Bis zum kommenden Sonntag, dem 7. Juli, gibt es im Zürcher Niederdorf eine digitale Zeitreise zu durchleben. Im Kultur Lokal Rank an der Niederdorfstrasse 60 findet derzeit "Arcade am Rank" statt – "Eine interaktive Zeitreise durch die Geschichte der Game-Konsolen", wie der Veranstalter verspricht. "Swiss IT Magazine" war zur Eröffnung vor Ort.
Geboten wird einem bei Arcade am Rank eine wirklich beeindruckende Sammlung an Gaming-Geschichte aus mehr als vier Jahrzehnten. Was im ersten Moment nach einem Museum klingt, ist aber vollständig Hands-on: Alles darf angefasst und nach Herzenslust angespielt werden. Die "Zeitreise" ist also wirklich erlebbar.
Man kann sich an der rund 40 Jahre alten Pong-Konsole messen, auf dem 16-Bit-Sega mit Aladdin rumhüpfen, auf der Bühne bei einer Rockband-Gitarre "in die Saiten" hauen (und sich dabei wie eine Zürcher Indie-Band fühlen) oder eine gepflegte Tennispartie auf einer Wii spielen. Kurz: Egal wann man seine Gaming-Phase(n) hatte, Arcade am Rank lässt einen auf charmante Art direkt in die gute, alte Zeit zurückkehren.
Darüber hinaus bietet das Kulturlokal eine dem Thema angepasste Essenskarte: Angeboten wird LAN-Party-Soulfood in Form von Chilly-Cheese-Fries, Hot Dogs und Raclette-Balls, jedoch alles mit einem Gourmet-Twist, gemacht aus biologischen Zutaten aus der Schweiz.
Infos und die Möglichkeit zu Reservieren
gibt es an dieser Stelle. Für den Eintritt werden je nach Tageszeit 25 bis 35 Franken fällig (Kinder bis 16 Jahre bezahlen "ihr Alter") – das ist es in unseren Augen aber auch wirklich wert.
Das Kultur Lokal Rank wurde für den Event in einzelne 'Inseln' aufgeteilt, an denen thematisch geordnet die alten Konsolen zum Ausprobieren bereitstehen. (Quelle: SITM)
Und es gibt viel zu entdecken: Etwa den rund 40 Jahre alten Klassiker Pong... (Quelle: SITM)
...Space Invaders auf dem C64... (Quelle: SITM)
...oder den 16-Bit Megadrive von Sega, hier etwa mit 'Aladdin'. (Quelle: SITM)
Retro-Game Level 1-1 stellt für jede Station ein Tablet, auf dem die Geschichte der jeweiligen Konsole nachgelesen werden kann. (Quelle: SITM)
Auch die 2000er-Konsolengeneration ist vertreten, etwa mit Metroid Prime auf der Gamecube... (Quelle: SITM)
...der xBox360... (Quelle: SITM)
...oder der Wii, auf der man bei Wii Sports sogar ins Schwitzen geraten kann. (Quelle: SITM)
Wer sich ein bisschen wie ein Zürcher Lokal-Star fühlen will, kann auf der Bühne mal wieder 'Rockband' spielen und das Publikum bespassen. Im Bild Retro-Game-Profi Stefan Zehnder (links) mit dem Personal des Kulturlokals. (Quelle: SITM)
(Quelle: Kultur Lokal Rank)
Hinter den Kulissen von Arcade am Rank
Raphael Guggenbühl ist einer der Köpfe hinter dem Konzept, führt uns am Tag der Eröffnung durchs Lokal und spricht zur Idee hinter dem Event. Man wolle im Rank in erster Linie Kultur fördern und dabei auch neue Konzepte ausprobieren. Und da Games heute mehrheitlich als Kunstform akzeptiert und angesehen sind, passt die Gastro-Gaming-Kombi gut und bildet einen schönen Kontrast zum sonst eher Musik-lastigen Programm. Und falls Arcade am Rank ein Erfolg wird, plant Guggenbühl, den Event fortan jährlich durchzuführen.
Für die Umsetzung arbeiten die Veranstalter mit Retro-Game Level 1-1 zusammen, von denen die ganze auffällig gepflegte Hardware stammt. Hinter dem Projekt steht die kleine Berner Firma Epic-Moment. Diese ging vor einigen Jahren aus der Privatsammlung einiger Schweizer Retro-Nerds hervor und stellt ihr umfassendes Portfolio an Retro-Konsolen heute an verschiedenen Events wie etwa der Fantasy Basel aus. Gleichzeitig lässt sich das Angebot auch buchen,
mehr Infos finden sich hier.
Geschichte, Kultur, Bildung… und Spass
Das Konzept von Gastronomie gepaart mit Retro-Gaming ist laut Guggenbühl in seiner jetzigen Form nicht zwingend in Stein gemeisselt – laut eigener Aussage ist man offen für weitere Ideen, Angebote und Workshops im Rahmen des mehrtägigen Anlasses. Beispielsweise gab es am Eröffnungstag einen Workshop von Alexander Repenning, Professor an der FHNW und der University of Colorado, an dem die Teilnehmenden innerhalb von nur 30 Minuten lernten, eine einfache Version von Pac-Man auf der Web-basierten Ruler-Engine zu bauen. EPFL-Forscherin und Computerkunst-Spezialistin Susanne Grabowski begleitete die Teilnehmenden derweil mit Rat und Tat.
Für die Schweiz als Wissensnation und Zürich als Kulturstadt bleibt zu hoffen, dass Konzepte wie Arcade am Rank ihre Nische erfolgreich bearbeiten können und ihren Platz in der Gesellschaft finden. Denn die Realität ist: IT und damit auch Gaming sind alt geworden. Diese so reiche, (im wahrsten Sinn des Wortes) bewegte und spannende Geschichte im Bewusstsein zu halten, ist wohl unterstützenswert. Wir können Geschichtsinteressierten, Nerds und Neugierigen den Besuch definitiv empfehlen.
(win)