Den zugehörigen Artikel zur Trickserei rund ums Sonderkündigungsrecht mit allen Fakten finden Sie
hier.Der Kündigungsprozess bei Sunrise ist recht eingeschränkt und entsprechend umstritten. So ist die Kündigung ausschliesslich via Hotline und Chat möglich. Dabei könnte es doch so einfach sein: Im Online-Kundenportal bei Sunrise könnte man problemlos einen Prozess einrichten, damit Kunden eine Kündigung bequem durchklicken können. Offenbar lohnt es sich aber, eine Person zu bezahlen, damit diese stattdessen den Kunden vielleicht umstimmt. In meinen Augen eine Absurdität.
Der Schweizer Konsumentenschutz hat bereits gegen dieses fragliche Vorgehen geklagt, der Prozess läuft derzeit aber noch.
Doch zurück zu meinem Selbstversuch und zur Ausgangslage: Ich selbst bin seit etwa 20 Jahren Sunrise-Kunde. Privaten Umständen geschuldet hatte ich vergangenes Jahr plötzlich ein Internet-Abo zu viel im Haushalt, das ich loswerden wollte.
Im Herbst startete ich meinen ersten Anlauf. Die Antwort: Kündigung ist im Moment unmöglich, weil die Mindestvertragsdauer noch bis Ende Juli 2025 läuft. Pech. Um die Sache vergessen zu können, wollte ich dann aber wenigstens auf Ende Juli kündigen.
Doch denkste. Zum jetzigen Zeitpunkt (also im Herbst ’24) sei auch per Juli ’25 nur eine ausserterminliche Kündigung mit mindestens 100 Franken Bearbeitungsgebühren möglich, so der Support. Die Monatsraten bis Ende Juli bleiben natürlich weiterhin geschuldet. Ich fragte ungläubig mehrere Male nach – die Antwort blieb die gleiche. Das Zeitfenster, in dem ich kostenlos kündigen könne, betrage genau einen Monat (beginnend drei Monate vor Vertragsende). Im Rahmen der genannten Recherche wurde mir diese vermeintliche Tatsache dann ein zweites Mal in einem Call und auch ein drittes Mal im Chat bestätigt – immer von unterschiedlichen Mitarbeitenden. Jeweils trotz mehrfachem Nachfragen.
Dank der Pressestelle wusste ich da aber bereits, dass das kompletter Blödsinn ist – sauber auf Vertragsende kann jederzeit gekündigt werden. In meinen Augen wurde ich ganz einfach wiederholt dreist angelogen, mit dem Zweck, dass ich die Sache vielleicht doch noch vergesse oder zu einem späteren Zeitpunkt umgestimmt werden kann.
Unterhaltsame Pointe der Story: Als der Chat-Support nach wiederholtem Nachfragen dann doch einräumte, dass ich kündigen kann, fragte ich, ob ich gerade allen Ernstes mehrfach fehlinformiert wurde. Die Antwort: Es hätte einen Fehler im System gegeben (ja, klar!), man komme mir daher entgegen und kündige den Vertrag auf den nächstmöglichen Termin. Das spart mir (bzw. kostet Sunrise) letztlich also sogar noch drei Monatsraten.
Im offiziellen Statement der Pressestelle hiess es dazu, dass man die Mitarbeiter diesbezüglich wohl nachschulen müsse. Zum Glück ist mir das aus Konsumentensicht fortan schnurzegal.
Ob es sich wirklich lohnt, Kundenfreundlichkeit für diesen irren Kündigungsverhinderungsapparat zu opfern? Offenbar schon. Traurig.