Immersive Hintergrundbeleuchtung ist seit geraumer Zeit ein recht beliebtes Feature bei Fernsehern, historisch vor allem bei dem Ambilight-TVs von Philips. Dabei werden die auf dem Bildschirm sichtbaren Farben mit LED-Leuchten an die Wand hinter dem TV gestrahlt. Zum einen soll dies das TV-Erlebnis immersiver machen, zum anderen soll der TV-Genuss für die Augen damit weniger anstrengend sein, was vor allem für das Fernsehschauen in dunklen Räumen gilt.
Mittlerweile gibt es das Feature nicht mehr nur direkt im Fernseher verbaut, sondern auch zum Nachrüsten. Ein solches System – das
Nanoleaf 4D – ist heuer bei uns auf dem Prüfstand. Durchgeführt wurde der Test mit dem Screen Mirror + Lightstrip Kit des Spezialisten für Smart-Home-Beleuchtungssysteme. Das Set ist in zwei Grössen erhältlich: Eines für TVs bis 65 Zoll und eines für Geräte bis 85 Zoll Bilddiagonale. Der Unterschied ist dabei einzig die Länge der LED-Strips. Die Kits kosten in der Schweiz knapp 100 respektive 130 Franken, die Screen-Mirror-Kamera, die mit bestehenden Nanoleaf-LEDs gekoppelt werden kann, ist einzeln für knapp 80 Franken erhältlich.
Setup Schritt 1: Hardware
Im Lieferumfang enthalten ist bei unserem Testmodell die Kamera für das Screen Mirroring, ein Arm für die Montage der Kamera, ein langer LED-Light-strip und ein einfacher Controller, bei dem alle Komponenten zusammenlaufen. Dazu gibt’s noch ein paar Montagehilfen.
Das Setup der Hardware ist recht einfach: Erst wird der LED-Streifen mit einigen Zentimetern Abstand vom Rand an der Hinterseite des TVs festgemacht. Nutzen kann man dafür praktische mitgelieferte Kunststoff-Elemente, mit denen sich der Strip um die Ecken ziehen lässt – gut gelöst. Das vormontierte Klebeband am LED-Strip ist hingegen grenzwertig schwach. Beim Abschluss des Streifens, wo das Gewicht des Kabels etwas mehr zieht, kamen wir nicht drumherum, mit starkem doppelseitigem Klebeband nachzuhelfen, damit der LED-Strip sicher sitzt. Ansonsten funktioniert der Montageplan von
Nanoleaf aber gut. Die Überlänge des Streifens lässt sich zum Schluss mit einer Schere abtrennen.
Im Anschluss wird die kleine Screen-Mirror-Kamera montiert, welche die Farben vom Screen abliest und sich mit einem magnetischen Deckel auch verschliessen lässt (Nanoleaf verspricht aber, dass keinerlei Daten von der Kamera erfasst oder weitergeleitet werden). Diese wird entweder unten am Screen aufgestellt – bei uns passt sie etwa gut auf die Center-Box der Surround-Anlage vor dem TV – oder mit dem mitgelieferten kleinen Arm von oben an den Screen gehängt.
Mit der kleinen Kamera links werden die Farben auf dem Screen getrackt. Rechts im Bild die zugehörige Kontrollbox. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Setup Schritt 2: Software und Konfiguration
Wer schon Nanoleaf-Produkte montiert hat, kennt sie bereits – wer noch keine Erfahrung mit ihnen hat, lädt sich als nächstes die Nanoleaf-App (getestet auf Android) runter. Mit dieser lässt sich das Setup des montierten Systems starten. Hier stolpern wir zum ersten Mal: Die App braucht massig Berechtigungen, die Kopplung ist recht sperrig gemacht und der Prozess bricht mehr als einmal ab und muss wiederholt werden, weil undefinierte Software- oder Verbindungsfehler auftauchen. Nach einigen Versuchen ist es jedoch geschafft; die App erkennt unser Gerät und die Einrichtung beginnt.
Dabei werden erst die Ecken des Gerätes auf dem LED-Strip lokalisiert respektive zugewiesen. Im Anschluss wird in der App das Bild der montierten Kamera angezeigt und man kann manuell die Eckpunkte des Fernsehers an den richtigen Ort ziehen. Tipp: Die Punkte nicht ganz an den Bildschirmrand, sondern etwas in die Screen-Fläche hinein platzieren, um Fehler beim Auslesen der Farben zu minimieren.
Hier wird eine weitere Schwäche des Systems klar: Sobald die Kamera nur leicht bewegt wird, konfiguriert man die Screen-Erfassung erneut, denn die Ausrichtung muss genau sein. Und ehrlicherweise passiert das unabhängig der gewählten Montage wohl fast jedes Mal beim Abstauben.
Angemerkt sei auch die eher holprige deutsche Übersetzung der App: Die Benachrichtigung für die erfolgte Einrichtung sagt: «Lass uns gehen!». Wir vermuten eine automatisiert generierte Übersetzung von «Let’s go». Nun ja, wenigstens witzig.
