cnt
Der Einfluss von KI auf IT-Fachkräfte
Quelle: iStock

Der Einfluss von KI auf IT-Fachkräfte

Die KI-Entwicklung bringt tiefgreifende Veränderungen in der IT-Branche. Neue Berufsfelder entstehen, während bestehende sich wandeln. Weiterbildung ist entscheidend, doch viele Schweizer Unternehmen sind unvorbereitet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2024/12

     

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in den letzten Jahren von einer Zukunftsvision zu einer allgegenwärtigen Technologie entwickelt, die nahezu alle Bereiche unseres Lebens und Arbeitens beeinflusst. Besonders in der Arbeitswelt löst KI einen tiefgreifenden Wandel aus, der Prozesse automatisiert, Effizienz steigert und völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Der «AI Readiness Index» von Cisco hat jedoch gezeigt, dass nur 7 Prozent der Schweizer Unternehmen auf den Einsatz von KI vorbereitet sind – was deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 14 Prozent liegt.


Zu den wichtigsten Veränderungen durch KI in der Arbeitswelt gehören die Automatisierung von Routineaufgaben, bei der KI-gestützte Systeme repetitive und regelbasierte Aufgaben schneller und präziser erledigen können als Menschen. Dies betrifft sowohl manuelle als auch kognitive Tätigkeiten. Darüber hinaus verbessert KI die Entscheidungsfindung, indem sie Entscheidungsträger mit wertvollen Erkenntnissen und Prognosen unterstützt, die aus der Analyse grosser Datenmengen gewonnen werden. Ein weiterer Aspekt ist die Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen, die durch KI ermöglicht wird und eine nie dagewesene Anpassung an individuelle Kundenbedürfnisse erlaubt. Schliesslich eröffnet KI neue Geschäftsmodelle, die zuvor nicht realisierbar waren. Es entstehen neue Berufsfelder rund um die Entwicklung, Implementierung und Wartung von KI-Systemen und deren Rechenzentren.

Herausforderungen für IT-Fachkräfte

Diese Veränderungen bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Einerseits können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und neue Märkte erschliessen. Andererseits müssen sich Arbeitnehmende an neue Anforderungen anpassen und ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln. Während KI in allen Wirtschaftszweigen Einzug hält, ist die IT-Branche in besonderem Masse betroffen. Als Entwickler und Anwender von KI-Technologien stehen IT-Fachkräfte an vorderster Front dieser technologischen Revolution.


Die Auswirkungen auf IT-Jobs sind vielschichtig und betreffen verschiedene Aspekte des Berufslebens. Zunächst einmal verändern bestehende Rollen sich erheblich. Traditionelle IT-Aufgaben wie Softwareentwicklung, Administration von IT-Netzwerken oder Datenbankmanagement werden zunehmend durch KI-gestützte Tools unterstützt oder teilweise automatisiert. Dies bedeutet, dass IT-Fachkräfte sich anpassen und neue Fähigkeiten im Umgang mit KI-Systemen erwerben müssen. Zudem entstehen neue Spezialisierungen: Mit der Verbreitung von KI ergeben sich Berufsfelder wie KI-Ingenieure, Datenethiker oder Machine-Learning-Spezialisten, die eine Kombination aus technischem Fachwissen und interdisziplinären Kenntnissen erfordern.

«AI Consortium»: Weiterbildung ist der Schlüssel

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die steigende Nachfrage nach KI-Expertise. Unternehmen aller Branchen suchen verstärkt nach Fachkräften mit KI-Kenntnissen, um ihre digitale Transformation voranzutreiben. Dies eröffnet IT-Experten neue Karrierechancen, erhöht aber auch den Weiterbildungsdruck. Zudem müssen IT-Fachkräfte sich zunehmend mit ethischen Fragen und rechtlichen Rahmenbedingungen beim Einsatz von KI auseinandersetzen, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt.

Die Entwicklung und Implementierung von KI-Lösungen erfordert oft die Zusammenarbeit von IT-Experten mit Fachleuten aus anderen Disziplinen wie Psychologie, Linguistik oder Wirtschaftswissenschaften. Um in diesem sich schnell wandelnden Umfeld erfolgreich zu sein, müssen IT-Fachkräfte ihre Fähigkeiten kontinuierlich erweitern und sich an neue Technologien und Arbeitsweisen anpassen. Lebenslanges Lernen wird zur Notwendigkeit, um mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten.


Dafür wurde das «AI Consortium» ins Leben gerufen. Das ist eine internationale Organisation zur Förderung der KI-Forschung und -Anwendung, welche sich intensiv mit den Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt und insbesondere auf IT-Jobs befasst hat. Dazu gehören unter der Führung von Cisco weitere Tech-Unternehmen wie Accenture, Eightfold, Google, IBM, Indeed, Intel, Microsoft und SAP. Eine erste Analyse des Konsortiums der 47 wichtigsten IT-Jobs hat gezeigt, dass sich 92 Prozent der untersuchten Arbeitsplätze durch KI stark oder mässig verändern werden. Laut der Studie sind drei Berufsgruppen am stärksten von KI betroffen: «Testen und Qualitätssicherung», «Design und User Experience» sowie «Business und Management».

