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So steht es um Highspeed-Internet in der Schweiz
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So steht es um Highspeed-Internet in der Schweiz

Glasfaser ist längst nicht die ­einzige Technologie, welche Internet mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten liefert. Dank einem hohen Anteil an Koaxialkabelanschlüssen und DSL-Technologien, welche über Kupfer glasfaserähnliche Geschwindigkeiten erlauben, steht die Schweiz im internationalen Vergleich besser da als ihr Ruf.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2024/09

     

Der Ausbau des Glasfasernetzes in der Schweiz schreitet zügig voran. In urbanen Gebieten ist die Glasfaserabdeckung bereits gut entwickelt, während ländliche Gebiete noch teilweise auf Kupfer- oder Koaxialkabel angewiesen sind. Wie ist der aktuelle Stand des Glasfaserinternetausbaus in der Schweiz? Wie steht es um den Highspeed-Internetausbau mit Koaxialkabeln und schnellem Internet auf Kupferleitungen?

Glasfaser

Aktuell gibt es in der Schweiz rund 1,2 Millionen genutzte Glasfaseranschlüsse (FTTH/FTTB), was etwa 27 Prozent der Breitbandanschlüsse des Landes ausmacht. Diese Zahl zeigt ein kontinuierliches Wachstum, da Swisscom und andere Anbieter wie zum Beispiel die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke, Swiss FibreCo, Swiss4net und regionale Initiativen kontinuierlich in den Ausbau der Glasfasernetze investieren. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern steht die Schweiz damit im unteren Mittelfeld besser da als einige Nachbarländer wie Deutschland, wo der Glasfaseranteil nur bei etwa 10 Prozent liegt. Allerdings liegt die Schweiz noch deutlich hinter Ländern wie Spanien, Frankreich und Schweden zurück, die eine höhere Abdeckungsrate bei Glasfaseranschlüssen aufweisen.

Koaxialkabel und VDSL

Zusätzlich zu den reinen Glasfaseranschlüssen darf der Anteil der Erschliessung der Schweiz mit Koaxialkabel aber nicht ausser Acht gelassen werden. Immerhin sind rund 1,2 Millionen Haushalte und Unternehmen an das Internet über diese Technologie angeschlossen. Die hybride Infrastruktur aus Glasfaser- und Koaxialkabelanschlüssen sorgt insgesamt für eine hohe Breitbandabdeckung im Land. Sie wird vor allem von Kabelnetzbetreibern wie Sunrise sowie regionalen Kabelnetzen genutzt und ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s. Durch die Kombination von Glasfaser- und Koaxialkabelanschlüssen kann die Schweiz mit aktuell circa 2,2 Millionen Haushalten und Unternehmen eine beachtlich hohe Breitbandabdeckung vorweisen.


Hinzu kommt, dass VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) in Verbindung mit einem FTTS (Fibre to the Street) -Ausbau Geschwindigkeiten bis zu 500 Mbit/s ermöglicht. DSL-Technologien über alte Zweidraht-Kupferleitungen bieten damit zwar deutlich geringere Geschwindigkeiten und weniger Stabilität als Glasfaser oder Koaxialkabel. Kupfer – insbesondere G.fast – erlaubt aber dennoch teils recht hohe Datenraten mit glasfaserähnlichen Leistungen (siehe Kasten).

Hochgeschwindigkeitsinternet in Kürze

Punkt zu Punkt (Point to Point, P2P)
Bei dieser Topologie hat jeder Nutzer eine direkte und exklusive Verbindung zum Zugangspunkt des Netzwerkanbieters. Dies bedeutet, dass jede Verbindung unabhängig von anderen Verbindungen ist. Diese Architektur bietet eine hohe Bandbreite und ist sehr zuverlässig, da Kunden die Leitung nicht teilen.

Punkt zu Multipunkt (Point to Multipoint, P2MP)
In dieser Topologie teilen sich mehrere Nutzer eine einzelne Glasfaserleitung. Ein zentraler Verteiler (ein OLT – Optical Line Terminal) verbindet sich via passiven optischen Splittern mit mehreren Endpunkten (ONTs – Optical Network Terminals) bei den Nutzern. Diese Technologie ist kosteneffizienter als P2P, da weniger Glasfaserkabel benötigt werden. Sie wird häufig in passiven optischen Netzwerken (PON) eingesetzt.


