Im Sommer 2024 kommt – seit langem wieder einmal – Schwung ins PC-Geschäft. "Schuld" daran ist einerseits die Künstliche Intelligenz. Andererseits aber auch die Tatsache, dass Intel Inside – oder genauer gesagt ein x86-Prozessor als Herz eines Notebooks – nicht mehr die quasi gottgegebene Ordnung ist. Die ARM-Plattform ist gekommen, um Intel und AMD gehörig Konkurrenz zu machen.
Vermarktet wird das Ganze unter dem Begriff Copilot+ PCs als neue Gerätekategorie. Und dieser neuen Gerätekategorie räumen die Hersteller einiges an Potenzial ein. So sagt beispielsweise Sebastian Seyferth, Country Manager von
Acer Schweiz: "Die Integration von AI auf PCs eröffnet völlig neue Möglichkeiten und wird langfristig den PC, wie wir ihn kennen, revolutionieren. Wir rechnen mit einer Belebung des Geschäfts." Denn AI ermöglicht neben neuen Anwendungsfeldern auch eine bessere Performance, längere Akkulaufzeiten und neue Funktionen. Andre Carvalho, Country Category Manager Personal Systems bei
HP in der Schweiz, sagt sogar: "Copilot+ PCs werden die Art und Weise verändern, wie wir arbeiten. Dies besonders im Hinblick auf die Produktivität." Man erwarte deshalb, dass diese neue PC-Kategorie ein grosses Potenzial auf dem Schweizer Markt haben werde. Randy Stalder, Category Manager Notebook bei
Lenovo Schweiz, spricht von einer "neuen Ära der Nutzererfahrung", die eingeleitet werde. "Ich bin überzeugt, dass diese Geräte den Endkunden erhebliche Vorteile bieten, wie erhöhte Energieeffizienz und Produktivität." Und Dilan Maden, Marketing Specialist B2C bei
Asus in der Schweiz, erklärt, dass Copilot+ PCs durch ihre KI-Integration immense Möglichkeiten eröffnen, die Effizienz und Produktivität der Nutzer erheblich zu steigern. "Sie bieten eine personalisierte Benutzererfahrung und revolutionieren das Unterhaltungserlebnis. Mit diesen Innovationen verändern wir die Art und Weise, wie Menschen Notebooks nutzen und gestalten die Zukunft des Computings."
Start im Consumer-Umfeld
Vorerst richten sich die befragten Hersteller mit den Copilot+ PCs primär an private Anwender. Nochmals Dilan Maden: "Die Gerätekategorie ist darauf ausgelegt, den Alltag von Consumer-Kunden durch erhöhte Effizienz, Produktivität und ein personalisiertes Benutzererlebnis zu bereichern." Selbiges gilt auch für
Lenovo sowie für
HP, wo Andre Carvalho sagt, dass man bei HP davon ausgehe, dass private Nutzer die ersten sein werden, die Copilot+ PCs einsetzen, denn sie hätten mehr Flexibilität bei der Wahl der zu verwendenden Technologien. "Dies wird wiederum Unternehmen dazu veranlassen, Copilot+ als Teil ihrer IT-Suite einzuführen. Aufgrund ihrer Flexibilität erwarten wir, dass kleine und mittlere Unternehmen die Einführung von PCs der nächsten Generation anführen werden, gefolgt vom öffentlichen Sektor und grossen Unternehmen." Sebastian Seyferth von
Acer findet derweil, dass KI-Funktionalitäten sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden von grossem Interesse sind und zahlreiche neue Möglichkeiten bieten. "Daher richten sich unsere leistungsfähigen KI-PCs an beide Kundengruppen. Und in beiden Feldern gibt es die sogenannten Early Adopters, die schon jetzt das Potenzial nutzen."
Weitgehend kompatibel
Eine der zentralen Fragen rund um das Thema Copilot+ PCs, die aktuell ausschliesslich auf ARM-Basis erhältlich sind, ist das Thema Kompatibilität der Applikationen. Sebastian Seyferth erklärt dazu: "ARM unter Windows arbeitet mit einer Software-Emulation zusammen, die es ermöglicht, Programme, die für x86-Prozessoren entwickelt wurden, auch auf ARM-Prozessoren laufen zu lassen. Optimierung ist hier der Schlüssel, und sowohl
Microsoft als auch Drittentwickler verbessern diesen Aspekt kontinuierlich, so dass die am häufigsten verwendeten Programme wie vorgesehen funktionieren." Andre Carvalho von
HP schiebt nach: "In der Vergangenheit konnten ARM-basierte PCs keine x86-Anwendungen ausführen. Die neue Generation von ARM-basierten Prozessoren ist jedoch in der Lage, eine breite Palette von Software und Apps auszuführen, entweder nativ oder über Emulation." Auch Randy Stalder von
Lenovo erklärt, dass im Privatkundensegment die meiste Software auf ARM-Plattformen laufen sollte, abgesehen von älteren Programmen. Dilan Maden von
Asus hält derweil folgenden Tipp bereit: "Nutzer sollten ihr Modell entsprechend der geplanten Nutzung und der Verfügbarkeit passender Anwendungen sorgfältig auswählen." Denn die Kompatibilität mit Software hänge von den spezifischen Anforderungen und der Unterstützung durch den Chipanbieter ab.
Auf die Frage, ob sich die Copilot+ Geräte – für den Fall, dass sie doch in Unternehmen eingesetzt werden – in Unternehmensumgebungen integrieren lassen wie ein klassisches Notebook, entgegnet Randy Stalder: "Ja, die Copilot+ Notebooks lassen sich in Unternehmensumgebungen wie klassische Notebooks verwalten. Sie unterstützen Verwaltungstools wie Active Directory und Microsoft Intune, sodass eine nahtlose Integration in bestehende IT-Infrastrukturen möglich ist." Das bestätigen auch alle anderen Hersteller, mit denen "Swiss IT Magazine" über Copilot+ PCs gesprochen hat.
Und was bringen die Geräte?
Die Tatsache, dass
Microsoft zusammen mit den Hardwareherstellern eine neue Gerätekategorie lancieren will in Ehren, doch für wen respektive warum lohnt sich die Anschaffung eines Copilot+ PCs? Wo liegt der Mehrwert dieser Geräte? Andre Carvalho von
HP: "Copilot+ PCs können dank ihrer leistungsstarken NPUs KI-Operationen lokal ausführen. Dies bedeutet, dass die Nutzer schneller Ergebnisse von ihrer KI-fähigen Software erhalten. Da alle KI-Operationen lokal ausgeführt werden, verlassen die Daten nie das Gerät, was zu einem höheren Sicherheits- und Datenschutzniveau führt." Er erwarte zudem, dass Funktionen wie Suche, Geräteverwaltung oder sogar Zusammenarbeit durch Copilot+ PCs erheblich verbessert werden. Bei den Produktivitätsanwendungen hänge es letztlich von jedem einzelnen Nutzer ab, welche Rolle die KI in seinem Alltag spielen wird. Sebastian Seyferth von
Acer erwähnt als Mehrwert, dass AI einerseits neue Funktionalitäten und Anwendungen auf die Rechner bringt, andererseits auch im Hintergrund arbeite und dabei unterstütze, sowohl Performance als auch die Akkulaufzeit zu steigern. "Das Portfolio und die Möglichkeiten von Copilot+ werden kontinuierlich erweitert. Es entstehen immer neue Features und wir stehen noch weit am Anfang", so Seyferth. Randy Stalder von
Lenovo nennt ebenfalls Vorteile wie die Energieeffizienz und damit verbunden die Akkulaufzeit und die schnellere Ausführung von komplexen AI-Aufgaben dank integrierter NPU ohne Belastung des Hauptprozessors. Er erwähnt zudem noch die Copilot+ Integration – sprich die nahtlose Unterstützung von Windows 11 Copilot+ für persönliche Assistenzen und Produktivitätstools, "die auf herkömmlichen Notebooks nicht verfügbar sind und sein werden." Und Dilan Maden von
Asus ergänzt: "Ein Copilot+ PC revolutioniert die Nutzerinteraktion durch integrierte KI-Funktionen, die lokal arbeiten und keine ständige Internetverbindung erfordern. Dies ermöglicht intelligente Automatisierung, personalisierte Empfehlungen und sprachgesteuerte Interaktionen direkt auf dem Gerät. Die lokale Implementierung bietet einen Vorteil in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit, da sensible Informationen nicht in die Cloud übertragen werden müssen. Diese Fortschritte stellen eine bedeutende Weiterentwicklung gegenüber herkömmlichen Notebooks dar, indem sie den Alltag der Nutzer effizienter und sicherer gestalten."
Etwas teurer
Ein Punkt, der bei der Anschaffung eines Geräts immer relevant ist, ist der Preis, und der liegt bei einem Copilot+ PC vorerst wohl etwas höher als bei einem vergleichbaren x86-Rechner, wie unter anderem
Acer oder
Asus bestätigen – unter Verweis auf "deutlich mehr Möglichkeiten und Funktionen." Andre Carvalho fügt zudem an, es sei wichtig, die Abonnementgebühren für KI-fähige Softwarelizenzen zu berücksichtigen. "Dies ist ein zusätzlicher Kostenpunkt, wenn man auf einen Copilot+ PC umsteigt."
Dominieren werden Copilot+ PCs die Portfolios der Produzenten in absehbarer Zeit nicht, dessen sind sich die Hersteller einig. Gleichzeitig unterstreichen sie die Bedeutung der neuen Kategorie als Ergänzung des Portfolios, das in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen könnte.
Auch im Bereich Desktops? Andre Carvalho von
HP lässt sich entlocken, dass es aus technologischer Sicht keinen wirklichen Grund gibt, warum Copilot+ Desktop PCs in Zukunft nicht auch verfügbar sein sollten. Sebastian Seyferth von Acer sagt sogar, dass die Lancierung von Copilot+ Desktops "sehr wahrscheinlich" sei. "Ein konkretes Timing können wir allerdings zum momentanen Zeitpunkt noch nicht nennen."
(mw)