Fachkräfte sind rar – und das gilt ganz besonders für den Bereich Cybersecurity. Somit ist es kaum überraschend, dass viele Schweizer Bildungseinrichtungen mittlerweile entsprechende Ausbildungsgänge lanciert haben. Als Bachelor lässt sich Cybersecurity schweizweit aber lediglich bei der HSLU sowie der
FFHS studieren. Im Fall der Fernfachhochschule Schweiz FFHS gibt es den Bachelorstudiengang Cybersecurity seit 2023. Befeuert wurde der Entscheid für den neuen Studiengang von der Tatsache, dass die IT-Lehrgänge der FFHS kontinuierlich eine immer höhere Nachfrage verzeichnen. Im bereits zuvor – und weiterhin – angebotenen Bachelorstudiengang Informatik war Cybersecurity ausserdem schon ein Bestandteil der Ausbildung.Doch wie der Cybersecurity-Studiengangsleiter Oliver Ittig im Interview erklärt, bot dieser Teilbereich hohes Potenzial, um zu einem vollwertigen und eigenständigen Bachelor of Sciene ausgebaut zu werden. Das Studium dauert bei der FFHS neun Semester.
Cybersecurity in allen Facetten
In den ersten Semestern werden allgemeine Themen wie beispielsweise Programmierung, Webtechnologien, Serverdienste und Datenbanksysteme behandelt. Im zweiten Teil des Studiums wird die Materie der IT-Sicherheit schliesslich vertieft vermittelt, auch und insbesondere die technischen Aspekte.
Themen sind unter anderem IT-Forensik, Kryptologie, Secure Coding, Cloud Security und IT Trust. Ferner stehen auch weniger technische Module wie IT Management, Datenschutz sowie juristische Angelegenheiten auf der Agenda des Studienplans.
«Es gibt kein Angebot, das Cybersecurity so vertieft behandelt wie unseres», gibt Ittig stolz zu Protokoll. Abgerundet wird das Studium durch besondere Events wie Hackathons sowie Bug Bounty Programme, welche von der Fachhochschule organisiert werden.
Die Praxisnähe des Studiums sei gemäss Ittig sichergestellt, weil die Dozierenden spezialisierte Fachleute sind, die in der Wirtschaft auf ihrem Spezialgebiet arbeiten und dieses Wissen im Rahmen eines Teilpensums an der Hochschule weitervermitteln. Dies habe ausserdem den Vorteil, dass Projekte und Fälle aus der Praxis im Studium behandelt werden können. «Es ist für uns essenziell, dass die Studierenden auf Anhieb erkennen, wie das erworbene Fachwissen schliesslich im Arbeitsalltag eingesetzt werden kann und wird», unterstreicht der Studiengangsleiter.
Hohes Mass an Selbstständigkeit
Das Angebot der
FFHS richtet sich an junge Leute, die ihr Studium berufsbegleitend absolvieren möchten. «Üblicherweise erfordert ein berufsbegleitender Studiengang eine Reduktion des Arbeitspensums auf 50 bis 60 Prozent. Wir dagegen empfehlen ein Pensum von 80 Prozent», erläutert Ittig. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der FFHS sei das Blended Learning, das ein Höchstmass an zeitlicher Flexibilität bietet. Nur rund 20 Prozent des Studiums wird in Form von obligatorischen Präsenzveranstaltungen durchgeführt, die entweder jeden Montagabend online oder jeden zweiten Samstag vor Ort stattfinden. Die restliche Zeit können sich die Studierenden im Selbststudium organisieren. Sie haben dabei Zugang zur Lernplattform sowie zur digitalen Fachbibliothek und können mit den Dozierenden virtuell in Kontakt treten.
Die im Selbststudium erarbeiteten Kenntnisse und Projekte werden schliesslich bei den Präsenzveranstaltungen diskutiert und vertieft. Ittig unterstreicht, dass die Diskussion im Mittelpunkt steht: «Wir führen bei der FFHS keine klassischen Vorlesungen durch. Wenn man sich trifft, steht der fachliche Austausch zwischen Mitstudierenden und dem Dozenten sowie die Anwendung des Gelernten im Vordergrund. Damit dieser effizient durchgeführt werden kann, umfasst eine Klasse zwischen 15 und 25 Studierende.»