FTTC, FTTS, FTTB, FTTH
Diese folgenden Begriffe beziehen sich auf den Punkt, bis zu dem die Glasfaserinfrastruktur verlegt wird (siehe Grafik).

FTTC (Fiber to the Curb, auch Fiber to the Cabinet)
Glasfaser bis zu einem Verteilerkasten nicht weiter als etwa 300 Meter von der Wohnung des Kunden entfernt. Von hier aus führen Kupferkabel zu den Haushalten.

FTTS (Fiber to the Street)
Ähnlich wie FTTC, aber der Verteilerkasten ist noch näher an den Haushalten, meistens in einem Strassenschacht.

FTTB (Fiber to the Building)
Die Glasfaser wird bis in das Gebäude oder den Keller verlegt. Von dort aus verteilen Zweidraht- oder Ethernet-Kabel die Verbindung zu den einzelnen Wohneinheiten.

FTTH (Fiber to the Home)
Glasfaser bis direkt in die Wohnung oder das Haus des Endkunden.

Umbau von P2MP nach P2P

Ursprünglich hat Swisscom wie die übrigen Marktteilnehmer ihre Glasfasernetze in der Point-to-Point-Technologie (P2P) gebaut, setzte aber später auf Point-to-­Multipoint (P2MP), mit der Begründung, dass diese Methode kosteneffizienter sei und einen schnelleren Ausbau ermögliche. Allerdings hatte die Wettbewerbskommission (Weko) Bedenken, dass P2MP den Wettbewerb behindern könnte, was zu regulatorischen Massnahmen führte. Aufgrund dieser Massnahmen ist Swisscom gezwungen, bestehende P2MP-Anschlüsse auf P2P umzubauen und neue Anschlüsse ausschliesslich in P2P zu realisieren. Dies führt zu Mehrkosten und erhöhtem Aufwand, insbesondere im Tiefbau, was den Ausbau des Glasfasernetzes verlangsamt und verteuert. Die Umstellung auf P2P bedeutet, dass durch Swisscom bis 2030 voraussichtlich etwa 10 Prozent weniger Teilnehmer angeschlossen werden können als ursprünglich geplant und sich der Abschluss des Ausbaus um mehrere Jahre verzögern dürfte. Nicht verzögert werden die Ausbaupläne der übrigen Anbieter, welche schon seit jeher auf P2P setzen.


Swisscom steht damit vor einer bedeutenden Herausforderung beim Umbau von Teilen ihres Glasfasernetzes von einer P2MP- zu einer P2P-Architektur. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu verstehen, dass es hier um die physikalische Struktur des Netzes (also der Kabel, Schächte und Gräben) geht und nicht etwa um die eine Ebene höher angesiedelte technische Ausrüstung, welche sehr wohl auch eine P2P-Struktur aufweisen kann (siehe Kasten).

Infrastrukturvarianten

Glasfaser-Technologien
- AON (Active Optical Network)

Ein aktives optisches Netzwerk ist eine P2P-Netzstruktur, bei der der jeder Teilnehmer über eine eigene Glasfaserleitung verfügt, die letztendlich an einem Port eines Ethernet Switches endet. Da das AON-Netz auf Ethernet-­Technologie basiert, ist die Interoperabilität zwischen den Anbietern einfach und die Kunden können die nötige Hardware (Router) selbst wählen.

- GPON (Gigabit Passive Optical Network) und GEPON
Passive optische Netzwerke verwenden keine aktive Elektronik zwischen dem Anbieter und den Kunden. GPON bietet Geschwindigkeiten von bis zu 2,5 Gbit/s im Download und 1,25 Gbit/s im Upload. GEPON, das hauptsächlich in Asien verwendet wird, bietet ähnliche Geschwindigkeiten.


- XGS-PON
XGS-PON ist die heute vorwiegend verbaute Technologie. Eine Weiterentwicklung von GPON, die symmetrische Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s bietet.

- Zukünftige PON-Technologien
25G-PON, 50G-PON und 100G-PON sind in Entwicklung und werden noch höhere Geschwindigkeiten bieten.

