Ein Plädoyer für Microsoft

Jeder Franken Umsatz mit Microsoft-basierten Technologien generiert laut Studien eine achtfache Wertschöpfung bei den vor- und nachgelagerten Dienstleistungsanbietern.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/01

     

Das Thema E-Government ist so aktuell wie nie. Die folgenden Überlegungen entstanden auf Grund von vielen Diskussionen über die Ansprüche an einen modernen Verwaltungsarbeitsplatz und über die Herausforderung, dem Kunden der öffentlichen Leistung die optimalen Verwaltungsprozesse zu bieten.

Googeln mit sechs Jahren
Ein Projektleiter eines Kunden der öffentlichen Verwaltung erzählte mir kürzlich, wie seine Töchter mit dem Computer umgehen. Die ältere der beiden, gerade einmal acht Jahre alt, pflegt ihre Interneteinstiegsseite über iGoogle, verwaltet die ausgeliehenen Bücher in Excel und erklärt ihrer Mutter, wie sie dieses Programm am effizientesten nutzen kann. Die jüngere hat kürzlich dem Gotti im zarten Alter von sechs Jahren eine E-Mail geschickt. Dies zeigt exemplarisch, dass die Herausforderung von heute nicht etwa darin liegt, von MS-Office auf Open Office zu migrieren oder statt von Windows Linux einzusetzen. Viel eher geht es darum, den künftigen Generationen öffentliche Leistungen und Prozesse zur Verfügung zu stellen, die in ihren Alltag passen.Die Kinder von heute sind die Steuerzahler, Stimmbürger und oftmals auch die Unternehmer von morgen, die neue Arbeitsplätze schaffen. Die öffentliche Verwaltung – egal ob Bund, Kantone oder Gemeinden, soll diesen jungen Menschen ihrem Denken und Handeln entsprechende administrative Abläufe bieten und zudem nicht den Eindruck eines trägen und verkrusteten Arbeitgebers erwecken – es soll ein Privileg sein, beim Staat an einem modernen Verwaltungsarbeitsplatz einen Beitrag leisten zu dürfen.

An Ort und Stelle drehen
Laut der E-Government-Studie 2007 von Capgemini liegt die Schweiz im Europavergleich auf dem zweitletzten Platz. Der Prozentsatz an vollständig online umgesetzten öffentlichen Leistungen ist unerträglich niedrig. Andere Länder packen das Thema einfach an und setzen es um. Wir Eidgenossen diskutieren offenbar lieber. Trotz mehrerer gewichtiger Initiativen, zum Beispiel ch.ch oder evanti.ch, kommen wir nicht vom Fleck. Zusätzlich kämpft nun auch die EU mit der Dienstleistungsrichtlinie im E-Government-Standortwettbewerb an vorderster Front und setzt uns zusätzlich unter Handlungsdruck.Umso mehr sollten wir uns auf urschweizerischste Tugenden besinnen, wie sie Edward Gibbon bereits im 18. Jahrhundert beschrieb: «Die gesetzgebende Gewalt ist auf die allgemeine Versammlung der Bürger übertragen. Der primäre Unterschied zwischen Menschen ist derjenige, der auf den für die Gesellschaft nützlichen Talenten fusst.» Talentorientierung und Basisdemokratie sind die zentralen Stichworte.So hat zwar der Bundesrat Anfang 2008 einen Aktionsplan zum Umgang mit elektronischen Daten und Dokumenten verabschiedet – unter anderem mit dem Beschluss, bis Ende 2011 in der gesamten Bundesverwaltung die elektronische Geschäftsverwaltung zu implementieren. Diese Top-Down-Orientierung ohne Anreize zur schnellen und disziplinierten Umsetzung wird jedoch die nötigen Verbesserungen wohl nicht in der gewünschten Geschwindigkeit bringen. Es liegt vielmehr an den Kantonen und Gemeinden, die ihre Kompetenz an der Front bei den Anspruchsgruppen des Staates beweisen müssen, diese nötigen Veränderungen voranzutreiben.

Aus eins mach acht
Es gibt offensichtlich genügend Talente in der Schweiz. Microsoft bietet laut eigenen Angaben mit seinen rund 4700 registrierten und zertifizierten Partnern einen schweizweiten Talentpool an. Demgegenüber zählt die Schweizer Open-Source-Community gemäss einer Pascal-Sieber-Studie aus dem Jahr 2007 mit 300 Firmen rund 4000 Beschäftigte. Zwar sollen gemäss IDC durch die Open-Source-Community im Jahr 2012 rund 5 Milliarden US-Dollar Umsatz erbracht werden (heute sind es rund 2 Milliarden), doch erscheint dies im Gegensatz zum Microsoft-Umsatz von 60 Milliarden doch eher gering.Freilich wandern die Lizenzkosten für Microsoft-Produkte nach wie vor in die Bilanz des US-Giganten, doch erbringen die Schweizer Microsoft-Partner einen wichtigen Beitrag zum schweizerischen Bruttoinlandprodukt sowie zur Lehrlingsausbildung und Weiterbildung. Die für solche Plattformen eingesetzten Steuergelder fliessen auf diese Weise wieder zurück an die Gesellschaft.Dabei gilt gemäss den Angaben des Branchendachverbandes ICTswitzerland, dass 89 Prozent der Wertschöpfung in der Schweiz bleiben. Jeder Franken Umsatz mit Microsoft-basierten Technologien generiert somit acht Franken Wertschöpfung bei vor- und nachgelagerten Dienstleistungen. Dieser Beitrag muss ungeachtet der Parteizugehörigkeit für Regierungsmitglieder und Parlamentarier auf Stufe Bund, Kanton und Gemeinde entscheidungsrelevant sein.Abgesehen von den wirtschaftlichen Einflüssen des Microsoft-Öko-systems ist es das Wichtigste, sich nicht mit der falschen Frage aufzuhalten. Es geht nicht darum, um jeden Preis entweder Open Source oder Microsoft einzusetzen – es geht darum, die Schweiz beim E-Government gemeinsam weiterzubringen, füreinander und miteinander.

Für die zukünftigen Generationen
Dies schafft man am einfachsten, wenn jene Produkte zum Einsatz kommen, die auch zu Hause verwendet werden – hier landet man bei Microsoft, ob man es mag oder nicht. Die öffentliche Verwaltung sollte nicht mit weniger verbreiteten Produkten experimentieren, sondern jene Talente auch für die öffentliche Leistung nutzen, die bereits umfangreich zur Verfügung stehen.Es ist natürlich ein hehres Ziel, die Dominanz einzelner Softwarekonzerne einzuschränken. Den Schweizerinnen und Schweizern hilft dies aber eher wenig. Einen solchen Auftrag wird man zudem wohl nur schwierig auf Verfassungs- oder Gesetzesstufe finden. Die Bemühungen zur Verbesserung der Dienstleistungsqualität der öffentlichen Hand kommen ausserdem vor allem den eingangs erwähnten Kindern zugute – unsere Zukunft, unsere nachfolgenden Generationen. Sie erwarten keine Experimente, sondern moderne, funktionierende Lösungen.Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der flächendeckende Einsatz von IT-Lösungen, die nicht tief in die Microsoft-Welt integriert sind, aus Benutzersicht nicht erfolgreich war. Diese Erfahrungen machen deutlich, dass eine konsequent umgesetzte Microsoft-Strategie aktuell den Schlüssel zum Erfolg darstellt. Microsoft investiert überdies sehr umfangreich in die Verbreitung von Best Practices und Frameworks für die öffentliche Hand, um so bereits bestehendes Wissen zugänglich zu machen. Dies fördert innovative und integrierte Lösungen, wie das Beispiel der Citizen Service Platform zeigt (www.citizenserviceplatform.com).

Interkantonale und interkommunale Zusammenarbeit
In verschiedenen Kantonen und Städten werden gegenwärtig umfassende Microsoft-Lösungen implementiert. Dieses Potential ist im Sinn eines informellen Austausches zwischen den Kantonen und Gemeinden noch mehr zu nutzen und bestehende Applikationen wiederzuverwenden und weiterzuentwickeln. Auch die Microsoft-Partner müssen ihren Beitrag leisten und enger zusammenarbeiten. Der E-Government-Kuchen ist in der Schweiz gross genug und regional verteilt.Die Zeit ist gerade jetzt günstig. Projekte wie die Registerharmonisierung schaffen endlich die nötige Infrastruktur wie eindeutige Personenidentifikatoren, gemeinsam nutzbare zentrale Datenregister, technische und fachliche Standards (Verein eCH), Prozess-basierte und Service-orientierte Architekturen oder Shared Service Centers.Damit ist die Frage «Microsoft oder Open Source» relativiert und die richtige Frage gestellt: Wie bringen wir die Schweiz in zehn Jahren mindestens in die Top 5 der europäischen Länder im BereichE-Government?Sven Roth leitet die Information Worker Unit bei der Up-Great AG. Er beschäftigt sich schwerpunktmässig mit Microsoft-Produkten für den Einsatz im Public Sector und im E-Government. Roth ist Mitinitiant der eGov-City-Initiative.

Sven Roth leitet die Information Worker Unit bei der UP-Great AG. Er beschäftigt sich schwerpunktmässig mit Microsoft-Produkten für den Einsatz im Public Sector und im E-Government. Roth ist Mitinitiant der E-Gov-City-Initiative.




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