systeme.
Ein Grund, wieso sich Open Source im Bereich der Geschäftsanwendungen noch nicht durchgesetzt hat, dürfte auch im Angebot liegen. Ein Beispiel: Wie eine kürzlich von der «Netzwoche» veröffentlichte Studie über die Angebote an Schweizer ERP-Software gezeigt hat, sind von den total 111 in der Topsoft-Datenbank erfassten Lösungen nur gerade ein knappes Prozent Open Source. Immerhin: Fast ein Drittel der Lösungen soll laut der Untersuchung mittlerweile auf Linux laufen und sogar zwei Drittel aller ERP-Lösungen auf offene Standards setzen.
Business Software kann heute natürlich neben bewährten Server-Client-Lösungen vor Ort oder komplett ausgelagertem Betrieb vermehrt auch als Mietsoftware bezogen werden. Für Unternehmen fallen so grosse Hardware-Anschaffungs- und Implementationskosten und -aufwände weg, das ERP- oder CRM-System bezieht man bequem und individuell für einen monatlichen Fixbetrag aus dem Netz. Auch solche SaaS-Lösungen können zu Nachhaltigkeit führen, dank ihrer Flexibilität. Was es für Angebote für Business Software als Service gibt, wie diese Lösungen genau aussehen sowie welche Vor- und Nachteile sie haben, erfahren Sie im folgenden Schwerpunkt-Artikel «Alternative Anbieter».
(mv)