Koaxialkabel
Kabelfernsehnetze sind durchwegs FTTS-ähnlich in HFC (Hybrid Fiber Coax) ausgeführt und bieten mit DOCSIS (Data Over Cable Service Interface Specification) glasfaserähnliche Geschwindigkeiten. DOCSIS 3.0 bietet Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s, DOCSIS 3.1 kann bis zu 10 Gbit/s erreichen. DOCSIS 4.0 wird noch höhere Geschwindigkeiten und bessere Effizienz bieten.

DSL-Technologien
- ADSL2+

Asymmetric Digital Subscriber Line 2+ ist eine Weiterentwicklung von ADSL, die höhere Download-Geschwindigkeiten von bis zu 24 Mbit/s ermöglicht. Der Upload ist dabei deutlich niedriger, was diese Technologie für typische Internetnutzung wie Surfen und Video-­Streaming geeignet macht.

- VDSL2 Vectoring
Very-high-bit-rate Digital Subscriber Line 2 ist schneller als ADSL2+ und bietet Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s im Download. Vectoring-Technologie reduziert die Störungen (Übersprechen) zwischen den Leitungen und ermöglicht so höhere Geschwindigkeiten auf bestehenden Kupferleitungen.

- G.fast
Eine Technologie, die sehr hohe Datenraten über kurze Kupferstrecken (bis zu 250 Meter) ermöglicht. Sie wird oft in FTTS- und FTTB-­Szenarien verwendet, um glasfaserähnliche Geschwindigkeiten zu bieten.

Wettbewerb und Auswahl

Die Umstellung auf P2P ist geeignet, den Wettbewerb zu fördern, da alternative Anbieter leichter Zugang zur Glasfaserinfrastruktur von Swisscom erhalten. Da der Ausbau länger dauern könnte, bleiben Kunden in ländlichen Gebieten vorerst aber stärker auf alternative Technologien wie VDSL, Koaxialkabel oder Mobilfunk angewiesen. Diese bieten zwar Breitband­internet, erreichen jedoch längst nicht die gleichen Geschwindigkeiten und die gleiche Zuverlässigkeit wie Glasfaser. P2P bietet darüber hinaus potenziell bessere Netzleistungen, da jeder Kunde eine direkte Glasfaserverbindung ohne geteilte Segmente hat. Dies kann zu stabileren und schnelleren Internetverbindungen führen, insbesondere bei hoher Auslastung des Netzes. Trotz kurzfristiger Verzögerungen führt die P2P-Architektur langfristig also zu einem robusteren und zukunftssicheren Netz, das besser auf künftige Anforderungen und höhere Bandbreiten vorbereitet ist.

55 Prozent bis Ende 2025

Übergreifend fokussiert sich die Netzstrategie der Schweiz stark auf den Ausbau von FTTH, wobei bis Ende 2025 rund 55 Prozent der Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser versorgt sein sollen. Langfristig wird angestrebt, nahezu alle ständig bewohnten Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser anzubinden. Trotz dieser Fortschritte bleibt der Anteil der Kupferleitungen dennoch signifikant, aber er nimmt allmählich ab. In den mit FTTH erschlossenen Gegenden wird das Kupfernetz sukzessive zurückgebaut. Die komplette Abschaltung des Kupfernetzes wird jedoch bis in die 2030er-Jahre dauern. Nur wenige, wirtschaftlich schwer erschliessbare Gebiete werden eventuell alternative Technologien wie Mobilfunk oder Satellit nutzen müssen.


Alles in allem hat die Schweiz im Vergleich zu vielen europäischen Ländern eine fortgeschrittene Breitbandinfrastruktur. Denn die Kombination aus Glasfaser- und Koaxialkabelanschlüssen ermöglicht eine insgesamt hohe Abdeckung und wettbewerbsfähige Internetgeschwindigkeiten. Und die Schweiz verfügt nicht zuletzt über eine klare Breitbandstrategie, die innerhalb absehbarer Zeit den beinahe kompletten Umstieg der restlichen Kupferanschlüsse auf Glasfaser vorsieht.

Der Autor

Henry Salzmann ist Chief Information Security Officer und Datenschutz beim auf Internet Access, VoIP-Telefonie, Mobiltelefonie, TV, E-Mail, Hosting und Datacenter spezialisierten Internet-Anbieter iWay.


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