Auch Nicht-Techies sind willkommen
Die Voraussetzungen für das Studium sind dieselben wie bei jedem Bachelorstudiengang: Erwartet werden entweder eine Berufsmatura oder eine gymnasiale Matura mit mindestens einem Jahr Berufserfahrung. Man kann sich aber auch per Aufnahmeprüfung für den Studiengang qualifizieren. Zur Aufnahmeprüfung zugelassen ist man mit einem eidgenössischen Fachausweis oder mit mehrjähriger Berufserfahrung nach abgeschlossener Berufslehre. Was das Fachliche betrifft, so unterstreicht der Studiengangsleiter, dass sich das Studium nicht nur an Personen richtet, die bereits eine IT-Grundausbildung oder eine andere technische Ausbildung abgeschlossen haben. Der Cybersecurity-Lehrgang sei für alle geeignet, die sich für die Materie begeistern und logische sowie technische Zusammenhänge schnell aufgreifen können. Es habe natürlich gewisse Vorteile, wenn man bereits aus der IT-Branche komme, so Ittig. Allerdings sei das Studium so aufgebaut, dass man es auch ohne spezifische IT-Vorkenntnisse meistern könne. Rund ein Viertel der Studierenden, die im letzten und im aktuellen Jahr mit dem Studium begonnen haben, hatten bislang keine beruflichen Berührungspunkte mit IT.
Lukrative Aussichten
Oliver Ittig verspricht, dass die Absolventen des Studiengangs mit Handkuss im Arbeitsmarkt empfangen werden. Aufgrund des Fachkräftemangels habe man als Spezialist quasi die Wahl, wo man arbeiten möchte. Zudem ist das Themengebiet sehr breit. Man kann sich beispielsweise eher im Bereich IT Management spezialisieren und IT-Schutzkonzepte entwickeln sowie sich mit anderen Fachbereichen austauschen. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, sich zum Hardcore-Techie weiterzuentwickeln. Man müsse sich aber der Tatsache bewusst sein, dass der Abschluss des Studiums erst der Anfang ist. IT Security sei nicht nur lebenslanges, sondern sogar beinahe tägliches Lernen. Dafür ist die Tätigkeit auch finanziell lohnenswert. Ittig schätzt, dass man mit etwas Berufserfahrung je nach Funktion und Unternehmen mit einem sechsstelligen Gehalt rechnen kann.
Vom Arbeitsmarkt und der Wirtschaft würde sich Ittig wünschen, dass das Bewusstsein für die Thematik noch grösser und vor allem mehr im Vordergrund ist – speziell ab dem oberen Management. Es sei leider immer noch zu oft der Fall, dass der Cybersecurity erst dann das angemessene Gewicht beigemessen werde, wenn bereits ein Vorfall eingetreten sei – dabei beginne Cybersecurity bereits viel früher. Der Studiengangsleiter ist sich jedoch sicher, dass die seiner Ansicht nach bestens gerüsteten FFHS-Absolventen nicht nur den Fachkräftemangel entschärfen, sondern auch mehr Bewusstsein für den Fachbereich schaffen werden.
FFHS
Die Fernfachhochschule Schweiz
FFHS wurde 1998 in Brig gegründet. Heute unterhält die Bildungsinstitution weitere Standorte in Zürich, Basel und Bern. 180 Mitarbeitende sind operativ oder in der Forschung für die Hochschule tätig und über 500 Dozierende aus der Wirtschaft lehren in einem Teilpensum praxisnah. Das Konzept des Blended Learning ermöglicht eine flexible Zeiteinteilung für die Studierenden. 80 Prozent des Stoffs werden selbstständig erarbeitet, 20 Prozent durch Präsenzunterricht vermittelt und vertieft. Die FFHS bietet neun Bachelor-, vier Masterstudiengänge und diverse Weiterbildungen an. Über 3000 Studierende sind derzeit an der FFHS immatrikuliert.