Erfolg von LAN bis WAN
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/08
Ohne Netzwerk keine IT – vor 25 Jahren konnte man diese Feststellung noch knapp als Marketing-Slogan eines Kabelherstellers abtun, heute ist sie schlicht Realität. Funktioniert das Firmennetz nicht richtig, «bleibt alles stehen», und ohne Internet-Verbindung fällt ein Gross-teil des Geschäfts ins Wasser. Weder ein LAN noch dessen Anbindung ans WAN arbeiten jedoch 24 Stunden am Tag fehlerfrei. Mit der Komplexität der Systemlandschaft und der Netzwerktopologie steigt auch die Anfälligkeit für Engpässe und Fehler – vor allem dann, wenn das Netzwerk nicht sorgfältig genug geplant und unzureichend überwacht wird.
Swiss IT Magazine widmet sich in dieser Ausgabe deshalb schwerpunktmässig dem Thema Netzwerkmanagement. Eine Markt-übersicht präsentiert ein rundes Dutzend Lösungen für das Netzwerkmonitoring, eine Fallstudie zeigt, dass sich ein Firmen-LAN auch völlig kabellos implementieren lässt, und ein Hintergrundartikel beleuchtet das Thema «Netzwerk und Virtualisierung». Zudem wird der Schwerpunkt durch die ständigen Rubriken «Achtung SAP!», «Der Rechtsanwalt rät» und «Meierhans meint» ergänzt.
Viele IT-Verantwortliche schätzen ihre Netzwerke falsch ein und beziehen sich zudem bei ihren Einschätzungen häufig auf veraltete Erhebungen. Das Paderborner Software- und Systemhaus Comco hat deshalb einen Best-Practice-Leitfaden mit den acht wichtigsten Punkten für die Überprüfung und das Management von Unternehmensnetzen erarbeitet.
Nach einer kürzlich vorgenommenen Erhebung von Comco liegt der letzte umfassende Netzwerk-Check in vier von fünf Fällen über zwölf Monate zurück, bei 42 Prozent der befragten Unternehmen sogar zwei Jahre oder noch länger. «Dadurch kann sich unbemerkt im Hintergrund ein Gefahrenpotential von erheblicher Tragweite aufbauen», problematisiert Comco-Vorstand Friedhelm Zawatzky-Stromberg. Er hat deshalb einen Leitfaden mit den acht wichtigsten erfolgskritischen Faktoren für die Überprüfung und das Management von Unternehmensnetzen erarbeitet:
? 1. Anforderungen an die Netzwerk-Performance definieren: Abgeleitet aus den Geschäftsstrategien müssen zunächst detailliert die unternehmensindividuellen Strukturen und Anforderungen im Netzwerk-Management herausgearbeitet werden. Damit wird nicht nur eine gesicherte Basis für die konzeptionellen Massnahmen geschaffen, sondern dies stellt auch die Voraussetzung für eine systematische und effiziente Vorgehensmethodik zur ganzheitlichen Sicht auf das Netzwerk dar.
? 2. Die Kostentreiber in der Infrastruktur finden: Die Netzwerke weisen im Regelfall einen bunten Strauss an Technologien und Systemen unterschiedlicher Hersteller auf. Weil sie historisch gewachsen sind und ihnen deshalb oft ein ganzheitliches Konzept fehlt, ist meist keine optimale und wirtschaftliche Ausnutzung der Netzwerk-Ressourcen möglich. Es gilt, diese ungenutzten Optimierungspotentiale durch eine konsequente Analyse der Infrastrukturbedingungen sichtbar zu machen und aus den Erkenntnissen die praxisgerechten Handlungserfordernisse abzuleiten.
? 3. Realistische Optimierungschancen bei den IT-Services ermitteln: Ein Höchstmass an Netzwerk-Performance verlangt das enge und anforderungsgerechte Zusammenspiel von technischen Systemen und Services. Dies bedeutet aus Sicht der Services, dass standardisierte und ausreichend automatisierte IT-Prozesse bestehen müssen, die sich an klaren Qualitätsmassstäben orientieren. Gerade bei einer unzureichenden Standardisierung bestehen meist erhebliche Chancen für Optimierungsmöglichkeiten sowohl auf der Leistungs- als auch der wirtschaftlichen Ebene. Auch durch eine engagierte Ausrichtung auf SLAs als Instrument zur Leistungssteuerung können zusätzliche Potentiale aktiviert werden.
? 4. Nach den Security-Schwächen fahnden: Unberechtigte Eingriffe in das Netzwerk bedeuten eine Vervielfachung der Gefahren, weil nicht nur einzelne Informationen und Dateien, sondern praktisch das gesamte digitale Wissen angegriffen werden kann. Dies gilt sowohl für externe als auch interne missbräuchliche Zugriffe. Daraus folgt die Notwendigkeit, einen auf den Gefährdungsgrad und die Gesamtrisiken ausgerichteten Schutz zu implementieren. Gleichzeitig muss fachlich und organisatorisch sichergestellt werden, dass dem Sicherheitsstatus des Netzwerks eine permanent hohe Aufmerksamkeit beigemessen wird.
? 5. Durch Messungen die Performance sys-tematisch auf den Prüfstand stellen: Studien und regelmässigen Praxiserfahrungen zufolge fehlt es in Unternehmen häufig an ausreichenden Messverfahren zur Leistungsqualität in den Netzwerken. Ein solches Monitoring ist jedoch nicht nur Voraussetzung für alle Optimierungsinitiativen, sondern auch eine wichtige Hilfestellung für den praktischen Betrieb der IT-Infrastruktur. Denn erfolgen konsequente Messungen, lassen sich im Bedarfsfall Korrekturmassnahmen starten, bevor Benutzer und Geschäftsprozesse von technischen Problemen beeinträchtigt werden.
? 6. Intelligentes Management der IT-Infrastruktur: Die heutzutage hohe Abhängigkeit der Unternehmensprozesse von den technischen Gegebenheiten verlangt klare Verfahren zur Steuerung und Kontrolle der Infrastrukturbedingungen. Dies muss die gesamte IT-Umgebung mit allen Rechnersystemen (Server, PCs) und aktiven Netzkomponenten umfassen. Hilfreich ist dabei der bedarfsgerechte Einsatz neuer Netzwerk- und Systemmanagement-Technologien, mit deren Hilfe sich die verteilten IT-Ressourcen effektiv analysieren, verwalten und kontinuierlich optimieren lassen.
? 7. Transparente Leistungsqualität durch aussagekräftige Reports: Zentrale Anforderung jeder effizienten Leistungssteuerung ist die durchgängige Transparenz der Qualitätsverhältnisse für die Fach- und Business-Verantwortlichen. Dies verlangt die Etablierung konsequenter Reportingstrukturen mit verständlichen Informationen zu den relevanten Netzwerk- und Security-Verhältnissen in einem fest definierten Rhythmus.
? 8. Sich auf verbindliche Kennzahlen verständigen: Bewertungen der Leistungsqualität der Netzwerk-Performance und -Sicherheit benötigen klare Massstäbe, wie sie in Key Performance Indikatoren (KPI) definiert sind. Deren Auswahl sollte aber auf einen überschaubaren Umfang tatsächlich relevanter Messgrössen beschränkt werden, um ein Dickicht an Zahlen zu vermeiden. Die konkreten Werte der Leistungsindikatoren müssen sehr realistisch angelegt sein. Entscheidend ist aber auch die klare Definition der Begriffe, damit eine Vergleichbarkeit und Benchmarking möglich wird.
(ubi)