Nach dieser optimistischen Aufforderung kann es mit der Konfiguration in der App losgehen. Der Screen-Mirror-Modus erlaubt vier Settings: 1D, 2D, 3D und 4D. 1D ermöglicht eine ausschliesslich weisse Beleuchtung, während 2D bereits auf den Bildschirminhalt Bezug nimmt und die dominante Farbe auf dem Screen einfarbig wiedergibt. 3D und 4D gleichen sich derweil recht stark und zeigen auch detaillierte Farbunterschiede auf dem Screen einigermassen zuverlässig an. Der 4D-Modus, der besonders immersiv sein soll, ist uns persönlich aber oft zu nervös; 3D bietet für unseren Geschmack eine gute Mitte.
Kino oder Tagesschau?
Neben dem LED-Strip auf der TV-Rückseite liessen sich auch weitere Nanoleaf-Produkte zuschalten, die dann ebenfalls auf das Screen Mirroring reagieren. Weiter ist auch die Einbindung in gängige Smart-Home-Systeme wie Amazon Alexa, Apple Homekit oder Google Home möglich.
Neben der Screen-Mirror-Funktion bietet
Nanoleaf 4D weiter eine Rhythmus-Funktion, bei der die Kamera inaktiv ist und das Licht nur auf Töne und Takte reagiert. Damit wird das Nanoleaf-System im Handumdrehen zur heimischen Disco-Beleuchtung, die mit verschiedenen vorkonfigurierten Lichtschemen genutzt werden kann.
Die Reaktionszeit und der Detailgrad der Farb-Spiegelung sind recht gut und machen das TV-Erlebnis gewissermassen grösser, eindrücklicher. Die Farbgenauigkeit ist indessen manchmal leicht daneben und von Zeit zu Zeit wird auch mal eine Farbe angezeigt, die wir auf dem Bildschirm nicht finden können.
Grundsätzlich kann sich das Ergebnis aber sehen lassen: Das Fernsehen wird definitiv immersiver – besonders bei kinoreifen Szenen. Bei weniger epischen Szenen (wie bei Nachrichtensendungen) ist die Beleuchtung aber etwas deplatziert und zuweilen zu nervös, was besonders auf den 4D-Modus zutrifft. Hierfür empfehlen wir definitiv den 2D-Modus.
Wenns mal zu viel wird, lässt sich das Licht auf dem Controller oder in der App auch einfach ausschalten. Dazu noch ein kleiner Kritikpunkt: Man muss das System jedes Mal aktiv anschalten, wenn man es nutzen will; eine automatische Aktivierung von Screen Mirroring, wenn der Fernseher anspringt, fehlt leider.
Das Licht schaut cool aus und erweitert das TV-Erlebnis zweifelsohne. Die Genauigkeit der Farben lässt aber manchmal zu wünschen übrig. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Nicht perfekt, aber recht preiswert
Ganz ohne Probleme ist
Nanoleaf 4D definitiv nicht. Wir stiessen uns im Test etwa an den Verbindungsproblemen beim Einrichten. Weiter wurde die Verbindung zwischen der App und dem System an einem Punkt gar ganz getrennt und wir mussten den (zugegeben recht flotten) Konfigurationsprozess nochmal ganz durchspielen. Woher die Probleme mit der Verbindung bei der Einrichtung herrühren, ist natürlich schwer zu sagen. Vergleichbare Probleme haben wir mit anderen Smart-Home-Produkten im selben Test-Setting jedoch nicht erlebt. Die leichten Ungenauigkeiten beim Spiegeln der Farben sind derweil ehrlichweise nur ein Problem, wenn man pingelig hinsieht, was man nicht tut, wenn der Film spannend ist.
Abgesehen davon ist Nanoleaf 4D aber einen Blick wert, wenn man kostengünstig Ambilight nachrüsten will, dazu gibt’s sogar noch ein bisschen zusätzlichen Funktionsumfang mit der Nutzung des Musik-Features oder einfach als passive indirekte Beleuchtung fürs Heim.
Als Alternative gibt es auf dem Markt kleine Boxen, welche das Screen Mirroring über den HDMI-Anschluss erledigen, diese sind aber teurer und kommen teils ohne LED-Strips. Alternative Produkte mit ähnlichem technischem Ansatz wie Nanoleaf bewegen sich derweil in einem vergleichbaren Preisrahmen und bieten ähnliche Funktionen. Nanoleaf 4D ist trotz ein paar Kinderkrankheiten (die mittels Software-Updates hoffentlich auch noch ausgemerzt werden) ein nettes und recht kostengünstiges Upgrade fürs Heimkino.
Quicktest
Die Hintergrundbeleuchtung für den TV ist eine gute Sache und macht Spass. Und mit
Nanoleaf 4D kann man die Funktion bei beliebigen Geräten zu einem recht fairen Preis nachrüsten. Obendrauf gibt’s mit dem Anschluss ans bestehende Smart-Home- oder Nanoleaf-System zu Hause einen erweiterten Feature-Umfang. Abzüge bei der Wertung gibt’s für Ungenauigkeiten bei der Beleuchtung sowie Stolpersteine und Verbindungsprobleme beim Setup und in der App.
Wertung: 4,5 von 6 SternenInfo:
Nanoleaf