Konkret bedeutet das zum Beispiel: Im Bereich Cybersecurity ist das Berufsfeld des Information Security Specialist stark von KI betroffen. Auf Deutsch wird die Rolle oft als IT-Sicherheitsexperte respektive -expertin bezeichnet. Die Hauptaufgabe besteht darin, Anzeichen für Sicherheitsrisiken, Schwachstellen und Angriffe zu erkennen. Mit Hilfe manueller und automatischer Analysen wurden dabei bisher Komponenten wie Software, Netzwerke, Firewalls oder Zugänge überprüft. Diese Kontrollen wird zunehmend KI übernehmen und auch automatisch Angriffe abwehren oder Sicherheitslücken schliessen. Der Information Security Specialist muss zukünftig genau entscheiden können, welche Prozesse er automatisiert oder manuell freigibt.

Die Mitglieder des Konsortiums sehen, wie dringlich und wichtig ihre gemeinsamen Aktivitäten angesichts der Zunahme von KI in allen Bereichen der Wirtschaft sind. Dafür wollen sie Berufswege vor allem in Bereichen entwickeln, die immer stärker KI-Technologien nutzen. Für alle beschriebenen IT-Jobs gibt es dedizierte KI-Trainings, die grösstenteils kostenfrei zugänglich sind. Auf der Website des Konsortiums lassen sich so Trainings wie Ethical Hacker, AI Security Nuggets, Cybersecurity Essentials, Prompt Engineering Skills oder Cyber Threat Intelligence buchen.

Digitalswitzerland: Eine Schweizer Initiative

Ein konkretes Beispiel für Bemühungen, IT-Fachkräfte auf die KI-getriebene Zukunft vorzubereiten, liefert Digitalswitzerland. Diese branchenübergreifende Initiative hat eine KI-Trainingsplattform (digitalswitzerland.com/ai-trainings) entwickelt, die Mitarbeitenden hilft, ihre Fähigkeiten zu erweitern und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Plattform bietet massgeschneiderte Lernpfade basierend auf individuellen Vorkenntnissen und Karrierezielen sowie praxisnahe Projekte, bei denen Teilnehmer das Gelernte anwenden können.


Darüber hinaus stehen erfahrene KI-Experten als Mentoren von wichtigen IT-Unternehmen zur Verfügung, um die Teilnehmenden bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Nach Abschluss bestimmter Kurse können die Teilnehmenden anerkannte Zertifikate erwerben, die ihre neu erworbenen Fähigkeiten belegen. Die Plattform fördert zudem den Austausch zwischen Teilnehmern, Unternehmen und KI-Experten.

Herausforderungen meistern und Chancen nutzen

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf die IT-Branche sowie auf die Arbeitswelt im Allgemeinen sind tiefgreifend und weitreichend; während sich einige traditionelle IT-Jobs durch Automatisierung stark verändern werden, entstehen gleichzeitig neue spannende Berufsfelder. Der Schlüssel zum Erfolg in dieser sich wandelnden Landschaft liegt in der Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung sowie Anpassung.

Initiativen wie das AI Consortium sowie diejenige von Digitalswitzerland spielen eine wichtige Rolle dabei; sie helfen nicht nur wertvolle Einblicke in zukünftige Entwicklungen zu liefern; sie bieten auch konkrete Unterstützung bei Weiterbildung sowie Umschulung für Fachkräfte an.


Der Cisco AI Readiness Index zeigt jedoch deutlich auf, dass viele Schweizer Unternehmen noch einen langen Weg vor sich haben, um das volle Potenzial künstlicher Intelligenz auszuschöpfen. Das unterstreicht die Wichtigkeit für IT-Fachkräfte, proaktiv ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln sowie sich optimal auf eine zunehmend digitale Zukunft vorzubereiten.

Die Revolution durch künstliche Intelligenz stellt nicht nur Herausforderungen dar, sie bietet auch enorme Chancen für diejenigen, welche bereit sind, sich anzupassen und weiterzuentwickeln. Mit einer richtigen Einstellung und dank der Unterstützung von grossen IT-Firmen und lokalen Initiativen können IT-Fachkräfte nicht nur mit dem Wandel Schritt halten, sondern aktiv an einer Gestaltung einer zunehmend digitalisierten Zukunft mitwirken.

Der Autor

Niema Nazemi ist seit August 2023 Channel Leader bei Cisco Schweiz. Er ist seit über 18 Jahren für Cisco tätig, begann seine Karriere als Consulting Engineer und hatte seither zahlreiche Führungspositionen inne. Der Bündner verfügt über einen Abschluss in Computer Science/Engineering der University of Florida und kehrte 2007 nach einem elfährigen Auslandsaufenthalt in den USA und den Niederlanden in die Schweiz zurück.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER